Facebook-Pläne:Drohnen für mehr Internet

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Mit diesen Drohnen will Facebook angeblich weltweit den Internetzugang ermöglichen. (Foto: http://titanaerospace.com/multimedia/media-kit/)

In Ballons und Drohnen wollen Google und Facebook das Internet in bisher abgeschnittene Regionen der Welt fliegen lassen. Dabei geht es nicht nur um Nächstenliebe.

Von Charlotte Dietz

Er will die ganze Welt vernetzen, davon hat Mark Zuckerberg schon als Student immer geredet. Im Jahr 2014 haben immer noch über vier Milliarden Menschen weltweit keinen Internetzugang, vor allem in jenen Teilen Afrikas und Asiens, die bisher nur schlecht mit Datennetzen erschlossen sind. Der Facebook-Chef will das ändern - und dafür angeblich auch Drohnen einsetzen.

Der Konzern verhandelt einem Bericht des Technologie-Blogs Techcrunch zufolge über den Kauf des Drohnenherstellers Titan Aerospace für 60 Millionen Dollar - ein Schnäppchen im Vergleich zum Kauf des Nachrichtendienstes WhatsApp für 19 Milliarden. Titan soll demnach 11 000 Drohnen bauen, die in 20 Kilometern Höhe ihre Kreise ziehen. Sie sollen als drahtlose Einwahlstationen dienen. Mit Solarenergie betrieben sollen die sich fünf Jahre in der Luft halten können, ohne landen zu müssen.

Die Firma sitzt in New Mexico, seit mehreren Jahren das wichtigste Testgebiet für unbemannte Flugvehikel. Sie wurde 2012 von Max Yaney gegründet und begann, "atmosphärische Satelliten" zu bauen. Den Begriff mag Yaney lieber als "Drohnen". Die Flieger arbeiten ähnlich wie Satelliten, sollen aber billiger und schneller sein.

Drohnen passen in die Strategie von Internet.org. So heißt die Initiative, zu der sich Facebook, Samsung und weitere Technologie-Konzerne im August 2013 zusammen geschlossen haben. Erklärtes Ziel der Allianz: Das Internet in der Welt verbreiten. Insofern liegt der Schluss nahe, dass Facebook in dem Bereich auch kräftig investieren will.

Internet.org erklärt das Internet zum Heilsbringer und Problemlöser für die Dritte Welt. Auf der Startseite zeigt ein Video, wie Menschen auf dem Smartphone einen Text über Nelson Mandela lesen oder erste französische Sätze tippen. Für Zuckerberg ist Internetzugang ein Menschenrecht. Und natürlich ein vielversprechendes Geschäft: Während die westlichen Märkte geradezu gesättigt sind, haben in Afrika gerade einmal 16 Prozent der Menschen Zugang zum Netz. 48,3 Millionen Nutzer hat das soziale Netzwerk dort. Die Rechnung ist einfach - mehr Internetnutzer sind mehr potenzielle Facebook-Nutzer.

Ein funkender Ring aus Ballons

Auch wenn es um die Rettung der Welt geht, konkurrieren die großen IT-Konzerne miteinander. Google will das Internet schon länger in abgelegene Regionen bringen, allerdings setzt das Unternehmen auf traditionellere Fluggeräte. Im vergangenen Juni präsentierte der Konzern das Projekt "Loon": Ein Ring aus Ballons soll vom Wind in doppelte Flugzeughöhe über die Erde getragen werden und dort Internet mit 3G-Geschwindigkeit bereitstellen. Computeralgorithmen sollen die Route managen.

Kritisiert wurde Googles Coup im Sommer unter anderem vom Microsoft-Gründer und Philanthropen Bill Gates. Der Bloomberg Businessweek sagte er, Ballons würden auch nichts daran ändern, dass die Menschen in Afrika an Malaria sterben. Gates' Stiftung setzt viel Geld im Kampf gegen die Krankheit ein. Auch die Reaktionen aus dem Kontinent selbst waren eher zurückhaltend: "Gut, wenn die Ballons Internet zu ein paar Menschen in die Wildnis bringen", sagte Jackson Hungu von der Clinton Health Access Initiative in Kenia der MIT Technology Review. Wirklich Sinn mache das aber nur, wenn die Ballons zugleich wichtige Informationen aus den abgelegenen Regionen lieferten, zum Beispiel über Klima und Landwirtschaft.

Der kenianische Technikunternehmer Phares Kariuki bemängelte, dass der Zugang zum Internet keine Universallösung sei, besonders solange Smartphones und Laptops für viele Menschen unerschwinglich seien. Bezahlbare Geräte gehören allerdings ebenfalls zum Ziel von Internet.org. Und auch andere Hersteller möchten daran arbeiten: Jüngst präsentierte Mozilla auf dem Mobile World Congress in Barcelona ein Smartphone für 25 Dollar, speziell entwickelt für Kunden in Schwellenländern.

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