Kiel:Fachaufsichtsbeschwerde gegen Windkraft-Genehmigungen

Lesezeit: 2 min

Kiel (dpa/lno) - Gegen Ausnahmegenehmigungen für Windkraftanlagen hat der Landesverband Vernunftkraft Schleswig-Holstein Fachaufsichtsbeschwerde im Innenministerium eingereicht. Die Beschwerde sei am Dienstag eingegangen, bestätigte am Mittwoch ein Ministeriumssprecher in Kiel. Innenminister Hans Joachim Grote (CDU) sagte, die Beschwerde werde geprüft und bewertet werden. Die Energiewende könne nur mit der Windkraft gelingen.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Kiel (dpa/lno) - Gegen Ausnahmegenehmigungen für Windkraftanlagen hat der Landesverband Vernunftkraft Schleswig-Holstein Fachaufsichtsbeschwerde im Innenministerium eingereicht. Die Beschwerde sei am Dienstag eingegangen, bestätigte am Mittwoch ein Ministeriumssprecher in Kiel. Innenminister Hans Joachim Grote (CDU) sagte, die Beschwerde werde geprüft und bewertet werden. Die Energiewende könne nur mit der Windkraft gelingen.

Die Vorsitzende des Landesverbands, Susanne Kirchhof, nannte als Hintergrund der Beschwerde, nach Angaben der Bundesnetzagentur (BNA) seien seit 2013 die Kosten für abgeregelten Windstrom und Einspeisemanagement-Maßnahmen massiv angestiegen, wobei der weitaus größte Anteil davon in Schleswig-Holstein anfalle. Solange die Synchronisierung des Ausbaus von Windkraftanlagen und Netzkapazität nicht gegeben sei, „ist keine weitere Windkraftanlage zu genehmigen“, meinte Kirchhof.

Nach ihren Angaben betrugen die Kosten für abgeregelten Strom im Jahr 2017 mehr als 350 Millionen Euro allein in Schleswig-Holstein. Die Schleswig-Holstein Netz AG verwies am Mittwoch darauf, dass 2018 die Summe gesunken ist. Die Entschädigungsansprüche von Betreibern von Erneuerbaren-Energien-Anlagen betrugen demnach 2018 rund 230 Millionen Euro für EE-Anlagen an Land und 64 Millionen Euro für die Abregelung von Wind Offshore.

Im vergangenen Jahr sank die Menge des abgeregelten Öko-Stroms um 15 Prozent im Vergleich zu 2017, wie das Energieministerium bereits im Mai mitteilte. Insgesamt wurden in 2018 rund 11 Prozent der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein abgeregelt. In 2017 waren es noch rund 12,6 Prozent gewesen. „Die 2018 gesunkenen Abregelungen sind eine Bestätigung für erste Erfolge und weitere Notwendigkeit des zügigen Ausbaus von Stromnetzen und Flexibilitäten“, sagte Energieminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) am Mittwoch.

Die in die Stromnetze aufgenommene Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien seien in den vergangenen Jahren „weiter und deutlich angestiegen - ein Indikator dafür, dass Netzausbau- und Netzmanagementmaßnahmen in Schleswig-Holstein zu wirken beginnen“, ergänzte eine Sprecherin der Schleswig-Holstein Netz AG in Quickborn.

„Zur Vermeidung langanhaltender Netzengpässe südlich der Elbe braucht es dringend mehr Tempo bei den großen Nord-Süd-Leitungen“, hatte Albrecht im Mai betont. In Schleswig-Holstein werde ein wesentlicher Netzengpass mit der Fertigstellung der Westküstenleitung bis nach Klixbüll (2022) beziehungsweise nach Dänemark (2023) behoben.

„Wir werden noch in diesem Jahr weitere wichtige Schritte zur Entspannung der Netzsituation in Schleswig-Holstein sehen“, sagte Albrecht. Als Beispiele nannte er die sogenannte Elbekreuzung bei Haseldorf, die noch im zweiten Quartal in Betrieb genommen werden soll. Dann kann über eine neue 380-Kilovolt-Leitung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen mehr Strom transportiert werden.

Schleswig-Holstein hat sich, wie Albrecht am Mittwoch betonte, bewusst für eine Teilfortschreibung der Regionalpläne auf Landesebene entschieden, um landesweit rund 2 Prozent der Landesfläche für die Windenergienutzung durch Vorranggebiete zur Verfügung zu stellen. Das bedeute, „dass rund 98 Prozent der Landesfläche nicht für die Windenergie nutzbar sind und damit eine konzentrierte Windenergieplanung erfolgt, die gleichermaßen andere Interessen, wie den Schutz der Menschen, Arten, Umwelt, Natur sowie wirtschaftliche Interessen, berücksichtigt.“ Der Planungsprozess werde transparent geführt. „In diesem Prozess werben wir auch bei den Menschen vor Ort, den weiteren Ausbau der Windenergie zu akzeptieren, denn ohne diesen wird uns die Energiewende nicht gelingen.“

Grote betonte, in einer Demokratie bestehe die Aufgabe der Regierungspolitik immer darin, die jeweiligen Maximalforderungen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen zu tragfähigen Kompromissen zusammen zu führen. Die mit der neuen Windkraftplanung vorgesehenen größeren Siedlungsabstände stellten beispielsweise einen solchen Kompromiss dar, mit dem die Landesregierung wesentliche Forderungen des heutigen Vernunftkraft e.V. aufgegriffen habe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: