Medienkonzern:Disney entlässt 7000 Mitarbeiter

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Disneychef Bob Iger bei der Europapremiere von Star Wars "The Rise of Skywalker" in London. (Foto: Tolga Akmen/AFP)

Der Unterhaltungskonzern reagiert auf Verluste im Streaming und will sich neu ausrichten, auch auf Druck eines aggressiven Investors.

Von Tobias Bug

Es war ein kurzer Ausflug in den Ruhestand, den Bob Iger da unternommen hat. Nach 15 Jahren an der Spitze des kalifornischen Unterhaltungskonzerns Disney hatte er 2020 Bob Chapek als seinen Nachfolger auserkoren. Mit dessen Arbeit war er aber so unzufrieden, dass er ihn im November 2022 rausschmiss und selbst wieder die Leitung übernahm. Nach Chapek müssen nun 7000 weitere Mitarbeiter gehen, teilte Iger am Mittwoch in einer Telefonschalte mit Analysten mit. Iger steht unter Druck - wegen finanziellen Verlusten des Streamingportals Disney Plus, wegen eines schimpfenden Großinvestors und auch, weil ihm das Scheitern von Chapek als strategischer Fehler ausgelegt wird.

Der neue alte Chef will den Konzern, der Klassiker wie Star Wars, Avengers und König der Löwen geschaffen hat, wieder in die Hände kreativer Menschen legen und gleichzeitig die Kosten senken. Gut drei Prozent seiner weltweit insgesamt 220 000 Mitarbeiter gehenzulassen, sei ihm nicht leicht gefallen, sagte Iger, doch die Entscheidung sei notwendig gewesen, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern. Schon während der Corona-Pandemie hatte Disney 32 000 Mitarbeiter entlassen, vor allem in seinen Freizeitparks, anschließend aber wieder viele eingestellt. Die Erlebnissparte läuft mittlerweile wieder bestens und konnte ihren Gewinn im vergangenen Quartal um ein Viertel steigern. Damit schönten die Disneylands in Kalifornien, Florida oder Paris und die Kreuzfahrtlinie "Disney Cruise Line" auch die Zahlen des Gesamtkonzerns.

Denn insgesamt konnte Disney die Prognosen kürzlich sogar übertreffen. In den drei Monaten bis Ende Dezember legte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar zu, die Erlöse stiegen um acht Prozent auf 23,5 Milliarden.

Filmproduktionen sind aufwendig und teuer

Beim Zukunftsmarkt Streaming aber hakte es: Viele Kunden kündigten zuletzt ihr Disney-Plus-Abo, nachdem das Unternehmen die Preise dafür deutlich angehoben hatte. Zum Jahreswechsel hatte der Videodienst weltweit 161,8 Millionen Nutzer, gut ein Prozent weniger als noch drei Monate zuvor. Der große Wettbewerber Netflix konnte im Jahresendspurt sogar nochmal leicht zulegen und hat mittlerweile 231 Millionen zahlende Kunden. Immerhin gewann Disney einige neue Nutzer für sein Serien- und Spielfilmportal Hulu und den Sportstreamingdienst ESPN Plus. Und auch der Verlust der Streamingsparte fiel mit 1,1 Milliarden Dollar niedriger aus als befürchtet. Im Vorquartal hatte das Minus noch bei 1,5 Milliarden Dollar gelegen.

Bob Iger hat nun das ehrgeizige Ziel ausgegeben, im kommenden Jahr im Streamingbereich profitabel zu werden. Der größte Hebel wird dabei wohl sein, die Ausgaben für die aufwendigen Film- und Serienproduktionen zu senken. Iger will auch wieder mehr Filme und Serien für andere Dienste lizenzieren, nachdem es nun jahrelang die große Mehrheit der Titel exklusiv auf den eigenen Portalen gezeigt hat. "Wir werden uns weiterhin um Abonnenten bemühen, aber wir werden das mit mehr Bedacht tun", sagte Iger. Er will Disney in drei Bereiche umstrukturieren: die Unterhaltungseinheit mit TV-, Film- und Streaming-Geschäft, die ESPN-Sportnetzwerke und die gut laufende Themenpark-Einheit.

Iger stellt sich vor, dass er mit Stellenkürzungen und Umstrukturierung in den kommenden Jahren insgesamt 5,5 Milliarden Dollar einsparen kann. Der Umbau ist auch eine Reaktion auf den großen Druck, den der Großinvestor Nelson Peltz aufgebaut hat. Der exzentrische Milliardär hält einen Anteil von rund einer Milliarde Dollar an Disney, er hatte sich immer wieder über die verpatzte Nachfolgeregelung mit Chapek und hohe Ausgaben und Zukäufe beschwert. Zukünftig möchte er mehr Einfluss haben: Peltz will einen Sitz im Aufsichtsrat, die nächste Möglichkeit dafür wäre auf der Jahreshauptversammlung am 3. April. Er argumentiert damit, dass das Unternehmen eine bessere Kostenkontrolle brauche. Es sind wilde Zeiten für Disney. In den Ruhestand wird Bob Iger wohl nicht so bald zurückkehren.

© SZ/dpa/Reuters/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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