General Motors (GM) stellt sich auf einen großen Erfolg beim Börsengang ein. Trotz eines insgesamt schwachen Börsenumfeldes kündigte das US-Unternehmen an, es werde an diesem Donnerstag 478 Millionen Aktien anbieten, 30 Prozent mehr als zunächst geplant.
Wegen der hohen Nachfrage verlangt GM den maximal möglichen Preis für seine Stammaktien, das sind 33 Dollar das Stück. Am Ende könnte GM damit den bisherigen globalen Spitzenreiter bei Börsengängen in den Schatten stellen. Die Agricultural Bank of China hatte im Sommer 22,1 Milliarden Dollar eingenommen, im Falle von GM wird nun mit Einnahmen von 22,7 Milliarden Dollar gerechnet. Die Gesamtsumme des GM-Börsengangs liegt damit fast anderthalb mal so hoch wie ursprünglich geplant. Zwischenzeitlich hatte GM sowohl die Preisspanne als auch die Zahl der Aktien erhöht. Die Mehreinnahmen fließen vor allem in die US-Staatskasse. Sie füllt sich um 13,6 Milliarden Dollar, wenn die Investoren alle angebotenen Aktien abnehmen.
Außerdem sollen Vorzugsaktien im Wert von insgesamt vier Milliarden Dollar ausgegeben werden. Der Erlös kommt dem Autohersteller direkt zugute. Zunächst hatte General Motors den Verkauf von lediglich 365 Millionen Aktien in einer Preisspanne von 26 bis 29 Dollar geplant.
Die Nachfrage nach GM-Aktien war wesentlich größer, als das Unternehmen und die begleitenden Investmentbanken erwartet hatten. Mehrere ausländische Staatsfonds wollen sich angeblich an dem einst größten Autobauer der Welt mit einer Milliarde Dollar beteiligen.
Geordneter Konkurs von GM erst im Juni 2009
Weitere 500 Millionen Dollar sollen von Chinas größtem Autokonzern SAIC kommen, mit dem General Motors bereits zusammenarbeitet. Die Erstnotiz ist für Donnerstag an der New York Stock Exchange und an der Börse Toronto in Kanada geplant.
Die amerikanische Regierung hatte das Traditionsunternehmen im Juni vorigen Jahres in den geordneten Konkurs geschickt und mit Staatshilfen von 50 Milliarden Dollar vor dem Zusammenbruch bewahrt. Sie ist jetzt mit einem Aktienanteil von mehr als 60 Prozent der größte Eigentümer von GM. Durch den Börsengang könnte sich der Staatsanteil auf 35 Prozent verringern. Weitere Eigentümer von General Motors sind die kanadische Regierung, die dortige Provinz Ontario, die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) und die Gläubiger der Opel-Mutter.
Präsident Barack Obama kommentierte den Börsengang von GM positiv. Die Rückkehr des Autokonzerns an die Börse zeige, dass es richtig gewesen sei, das Unternehmen mit Staatshilfen zu unterstützen, sagte Obama. Der Schritt sei ein "Meilenstein" in der wirtschaftlichen Trendwende nicht nur für die Kultmarke GM, sondern für die gesamte US-Autoindustrie. Die Regierung werde sich damit weiter aus dem Unternehmen zurückziehen und den "Steuerzahler schützen".
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Das Wirtschaftsteam Obamas hat großes Interesse daran, das extrem unpopuläre Engagement in Detroit zu beenden und so viel Geld der Steuerzahler wie möglich zurückzuholen. Damit die Rettung von General Motors ohne Verlust für die Staatskasse endet, müsste der Aktienkurs allerdings auf mehr als 43 Dollar steigen, was derzeit nicht als realistisch gilt. Das GM-Management will seinerseits möglichst schnell das Image eines Regierungsunternehmens verlieren. General Motors hat in diesem Jahr bereits Gewinne von vier Milliarden Dollar gemeldet und dürfte 2010 mit dem ersten Jahresgewinn seit 2004 abschließen. Das Unternehmen profitiert davon, dass es im Zuge der Insolvenz den größten Teil seiner Schulden losgeworden ist.
Fiat: "Chrysler auf gutem Weg"
Mit einem guten Börsengang von General Motors erhöhen sich auch die Chancen dafür, dass Chrysler, der zweite der 2009 von der Regierung geretteten US-Autokonzerne, an den Aktienmarkt zurückkehrt. Chrysler sei auf gutem Wege, diesen Schritt in der zweiten Hälfte 2011 zu tun, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne der Nachrichtenagentur Reuters. Marchionne leitet gleichzeitig Chrysler. Seit dem Ende der Insolvenz im vergangenen Jahr hält der italienische Autobauer 20 Prozent am US-Konzern. Ihm wurde außerdem von der Regierung die unternehmerische Führung von Chrysler übertragen.
Fiat musste für den Anteil nichts bezahlen, verpflichtete sich aber, neue Technik nach Detroit zu bringen. Chrysler gehört somit jetzt faktisch zum Fiat-Verbund. Marchionne sagte weiter, der Börsengang von GM gebe Chrysler gute Hinweise auf die Preisvorstellungen des Marktes. "Ich bin entzückt, es hätte nicht besser laufen können", versicherte der Fiat-Chef.
Chrysler muss im Gegenzug für die Rettung hohe Zinsen für die Schulden zahlen. Marchionne sagte, Chrysler sei gerade dabei, mit mehreren Banken über eine Refinanzierung der Schulden zu sprechen. Ziel sei es, so schnell wie möglich die langfristige Eigentümerstruktur von Chrysler neu zu bestimmen.
Chrysler hofft offenbar auch auf Mittel aus dem Energieprogramm der Regierung Obama. Er erwarte, dass entsprechende Kredite demnächst genehmigt würden, sagte Marchionne. Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2015 insgesamt eine Million Elektroautos auf die Straßen der Vereinigten Staaten zu bringen. Chrysler will bis 2012 eine komplett elektrische Version des Fiat 500 in den USA einführen und bereits 2011 einen Pickup-Laster mit Hybrid-Motor anbieten. Die konventionelle Version des Fiat 500 mit Benzinmotor soll noch in diesem Jahr an die Chrysler-Händler ausgeliefert werden.