Ölkonzern:Exxon Mobil mit Rekordgewinn

Ölkonzern: Eine Raffinerie von Exxon Mobil in Billings im US-Bundesstaat Montana.

Eine Raffinerie von Exxon Mobil in Billings im US-Bundesstaat Montana.

(Foto: Matt Brown/AP)

Der US-Konzern profitierte 2022 massiv von hohen Energiepreisen - und beschwert sich über die europäische Übergewinnsteuer.

Von Nakissa Salavati

Für den US-Konzern Exxon Mobil gehen Dinge zusammen, die andere eher als Widerspruch bezeichnen würden. "Die Bedürfnisse der Welt stillen - und gleichzeitig Emissionen verringern", so beschreibt der zweitgrößte Ölkonzern der Welt sein derzeitiges Geschäft. Man könnte auch sagen: Das Unternehmen verdient gerade so viel wie nie mit fossilen Energien, weiß aber auch, dass diese Quellen endlich sind.

Exxon Mobil hat an diesem Dienstag die Zahlen des vergangenen Jahres vorgelegt und es zeigt sich, was sich bereits für alle Ölmultis im Herbst deutlich ankündigte: Es war ein Rekordjahr. 2022 hat Exxon Mobil einen Gewinn von 59 Milliarden Dollar gemacht, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 157 Prozent. Rein rechnerisch hat das Unternehmen 6,7 Millionen Dollar pro Stunde verdient. Der Konzern übertrifft damit auch seinen bisherigen Jahresrekord von mehr als 45 Milliarden Dollar im Jahr 2008. Seitdem hat der Konzern die Kosten reduziert, um noch profitabler zu werden. Die Erträge und der Cashflow lägen doch deutlich über dem Vorjahr, sagte Finanzchefin Kathy Mikells.

Hohe Nachfrage, hohe Preise

Für die Welt war 2022 vor allem ein Krisenjahr: Russland hat die Ukraine überfallen, die Erdgaslieferungen aus Russland nach Europa wurden eingestellt, die Nachfrage nach alternativen und schnellen Energielieferungen - etwa aus den USA - ist massiv. Viele Staaten, auch Deutschland, setzten mittelfristig noch auf fossile Energien. Die Folge sind weiterhin vergleichsweise hohe Öl- und Gaspreise. Gute Gewinne erwirtschaften die Konzerne also auch im Raffineriegeschäft, wo Rohöl etwa zu Benzin verarbeitet wird. Die großen Energiekonzerne, BP, Shell und Total, legen alle in den kommenden Tagen ihre Jahresgewinne vor. Experten erwarten, dass sie, zusammen mit Exxon Mobil und Chevron, auf fast 200 Milliarden Dollar kommen dürften.

Dass Unternehmen wegen der Weltlage so viel Geld verdienen, halten viele für unmoralisch, Kritiker sprechen daher von Krisen- oder Zufallsgewinnen. Staaten haben bereits entsprechende Abgaben auf einen Teil der Gewinne eingeführt. Auch in der EU müssen Mitgliedsländer eine entsprechende Abgabe einfordern. Exxon Mobil hat gegen die neue Steuer in der EU geklagt. Im vierten Quartal koste ihn die Steuer 1,3 Milliarden Dollar. Finanzchefin Mikells sagte, eine Übergewinnsteuer sei "schlechte Politik".

Einen Teil der Einnahmen zahlen die Ölkonzerne auch an ihre Aktionäre aus. Exxon Mobil zum Beispiel zahlte 2022 etwa 15 Milliarden Dollar an Dividenden. Außerdem will das Unternehmen bis 2024 Aktien im Wert von 50 Milliarden Dollar zurückkaufen. Auf diese Weise steigt die Nachfrage nach den Papieren, und auch der Kurs.

Die US-Regierung fordert, die Unternehmen sollten lieber in Energieprojekte investieren. Im November und kurz vor den Midterm-Wahlen hatte US-Präsident Joe Biden gedroht: "Die Ölindustrie hat die Wahl" - entweder sie senke die Preise an der Zapfsäule oder zahle eine höhere Steuer auf übermäßige Gewinne. Bislang ist es bei den Drohungen geblieben. Außerdem unterstützt die US-Regierung den Ausbau von Zukunftstechnologien und die heimische Industrie mithilfe des Inflation Reduction Act. Exxon plant mehr Investitionen in saubere Energien wie Wasserstoff und Biokrafstoffe, will aber auch mehr Öl fördern. Die Haltung zum Subventionsprogramm: richtig, aber noch lange nicht ausreichend.

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