Fernbus:36 Millionen fahren Flixbus

Lesezeit: 2 min

Flix fährt einen Rekordumsatz ein. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigert das Unternehmen den Umsatz um 54 Prozent. (Foto: imago/Reiner Zensen)

Mehr Passagiere im ersten Halbjahr, neue Haltestellen in Finnland und Griechenland: Flix erzielt das erfolgreichste Halbjahr seiner Firmengeschichte. Und hat noch weitere Pläne.

Von Jens Többen

Es wäre nicht auszuschließen, dass Flix-Chef André Schwämmlein manchmal vor dem Schlafengehen der Deutschen Bahn dankt. Denn Flix dürfte davon profitieren, dass die Zufriedenheit vieler Kunden mit der Deutschen Bahn derzeit nicht sonderlich groß ist. Zumindest sprechen die Zahlen des Unternehmens eine deutliche Sprache. Die erste Hälfte von 2023 ist das bisher erfolgreichste Halbjahr seit der Gründung. 860 Millionen Umsatz hat Flix mit seinen Bussen und Zügen eingefahren.

"Flix steht im September 2023 besser da denn je", sagt Schwämmlein. Im ersten Halbjahr von 2023 beförderte die Firma 36 Millionen Menschen weltweit. Anders als im Vorjahreszeitraum weist das Unternehmen auch einen Gewinn vor. Dieser liegt vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 26 Millionen Euro. Dass Flix in der Pandemie starke Einbußen verzeichnete, davon ist kaum noch etwas zu sehen. Für dieses Jahr erwartet die Firma eine Umsatzsteigerung von 25 Prozent, das wären dann mehr als 1,8 Milliarden Euro und damit das Doppelte des Jahresumsatzes von 2019.

Schwämmlein selbst trifft keine Aussage darüber, ob Flix von der Unzufriedenheit mit der Deutschen Bahn profitiere. Das Geschäft von Flix umfasst deutlich mehr als nur Deutschland. So erschloss die Firma in diesem Jahr erstmals Finnland und Griechenland und ist damit in der gesamten Europäischen Union vertreten. Mittlerweile bietet das Unternehmen in 41 Ländern Personentransport an, auch Südamerika sei nun im Fokus. "Wir haben in Brasilien die größte Expansion, die wir seit der Gründung hatten", sagt Schwämmlein. Auch in Chile sollen die grünen Busse von Flix noch in diesem Jahr starten.

Flixbus hat manche Linien ausgedünnt

Der heimische Markt in Europa erwirtschaftet mehr als die Hälfte des Umsatzes. Unter anderem hätten Nachholeffekte der Pandemie eine Rolle gespielt, sagt Finanzchef Christoph Debus. In Deutschland laufe das Geschäft profitabel. Doch es gibt auch Konkurrenz: Medienberichte meldeten kürzlich, bis zu 20 Prozent der innerdeutschen Strecken könnten wegen des Deutschlandtickets wegfallen. Debus nennt diese Berichte übertrieben, die wirtschaftlichen Auswirkungen seien auf schriftliche Nachfrage minimal. Debus räumt ein, dass das Unternehmen manche Taktungen oder Linien ausgedünnt habe. Zum Beispiel sei die Linie von Hamburg an die Ostseeküste betroffen. So verwundert es nicht, dass Debus und Schwämmlein fordern, Flixbus müsse Teil des Deutschlandtickets werden.

Auch die eigene Zugflotte Flixtrain hatte Probleme. Die Streiks der Gewerkschaft EVG betrafen auch die Züge von Flix. Zum Ausbau dieses Sektors trifft Schwämmlein aber keine konkreten Aussagen. Er verweist darauf, dass es sich um ein langfristiges Projekt handle. Aktuell fahren die grünen Züge nur in Deutschland und Schweden, welche Rolle sie für den Umsatz spielen, ist unklar. "Wir veröffentlichen weder Zahlen auf Länder- noch Zugebene", heißt es von Finanzchef Debus.

"Ein Börsengang ist eine Option für uns."

Seit einem halben Jahr steht eine weitere Frage immer wieder im Raum: Wird Flix an die Börse gehen und wenn ja, wann? Das Unternehmen ist auffällig still, was das Thema angeht. In Medienberichten hieß es zuletzt, der Börsengang sei für das erste Halbjahr 2024 geplant und die Firma habe die Banken J.P. Morgan, Goldman Sachs und BNP bereits als Berater ausgewählt. Mit rund vier Milliarden Euro könne die Firma dann bewertet werden. In der Pressekonferenz äußerten sich die Geschäftsführer dazu nicht konkret. Von Finanzchef Debus heißt es nur: "Ein Börsengang ist eine Option für uns."

Ein weiteres Thema für Flix ist der Umgang mit der Klimaneutralität, es soll ja nicht nur das Design der Busse grün sein. 50 Busse sollen bis 2025 die Fahrt mit Biogas aufnehmen. Von den weltweit rund viertausend Bussen sei das zugegeben nur ein kleiner Teil, sagt Schwämmlein. Auch andere Technologien wie Wasserstoff werden aktuell geprüft, man wolle nicht nur auf eine Technologie setzen. Bis 2050 will Flix weltweit klimaneutral werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivFlixbus
:"Die Deutsche Bahn will nicht den bestmöglichen Fernverkehr"

Flix-Chef André Schwämmlein wirft der Deutschen Bahn vor, den Wettbewerb zu behindern, und zwar massiv. Wie er ihr trotzdem Konkurrenz machen will und was passieren muss, damit die Deutschen besser reisen können.

Interview von Caspar Busse und Vivien Timmler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: