Finanztest: Krankenversicherung:Zahlen, bis der Arzt kommt

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Im Einbettzimmer dösen oder im Wartezimmer schmoren? Mit einer privaten Krankenversicherung haben Patienten manche Vorteile. Doch es gibt einige Fallstricke. "Finanztest" zeigt, worauf Versicherte achten sollten.

Finanztest hat die Leistungen von gesetzlichen und privaten Versicherungen verglichen und zeigt, worauf es bei der Wahl der Krankenversicherung ankommt.

Wer holt den besseren Doktor? Private oder gesetzliche Krankenversicherungen? (Foto: dpa)

Entscheidung fürs Leben

Seit Anfang 2011 stehen wieder mehr Menschen vor der Wahl: Kasse oder privat? Arbeitnehmer dürfen sich nun wieder privat versichern, wenn ihr Einkommen im Jahr 2010 über der "Versicherungspflichtgrenze" von 49.950 Euro brutto lag.

Bisher musste ihr Verdienst drei Jahre lang über der Grenze liegen. Beamte und Selbstständige dürfen seit eh und je in die Private wechseln - egal, wie viel sie verdienen.

Doch Achtung: Die Wahl der Versicherung ist oft eine Entscheidung fürs Leben. Denn zurück in die gesetzliche Versicherung können Versicherte meist nur, wenn sie als Arbeitnehmer mit ihrem Einkommen unter der Versicherungspflichtgrenze liegen. Ab einem Alter von 55 Jahren bleibt der Weg zurück in die gesetzliche Versicherung aber in fast allen Fällen versperrt.

Private: Garantierte Leistung hat ihren Preis

Der Vorteil der privaten Krankenversicherung: Der Versicherte hat ein Leben lang Anspruch auf die vertraglich vereinbarten Leistungen. In den meisten Tarifen bezahlen die Versicherer mehr Honorar an Ärzte, übernehmen auch rezeptfreie Medikamente, Behandlungen durch Heilpraktiker und die Kosten für den Chefarzt.

Das hat seinen Preis: Die Beiträge sind für junge Gutverdiener zwar oft niedriger als in der Gesetzlichen, sie können im Laufe des Lebens aber kräftig steigen. Egal, wie viel der Versicherte dann verdient, er muss sie bezahlen. Sein Einkommen spielt keine Rolle.

Gesetzliche: Wer wenig verdient, zahlt wenig

Der Vorteil der gesetzlichen Krankenversicherung: Der Beitrag richtet sich nach dem Einkommen. Wer wenig verdient, zahlt wenig. Nicht berufstätige Ehepartner und Kinder sind kostenlos mitversichert. Gesetzlich Versicherte müssen sich also weniger um Beiträge sorgen.

Dafür sind die Leistungen nicht sicher. Die Politik kann sie jederzeit kürzen. In den vergangenen Jahren haben Politiker die Praxisgebühr eingeführt, den Zuschuss für Zahnersatz gekürzt und die Erstattung für Brillen und rezeptfreie Medikamente gestrichen.

Beamte liegen bei der Privaten meistens richtig. Der Dienstherr zahlt für sie Beihilfe anstelle des Arbeitgeberzuschusses. Nur für den verbleibenden Teil der Kosten braucht ein Beamter eine private Versiche­rung. Diese ist dann sehr günstig. Wählt ein Staatsdiener die gesetzliche, zahlt er dort hingegen den vollen Beitrag.

Arbeitnehmer und Selbstständige erhalten normalerweise keine Beihilfe und ihr Einkommen ist auch nicht für alle Zeit sicher. Für sie ist die Private immer ein finanzielles Risiko. Daher ist für sie die gesetzliche Versicherung meistens die bessere Wahl.

Achtung: Beiträge steigen und steigen

Weil die Lebenserwartung und die Gesundheitskosten stetig zunehmen, müssen die Versicherer die Beiträge regelmäßig neu kalkulieren. Daher steigen die Beiträge. Als Faustregel gilt: Nach 30 Jahren hat sich der Beitrag mindestens verdreifacht. Um nach Eintritt ins Rentenalter die Beiträge stemmen zu können, sollten Versicherte Monat für Monat Geld zur Seite legen.

Wer nicht verbeamtet ist und daher keine Beihilfe bezieht, sollte im Monat zusätzlich zum Beitrag ungefähr 150 bis 250 Euro ansparen. Denn ist der Beitrag einmal zu hoch, bleibt meistens nur der Wechsel in einen anderen Tarif - mit weniger Leistungen.

Was ein guter Tarif leistet - und was er kostet

Ein ausreichender Schutz kostet für gesunde Menschen schon zu Beginn des Vertrags einige hundert Euro im Monat. Für Frauen sind die Beiträge ungefähr ein Drittel höher. Sie leben laut Statistik länger als Männer, der Versicherer muss mehr für ihr Alter sparen.

Nicht immer leistet die private Krankenversicherung mehr als die gesetzlichen Kassen - das gilt in vielen Fällen etwa für die Erstattung bei Psychotherapie oder bei Verdienstausfall bei langer Krankheit. Für die Sterbebegleitung im Hospiz oder die häusliche Krankenpflege nach einem Krankenhausaufenthalt zahlen die Privaten in der Regel sogar gar nichts.

Die Finanztest-Tipps zeigen, was privat Versicherte beachten müssen.

Welche Lücken die Verträge der privaten Krankenkassen aufweisen, erfahren Sie hier.

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