Folgen der EZB-Politik:Bundesbank-Vorstand: Niedrige Zinsen suchen sich ihren Weg

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Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Bundesbank (Foto: dpa)

Er war jahrelang Investmentbanker. Jetzt beaufsichtigt Andreas Dombret als Vorstand in der Bundesbank die Finanzbranche. Ein Widerspruch?

Von Harald Freiberger, Meike Schreiber und Markus Zydra

Mehr als 50 Pokale, jeder Pokal steht für einen Deal: Im Büro von Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret, 55, gibt es eine große Vitrine mit Erinnerungen an seine berufliche Vergangenheit. Dombret war mehr als zehn Jahre Investmentbanker bei JP Morgan und Bank of America. Heute beaufsichtigt er Banken. Ein Widerspruch? "Ich bin mit mir im Reinen", sagt er und zitiert Édith Piaf: "Je ne regrette rien", er bedauere nichts.

Damals war er vor allem für Firmendeals zuständig, für Fusionen und Übernahmen. Das war nicht der Investmentbankingbereich, in dem die Sünden begangen wurden, die zur Finanzkrise führten. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen", sagt Dombret.

Die Bankenaufsicht, für die seit einem Jahr die Europäische Zentralbank verantwortlich ist, läuft nach seiner Ansicht schon sehr gut. Aber: "Früher wussten die Banker besser, woran sie im Dialog mit der Aufsicht sind. Jetzt ist das nicht mehr so; das müssen wir verbessern, damit die Institute besser einordnen können, wie die Aufsicht sie sieht." Es wäre ungesund, wenn die Banken Angst vor der Aufsicht hätten. Es gehe nicht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten, schließlich übernähmen Banken wichtige Funktionen, man könne sie auch überfordern.

Eine große Bedrohung für die Banken sieht Dombret in den Risiken, die mit der Digitalisierung verbunden sind. "Keine Frage: Sie steigen", sagte er. Inzwischen seien sie so groß, dass die Banken die IT zur Chefsache gemacht hätten. "Die Kriminellen werden zusehends professioneller", sagte Dombret mit Blick auf die zunehmenden Attacken auf das Onlinebanking. Gleichzeitig sammelten sich immer mehr Kundendaten auf den Bankservern an. Hinzu komme, dass die Institute viele Dienstleistungen ausgelagert, die Kontrolle also ein Stück weit abgegeben hätten.

Auch die anhaltend niedrigen Zinsen machen Dombret Sorgen. Selbst Negativzinsen für Privatkunden seien vorstellbar. "Sollte die Phase lange anhalten, dann suchen sich die niedrigen Zinsen ihren Weg, wie das Wasser durch die Kanäle", sagt Dombret. Negative Zinsen seien aber "für Privatkunden durchaus ein schwer zu vermittelndes Signal".

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