Feuerwerk:Geböllert wird immer

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Der Verkauf startet am Donnerstag: Silvesterraketen und Böller sind nach wie vor beliebt. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Die Kritik an Raketen, Böllern und anderem zu Silvester nimmt zu. Doch vielen ist das egal: Die Hersteller rechnen auch in diesem Jahr mit guten Umsätzen.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie rechnet zum Jahreswechsel mit einer weiterhin hohen Nachfrage nach Silvesterfeuerwerk, ähnlich gut wie im vorigen Jahr. 2022 hatte die Branche einen Rekordumsatz von 180 Millionen Euro erzielt. "Die Nachfrage war riesig, der Nachholbedarf ganz offensichtlich hoch", sagte Geschäftsführer Klaus Gotzen. Feuerwerk war coronabedingt an Silvester 2020 und 2021 verboten worden. Die Branche sei optimistisch, dass die Nachfrage in diesem Jahr erneut gut sein werde, betonte Gotzen. Feuerwerk steht immer wieder in der Kritik, nicht nur wegen des Mülls, sondern auch wegen der Umwelt-, Lärm und Gesundheitsbelastung sowie der Verletzungsgefahr.

Die Feuerwerksbranche generiert 90 Prozent des Jahresumsatzes an den drei Werktagen vor Silvester. Am Donnerstag soll bundesweit der Verkauf von Raketen, Böllern und anderem an Verbraucherinnen und Verbraucher beginnen. Das Bremerhavener Feuerwerksunternehmen Comet wollte bereits um 6 Uhr seine Tore öffnen, wie es vorab mitteilte. Comet hatte im vorigen Jahr einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro erzielt. "Es wäre schön, annähernd daran wieder ranzukommen", sagte Geschäftsführer Richard Eickel. Comet hat in Deutschland einen Marktanteil von 30 Prozent, produzieren lässt das Unternehmen in China.

Die Verpackungen sollen weniger Plastikanteil haben

Zu den Wettbewerbern gehören Nico aus Berlin und Weco aus Eitorf in Nordrhein-Westfalen. Weco ist nach eigenen Angaben der einzige verbliebene größere deutsche Hersteller von Feuerwerk. Auch Weco ist mit Blick auf das diesjährige Silvestergeschäft optimistisch. "Wir haben Rückenwind aus der vergangenen Saison", betonte Vertriebsleiter Oliver Gerstmeier. Die Branche setzt seit dem vorigen Jahr auf Pyrotechnik und Verpackungen mit weniger Plastikanteil. Raketen-Spitzkappen, Standfüße oder Zündschnurabdeckungen, die bisher aus Plastik bestanden, wurden den Angaben zufolge durch Pappe oder Pflanzenfasern ersetzt. PVC-Verpackungen wurden durch Pappschachteln ausgetauscht. "Wir haben unser Sortiment umgestellt", sagte Comet-Geschäftsführer Eickel. Mit der Reduzierung der Plastikanteile würden "Hunderte Tonnen Müll eingespart", betonte Verbandschef Gotzen.

Das Feuerwerk in Köln im vergangenen Jahr. (Foto: Thomas Banneyer/dpa)

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sollten abgebrannte Feuerwerkskörper, Mehrschussbatterien und Böller dennoch keinesfalls in der Papiertonne entsorgt werden. Wegen der enthaltenen Chemikalien gehören sie in den Restmüll, wie die Behörde in einer im Dezember veröffentlichten Broschüre schreibt. Um zu vermeiden, dass die giftigen Reststoffe mit Regen- oder Schmelzwasser weggespült werden und so in den Boden und in Gewässer gelangen, sollte der Müll zeitnah entsorgt werden. Vieles bleibt aber häufig auf Straßen und Gehwegen liegen. Der Verband kommunaler Unternehmen teilte mit, dass allein in den fünf größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main die kommunalen Abfallentsorger am Neujahrstag regelmäßig rund 200 Tonnen Silvesterabfall entfernen.

Zuletzt erneuerte die Deutsche Umwelthilfe ihre Forderung nach einem Böllerverbot zum Jahreswechsel. Der Naturschutzbund Hamburg ruft dazu auf, freiwillig auf Feuerwerk zu verzichten. Feuerwerk bringe nicht nur eine enorme Belastung durch Feinstaub und viel Müll mit sich, es schade auch den Wildtieren, so der Nabu Hamburg. Die Branche reagierte auf die Kritik mit einem Sortiment von geräuschreduzierten Böllern, der sogenannten Silence Line. Diese sei leiser als das übliche Feuerwerk, sagte Eickel. Der Schwerpunkt werde dabei statt auf Knall- auf Leuchteffekte gesetzt.

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