Fraport-Chef Schulte:"Wir sollten Körperscanner einführen"

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Bessere Technik kann das Risiko von Terroranschlägen verringern, sagt Stefan Schulte, Chef des größten deutschen Flughafens.

C. Busse, J. Flottau

Stefan Schulte, 49, ein gelernter Banker, ist seit September vergangenen Jahres Chef des größten deutschen Flughafens Fraport in Frankfurt und plädiert für die Einführung von Nacktscannern an deutschen Flughäfen. SZ: Kann eine Sicherheitspanne wie in München immer wieder passieren?

Stefan Schulte, 49, ist seit 2003 bei der Fraport AG (Foto: Foto: ddp)

Schulte: Das hätte natürlich nicht passieren dürfen, aber es handelt sich um einen Fehler im Einzelfall. Normalerweise stehen Polizisten dahinter, die hätten einschreiten müssen. Es war eben keine Sicherheitslücke. Anschließend hat man in München richtig reagiert und das Terminal geräumt. In Frankfurt hätten wir genauso gehandelt.

SZ: Gibt es überhaupt absolute Sicherheit?

Schulte: Nein, denn es passieren Fehler. Heute können Sie noch immer nicht jeden Sprengstoff finden. Deswegen wird bei den heutigen Kontrollen ja auch ein Zufallsalarm eingestellt, um weitere Stichproben durchzuführen. Nach dem jüngsten Anschlagsversuch in den USA werden diese Kontrollen nun deutlich häufiger gemacht.

SZ: Das Sicherheitspersonal ist in der Regel sehr schlecht bezahlt. Ist die Ausbildung nicht ausreichend?

Schulte: Ich will diesen Vorfall nicht verallgemeinern. Hier ist offenbar etwas in der Kommunikation bei den Mitarbeitern schiefgelaufen, vielleicht hätte der Kontrolleur rufen oder anders auf sich aufmerksam machen müssen. Aber nach allem, was wir wissen, ist die Arbeitsqualität bei den Kontrolleuren nicht davon abhängig, ob sie zehn oder 15 Euro pro Stunde verdienen. Die Aus- und Fortbildung ist für alle gleich, denn sie ist nach einem einheitlichen gesetzlichen Standard geregelt.

SZ: Was kann man tun?

Schulte: Wir sollten neue Technologien verwenden und Körperscanner einführen. Die Einwände im Zusammenhang mit den Persönlichkeitsrechten sehe ich nicht. Ist es nicht ein viel größerer Eingriff, wenn man am ganzen Körper abgetastet werden muss? Wir kontrollieren heute noch an den Flughäfen mit Methoden wie vor zwanzig Jahren. Körperscanner würden einen wesentlichen Fortschritt für die Sicherheit bringen. Die heutigen Scanner stellen schemenhaft den Körper durch Piktogramme dar. Die Technologie ist so weit fortgeschritten, dass die Mitarbeiter kein konkretes Abbild der Menschen sehen.

SZ: Aber werden dann nicht lange Schlangen und Wartezeiten an den Kontrollen entstehen?

Schulte: Nein, im Gegenteil. Im Durchschnitt dauert das pro Passagier 20 Sekunden. Die heutigen Geräte im USA-Verkehr liegen bei 40 bis 60 Sekunden, man könnte also auch wesentlich mehr Passagiere in kürzerer Zeit und mit mehr Komfort kontrollieren.

SZ: Und wer bezahlt das?

Schulte: Das müssen letztlich die Passagiere über die Sicherheitsgebühren bezahlen. Die Geräte sind mit bis zu 120000 Euro pro Stück nicht billig, aber es ist eine sinnvolle Investition, die letztlich pro Passagier auch günstiger wird.

© SZ vom 22.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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