Dresden:Trotz Gaslieferungen aus Russland: Große Herausforderungen

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Martin Dulig, Wirtschaftsminister von Sachsen. (Foto: Robert Michael/dpa/Archivbild)

Die Wiederaufnahme der Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 haben Branchenvertreter in Sachsen und Sachsen-Anhalt unterschiedlich gewertet. Die wieder...

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Dresden (dpa/sn) - Die Wiederaufnahme der Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 haben Branchenvertreter in Sachsen und Sachsen-Anhalt unterschiedlich gewertet. Die wieder angelaufenen Erdgaslieferungen schafften für die Gasversorgung mehr Planungssicherheit, sagte ein Sprecher der Ontras Gastransport GmbH am Donnerstag. Allerdings sei man davon ausgegangen, dass weiter Gas durch die wichtige Ostsee-Pipeline geliefert werde. Vom technischen Standpunkt habe es wenig Anzeichen für einen Stopp gegeben.

Aktuell sind die Gasspeicher des Unternehmens zu etwa 85 Prozent gefüllt. Was im Winter passiert, könne er aber nicht absehen, sagte der Sprecher. „Das wäre zu früh für Spekulationen.“ Es ergebe aber weiter Sinn, Gasmengen einzusparen. „Das hilft uns, angespannte Situationen abzufedern“, sagte er. Die Ontras Gastransport GmbH betreibt nach eigener Aussage das 7700 Kilometer umfassende Fernleitungsnetz in Ostdeutschland und verantwortet den Transport gasförmiger Energie. Das Versorgungsgebiet reicht von der Ostsee bis nach Sachsen.

Der Gasimporteur VNG äußerte sich zurückhaltend. Insgesamt bleibe die Lage am Markt angespannt, sagte eine Sprecherin der Leipziger Firma am Donnerstag. Zwar werde es wahrscheinlicher, dass Deutschland ohne Gasmangellage durch den Winter kommen könnte. „Die Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage im Winter ist aber neben den russischen Gaslieferungen auch stark vom Temperaturverlauf abhängig“, sagte die Sprecherin. Die Logik dahinter: Je kälter es im Herbst und Winter ist, desto mehr Gas wird für das Heizen verbraucht.

Unternehmen wie VNG stünden weiter vor großen Herausforderungen. „Unseren Auftrag sehen wir weiterhin darin, einen Beitrag zur Sicherung der Versorgung zu leisten sowie Schaden von unseren Kunden und von VNG abzuwenden.“ Neben Uniper gehört VNG zu den großen deutschen Gasimporteuren. Die Firmen haben das Problem, dass sie wegen geringerer Lieferungen aus Russland zusätzliches Gas am Markt einkaufen müssen, um langfristige Verträge bedienen zu können. Diese Extra-Käufe sind sehr teuer.

Die VNG AG mit Hauptsitz in Leipzig betreibt über die Speichertochter VGS Gasspeicher GmbH vier Speicheranlagen in Bad Lauchstädt, Bernburg, Jemgum und Etzel. Diese sind nach Aussage des Unternehmens aktuell zu knapp 86 Prozent gefüllt.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig wertete die Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen als „positives Signal“. Der SPD-Politiker warnte am Donnerstag aber zugleich davor, sich jetzt in falscher Sicherheit zu wiegen. Egal, wie viel Gas fließe - wichtig sei, jetzt Energie zu sparen und sich mittelfristig unabhängiger von russischem Gas zu machen, sagte Dulig der Deutschen Presse-Agentur. Zudem betonte er, dass Atomkraft das Energieproblem in Deutschland nicht lösen werde.

„Wir wissen nicht, welche Strategie Putin nun hat. Er wird sicherlich ein Interesse daran haben, dass wir weiter in einer Krise bleiben. Deshalb kann man davon ausgehen, dass es schwankende Gaslieferungen geben wird. So oder so stehen wir vor der Herausforderung, uns unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland zu machen“, sagte Dulig. Allerdings werde diese Umstellung der deutschen Energieversorgung noch eine Weile dauern.

„Wir haben natürlich ein großes Interesse daran, dass ausreichend Gas für den Herbst und den Winter da ist“, sagte Dulig. „Wir werden aber auch alles dafür tun, Energie zu sparen. Und ich sage bewusst Energie, weil wir nach wie vor einen größeren Anteil des Gases zur Verstromung nutzen. Stromsparen hilft also auch Gas zu sparen.“

Zuletzt war befürchtet worden, Moskau könnte nach der zehntägigen Wartung von Nord Stream 1 den Gashahn komplett zulassen und so die Energiekrise weiter verschärfen. Mehrere europäische Länder hatten im Anschluss an Sanktionen gegen Russland infolge des Ukraine-Krieges weniger oder teils gar kein Erdgas mehr erhalten.

© dpa-infocom, dpa:220721-99-105753/3

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