Fürth:Stromproduktion sinkt: Ökostrom erstmals auf Platz eins

Lesezeit: 2 min

Fürth/München (dpa/lby) - Die bayerische Stromproduktion sinkt wegen des schrittweisen Atomausstiegs kontinuierlich. Nach den am Dienstag veröffentlichten neuen Zahlen des Statistischen Landesamts in Fürth produzierten Bayerns Kraftwerke im vergangenen Jahr noch 81 500 Gigawattstunden Strom, knapp 5000 Gigawatt weniger als im Vorjahr. Der Hauptgrund: 2015 war das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld abgeschaltet worden. Auch in den Vorjahren war die Stromproduktion bereits zurückgegangen.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Fürth/München (dpa/lby) - Die bayerische Stromproduktion sinkt wegen des schrittweisen Atomausstiegs kontinuierlich. Nach den am Dienstag veröffentlichten neuen Zahlen des Statistischen Landesamts in Fürth produzierten Bayerns Kraftwerke im vergangenen Jahr noch 81 500 Gigawattstunden Strom, knapp 5000 Gigawatt weniger als im Vorjahr. Der Hauptgrund: 2015 war das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld abgeschaltet worden. Auch in den Vorjahren war die Stromproduktion bereits zurückgegangen.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien setzte sich zwar ebenfalls fort, doch reicht das nach wie vor nicht, um die Lücke durch den fehlenden Atomstrom zu ersetzen. Wasser, Wind, Sonne und Biomasseanlagen produzierten gut 35 000 Gigawattstunden Strom, 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Erstmals hatten die erneuerbaren Energien mit gut 43 Prozent den größten Anteil an der bayerischen Stromerzeugung.

„Der Spitzenplatz der erneuerbaren Energien bei Stromerzeugung in Bayern zeigt, wie erfolgreich die Energiewende in Bayern verfolgt wird“, sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). „Der Freistaat liegt beim Ausbau der erneuerbaren Energien weit über Plan.“ Das Ziel, bis 2025 70 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien bereitzustellen, sei schon zu weit mehr als der Hälfte erreicht.

Die Grünen sehen die Entwicklung weit weniger positiv, insbesondere weil die Staatsregierung den Ausbau der Windkraft durch die so genannte 10H-Regelung so stark gebremst hat, dass nur noch wenige neue Windräder beantragt werden. Die Vorschrift besagt, dass der Mindestabstand eines Windrads zur nächstgelegenen Ansiedlung mindestens das Zehnfache der Bauhöhe betragen muss - bei 200 Metern Höhe sind das zwei Kilometer.

Damit ist der Windradbau in vielen Regionen Bayerns sehr erschwert worden. In diesem Jahr seien bisher lediglich vier Anträge für neue Windräder bei den Genehmigungsbehörden eingegangen, kritisierte der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig. „10H muss weg. Mit dieser Irrsinns-Regelung ist kein Klimaschutz in Bayern möglich.“

Stümpfig warf Aigner vor, ihre Erfolgsmeldung sei nur Schall und Rauch. „In der Bilanz taucht nicht auf, dass der heimische Atomstrom in den nächsten Jahren durch Kohlestrom aus anderen Bundesländern ersetzt wird.“

Zu den Kritikern der CSU-Energiepolitik zählt auch der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK), wenn auch aus anderen Gründen. Da die heimische Stromproduktion im nächsten Jahrzehnt nach der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks den Bedarf in Bayern nicht mehr decken wird, fürchtet die Wirtschaft steigende Preise und ein wackeliges Stromnetz.

Im kommenden Jahr wird der Anteil des Atomstroms an der bayerischen Stromproduktion auf jeden Fall weiter sinken - und deswegen der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion automatisch steigen, auch wenn keine einzige neue Ökostromanlage ans Netz gehen sollte. Denn Ende Dezember soll der erste der zwei Gundremminger Reaktoren vom Netz gehen. Damit wird dann ein weiteres Achtel der bayerischen Stromproduktion wegfallen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: