DLD-Konferenz in München:Der Treff junger Milliardäre

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Die Spitzen der Internetwirtschaft treffen sich seit sechs Jahren im Januar in München. Dieses Mal mit von der Partie: Senkrechtstarter Andrew Mason, der vor zwei Jahren Groupon gründete.

Varinia Bernau und Thorsten Riedl

So entspannt sehen Milliardäre aus: Andrew Mason trägt ein Hemd mit kurzen Ärmeln, und das bei Minustemperaturen und Schnee. Die oberen Knöpfe sind offen, keine Uhr, kein Schmuck. Der 30-Jährige hat vor zwei Jahren eine Firma gegründet, die online über besondere Angebote vor Ort informiert. Günstige Massage? Billiger Autowaschen? Die Schnäppchenjäger erfahren davon per E-Mail.

Andrew Mason hat gut lachen: Der junge Mann ist Gründer und Chef des Internetportals Groupon, dessen Wert auf 15 Milliarden Dollar geschätzt wird. Zusammen mit anderen Jungunternehmern der Webbranche diskutiert er gerade auf einem Kongress in München über die Perspektiven des Wirtschaftszweigs. Klar ist, dass man mit Werbung im Netz Geld verdienen kann. Nicht so klar ist, wie die Werbetreibenden ihre Investitionen am besten streuen. (Foto: Bloomberg)

Inzwischen ist das Unternehmen namens Groupon bei diesem Service weltweit führend. Der Wert wird auf 15 Milliarden Dollar taxiert. Wie viel davon ihm gehört? "Genug, um glücklich zu sein", sagt Mason der Süddeutschen Zeitung und grinst.

Mason ist zur DLD-Konferenz nach München gekommen. Seit sechs Jahren findet dieses Treffen der Internetbranche statt, immer vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Internetmanager, vorwiegend aus den USA, machen ein paar Tage in München halt, bevor sie sich in der Schweiz treffen.

Wieder viele Milliardäre dabei

In diesem Jahr waren wieder viele Milliardäre dabei: die Facebook-Mitgründer Sean Parker und Chris Hughes etwa, dazu Dennis Crowley, Initiator des Ortungsdienstes Foursquare oder eben Groupon-Boss Mason. Sie alle profitieren davon, dass ihre Unternehmen bei Wagniskapitalgebern gefragt sind wie nie, seit die erste Internetblase vor zehn Jahren geplatzt ist.

Inzwischen haben einige Firmen gezeigt, dass - und wie - sich im Internet Geld verdienen lässt: mit Werbung vor allem. Und doch, Zweifel bleiben. Etwa bei David Kirkpatrick: "Der typische Anzeigenanklicker ist also ein kranker Arbeitsloser, der dem Glücksspiel verfallen ist?" fragt er am Vormittag auf einer bunten Bühne in einer Diskussionsrunde.

Der US-Journalist und Buchautor hat damit, etwas zugespitzt, die Analysen der Marktforscher von Comscore zusammengefasst, die hinter ihm an die Wand projiziert wurden: Von 1000 Deutschen, die eine Internetseite ansteuern, klickt demnach nur ein einziger auf die Werbeanzeige. Und die meisten dieser Klicks kommen obendrein von Menschen, bei denen kaum etwas zu holen ist: von jenen nämlich, die das Netz nach Stellenangeboten, medizinischen Diagnosen und Spielen durchforsten.

Digitaler Einkaufswagen nur einen Klick entfernt

Dennoch ist man sich auf der Bühne einig: Werbekampagnen im Internet können durchaus Kunden binden, und sie können Menschen auch zum Kauf bewegen - nicht zuletzt, weil der digitale Einkaufswagen oft nur einen Klick entfernt ist. Es bräuchte aber präzisere Messmethoden, um auszuloten, wo die 75 Milliarden Dollar, die Schätzungen zufolge in diesem Jahr weltweit in digitale Werbung fließen, am besten platziert sind.

Auch deshalb hat Mason allen Grund, gelassen zu sein: Der Groupon-Chef hat einen Kniff gefunden, wie er jene für Werbung im Netz gewinnt, die sich dort bislang zurückgehalten haben, weil sie kaum Marketingbudgets haben und ihre Kunden in der Nachbarschaft und nicht im Netz vermuten: kleine, regionale Händler.

Entsprechend schnell ist Groupon in den vergangenen zwei Jahren gewachsen. Im Mai hatte das Unternehmen knapp tausend Angestellte, inzwischen sind es mehr als dreimal so viele. 50 Millionen Menschen weltweit haben die Schnäppchenmails abonniert.

Kein bisschen ängstlich

Google hatte für die Firma zuletzt sechs Milliarden Dollar geboten und war doch nicht zum Zuge gekommen. Nun plant der Suchmaschinenbetreiber einen eigenen Dienst mit Empfehlungen für die Pizzeria um die Ecke. Das Besondere daran, sagt Marissa Mayer, die oberste Produktverantwortliche, sei die Verknüpfung von lokalen Informationen mit Tipps von Freunden.

Eine Gefahr für Groupon? Er sei ständig in Sorge, sagt Mason, dass da jemand besser sein könnte. Nicht unbedingt Google, vielleicht auch jemand, den heute noch niemand kenne. "Eine Art Judogriff", sagt er - und wirkt doch kein bisschen ängstlich.

© SZ vom 25.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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