Deutsche Post DHL:Ein neuer Chef für mehr als eine halbe Million Mitarbeiter

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Tobias Meyer, 46, in Krawatte und Arbeitskleidung: Der frühere McKinsey-Berater leitet seit 2019 das Stammgeschäft der Post in Deutschland. (Foto: Rudolf Wichert/OH)

Wechsel an der Spitze von Deutscher Post und DHL: Vorstand Tobias Meyer, bislang für Pakete und Briefe in Deutschland zuständig, folgt 2023 auf Frank Appel - der hat wohl bald einen anderen Job.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Es ist eine gehörige Verantwortung, die oben im gläsernen Post-Tower, über den Dächern des beschaulichen Bonns, da bald vom einen auf den anderen übergeht. Wer Chef der Deutschen Post ist, leitet einen der größten Arbeitgeber der Welt mit gut 580 000 Beschäftigten, mit riesigen Lagern und Dutzenden Flugzeugen, die Fracht um die Erde transportieren, eines der größten Logistikunternehmen überhaupt.

Seit fast 14 Jahren führt Frank Appel dieses Gebilde aus der Post und DHL - eine lange Zeit in der schnelllebigen Welt börsennotierter Firmen. Doch nun leitet die Post einen geordneten Wechsel ein, vergleichsweise unaufgeregt und in aller Ruhe: Bis Mai 2023 soll Appel noch Vorstandschef bleiben, so hat es der Aufsichtsrat entschieden. Bereits in den Monaten davor wird Tobias Meyer mehr und mehr Verantwortung übernehmen; der bisherige Brief- und Paketchef für Deutschland soll Appel dann beerben. Melanie Kreis, die ebenfalls als Appel-Nachfolgerin gehandelt wurde, bleibt für Finanzen zuständig.

Doch wer ist Tobias Meyer? Und wie geht es dem Konzern, den er bald führen soll?

Der promovierte Maschinenbauingenieur hat durchaus Humor, aber den versteckt er zuweilen hinter nüchternen Sätzen. Zum Beispiel, als er im SZ-Interview über seine privaten Briefmarken sprach. "Meine Vorräte sind umfangreich, zum Wohle der Firma", schmunzelte Meyer, als brächte er der Post damit schiere Gelder ein. Als der Konzern zuletzt kräftig das Porto erhöhte, zum Ärger mancher Kritiker, da habe er fleißig eingekauft. Der 46-Jährige kommt eher technisch rüber, eine Rampensau ist er bislang sicher nicht.

Die Zeiten sind günstig für die Post, doch das muss nicht ewig so bleiben

Der Manager mit Vorliebe für dunkelrote Krawatten arbeitet seit 2013 für die Post. Er kam von der Unternehmensberatung McKinsey, wie einst Appel, und begann in der Entwicklungsabteilung, wie einst Appel. Seit 2018 arbeitet Meyer in leitenden Positionen der Brief- und Paketsparte, dem so ambivalenten Stammgeschäft der Post in Deutschland: Während die Menschen von Jahr zu Jahr weniger Briefe schreiben, wächst der Paketmarkt stark, gerade in der Pandemie, doch die Konkurrenz ist groß.

Die Sparte hatte sich zuvor hohe Marktanteile gesichert, allerdings auch mit Nischendiensten verzettelt und manche Kosten aus den Augen verloren. Meyer habe das gedreht, lobt Appel: "Ich könnte mir keinen besseren Nachfolger wünschen." Unter Meyer lässt die Post beispielsweise reine Briefzusteller in den Städten mehr und mehr kleine Pakete austragen, bepackt etwa mit DVDs oder T-Shirts.

Frank Appel beim SZ-Wirtschaftsgipfel in Berlin: Der Noch-Chef der Post gilt als heißer Anwärter, bald den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom zu leiten. (Foto: Johannes Simon)

Doch so sehr der Konzern vom Paketboom in Deutschland profitieren mag, die Gewinne erwirtschaftet er mittlerweile zu etwa drei Vierteln mit internationalen Geschäften: mit eiligen Expresssendungen, Seefracht oder Lagerhaltung. Hier profitiert die Post derzeit von knappen und teuren Frachtkapazitäten, auch infolge der Corona-Pandemie - ein Umstand, der freilich nicht ewig anhalten muss.

Appels bisheriger Vertrag wäre noch bis Oktober 2022 gelaufen, der Aufsichtsrat hat ihn nun um ein halbes Jahr verlängert. So könne Appel noch das gesamte Geschäftsjahr 2022 verantworten, das formal mit der Hauptversammlung im Mai 2023 ende, heißt es zur Begründung. "Unter Appels Führung ist das Unternehmen von Rekord zu Rekord geeilt", lobt Chefkontrolleur Nikolaus von Bomhard und betont, dass der Vorstandschef nun einen "geordneten Übergang" ermöglicht.

Appel gibt Aufgaben ab, hätte dann mehr Zeit für die Telekom

Zu diesem Übergang gehört, dass Appel im kommenden Sommer die Verantwortung für einige Zentralabteilungen an Meyer abgeben wird: beispielsweise den Einkauf oder die Zuständigkeit für Immobilien. Zum gleichen Zeitpunkt soll die bisherige Vertriebsmanagerin Nikola Hagleitner neue Brief- und Paketchefin der Post in Deutschland werden.

So hätte Appel künftig mehr Zeit. Der Noch-Chef der Post gilt als wahrscheinlicher Anwärter, im kommenden Frühjahr Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom zu werden. Dann wird Ulrich Lehner, 75, diesen Posten altersbedingt räumen. Für die neue Aufgabe spricht beispielsweise, dass sowohl Post als auch Telekom auf regulierten Märkten unterwegs sind und zum Teil dem Staat gehören.

Andererseits kritisieren große Investoren wie beispielsweise Deka Investment, dass ein Vorstandschef nicht gleichzeitig den Aufsichtsrat eines anderen Unternehmens leiten sollte. Die Fondsgesellschaft der Sparkassen ist jeweils einer der zehn größten Aktionäre der Post und der Telekom. Auch Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, warnte vor einer "Ämterhäufung". Dieser Kritik begegnet Appel nun, indem er seinen Vertrag bei der Post nur um ein paar Monate verlängert und Aufgaben abgibt.

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