Fiktive Firmen in Filmen und Serien:Gibt's doch gar nicht!

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Los Pollos Hermanos: das fiktionale Restaurant aus der TV-Serie "Breaking Bad" (Foto: Richard B. Levine/imago)

Die Fast-Food-Kette Los Pollos Hermanos aus "Breaking Bad", das Café Central Perk aus der Sitcom "Friends", das Bier Duff von den "Simpsons": alles erfunden, und genau deshalb so wertvoll.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Das Gruselfest Halloween steht vor der Tür. Die Clique des Sohnes hat verabredet, die Straßen als Figuren der TV-Serie "Breaking Bad" heimzusuchen. Einer wird also Gus Fring sein, der seine Fast-Food-Kette Los Pollos Hermanos als Tarnung für die Distribution von Drogen verwendet. Er braucht deshalb ein paar frittierte Hühnchenflügel in einem Los-Pollos-Harmanos-Eimer sowie ein T-Shirt mit dem Logo, auf dem zwei glückliche Comic-Hühner zu sehen sind. Das Verrückte: Es gibt diese Firma gar nicht, sie existiert nur in der Serie und deren Spin-Off "Better Call Saul". Das noch Verrücktere: Es gibt diesen Hühnchen-Eimer und das T-Shirt mit dem Logo darauf.

Einer aktuellen Erhebung zufolge ist Los Pollos Hermanos die beliebteste der Firmen, die es gar nicht gibt. Auf Google gibt es weltweit pro Monat durchschnittlich 187 000 Suchanfragen. Platz zwei: Büroartikel-Vertreiber Dunder Mifflin aus der Mockumentary "The Office" (92 000), dahinter das Untersee-Restaurant Krusty Krab aus "Spongebob Squarepants" (86 000).

Das Café Central Perk aus der Sitcom "Friends" (Foto: AFP)

Das Erfinden fiktiver Unternehmen ist eine der Sparten der Unterhaltungsbranche, über die kaum geredet wird, obwohl sie unfassbar interessant sind. Es geht nicht nur darum, dass die Figuren irgendwo arbeiten (Platz neun: die Werbeagentur Sterling Cooper aus "Mad Men"), sich irgendwo treffen (Platz vier: das Café Central Perk aus der Sitcom "Friends"), was trinken (Platz fünf: Brauerei Duff Beer aus der Zeichentrickserie "The Simpsons") oder Superhelden-Gadgets herstellen (Plätze sechs und acht: Stark Industries von Iron Man und Wayne Enterprises von Batman). Es müssen Unternehmen sein, die derart glaubhaft daherkommen, dass sie tatsächlich existieren könnten - inklusive Logo und Firmengeschichte.

Unvergessen ist der Big Kahuna Burger

Also, am Beispiel von Los Pollos Hermanos: in Mexiko gegründet vom chilenischen Einwanderer Gus Fring, der einem, natürlich fiktiven, Reklamefilm zufolge das Rezept seiner Onkel verwendet. Es gibt 14 Filialen, in den Trucks werden Drogen von Mexiko in die USA geschmuggelt. Später wird die Kette Teil des fiktiven deutschen Logistik-Konglomerats Madrigal Electromotive GmbH.

Ja, so geht es bisweilen zu; und die bekanntesten Firmen werden zu popkulturellen Phänomenen; unvergessen der Big Kahuna Burger, in den Samuel L. Jackson in "Pulp Fiction" beißt und der seitdem in fast allen Filmen von Quentin Tarantino zu sehen ist - zuletzt als Bus-Reklame in "Once Upon a Time in Hollywood".

Wenn etwas derart bekannt ist, dann lässt sich das auch vermarkten. Die Produktionsfirmen planen mit diesen Einnahmen. Das Friends-Café Central Perk zum Beispiel ist unter der Nummer 2664417 im US-Handelsregister eingetragen. Seit August gibt es Kaffee der Sorten "How You Doing?", "Pivot Blend", "We were on a Coffee Break" - allesamt Anspielungen auf unvergessene Zitate aus der Serie. Im Frühjahr 2023 soll die erste Filiale außerhalb des Warner-Bros-Studiogeländes eröffnet werden.

Gus Fring wird von "Breaking Bad" von Protagonist Walter White getötet, die Fast-Food-Kette durch die tatsächlich existierende Burger-Burrito-Kette Twisters ersetzt - und die verkündete ein Jahr später, dass der Umsatz deshalb um zehn Prozent gestiegen sei. Dort will die Clique aber nicht essen an Halloween, sondern, kein Witz, in der Bubba Gump Shrimp Company auf dem Santa Monica Pier - eröffnet zwei Jahre nach "Forrest Gump".

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