Deutsche Bahn:Queerfreundliche Kleiderordnung bei der Bahn

Lesezeit: 1 min

Jacke wie Hose wie Rock: Die DB-Beschäftigten dürfen Kleidungsstücke frei kombinieren. (Foto: Christoph Schmidt/picture alliance/dpa)

Die deutsche Bahn liberalisiert ihre Kleiderordnung. Die 45 000 Mitarbeitenden mit Kundenkontakt dürfen nun alle Kleidungsstücke, egal ob aus der Frauen- oder der Männerkollektion frei kombinieren.

Von Till Uebelacker, Berlin

Einige Fluggesellschaften aus den USA haben es vorgemacht, nun zieht die Deutsche Bahn nach: Bordpersonal und Bahn-Beschäftigte mit Kundenkontakt können ihre Dienstbekleidung aus den bestehenden Männer- und Frauen-Kollektionen jetzt frei kombinieren. Egal ob Lokführerinnen, Zugbegleiter oder Servicekräfte - der binäre Einheitslook ist nicht mehr vorgeschrieben. "Endlich", schreibt Norbert Nirschl, Vorsitzender von railbow, dem LGTBIQ+-Netzwerk von Mitarbeitenden der Deutschen Bahn auf dem Karrierenetzwerk Linkedin. "Unsere Konzernrichtlinie wurde angepasst und nun dürfen sich unsere 45 000 DB-Mitarbeitenden ihre Kollektion selber zusammenstellen, genau mit den Kleidungsstücken, in denen sie sich selber am wohlsten fühlen." Dabei könnten sie "völlig unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer geschlechtlichen Identität ihre Unternehmensbekleidung selbst wählen", so Nirschl.

Nirschl und Konzernchef Lutz kündigten die Liberalisierung der Kleiderordnung am Mittwoch auf Linkedin an. "Eine bestehende traditionelle Regelung haben wir angepasst", schrieb Konzernchef Lutz. Laut Konzern hätten immer mehr Mitarbeitende den Wunsch geäußert, die Kleiderordnung aufzuheben. Bisher war eine individuelle Absprache mit der jeweiligen Führungskraft nötig, nun sei der Zugang zur gewünschten Kleidung niederschwellig und direkt möglich, so eine Konzernsprecherin auf SZ-Anfrage.

Attraktiver auf dem Arbeitsmarkt

Jahrzehntelang mussten sich die Mitarbeitenden der Deutschen Bahn zwischen einer Herren- und einer Damenkollektion entscheiden, die Rollenbilder waren verfestigt. "Als #railbow sind wir stolz auf unsere Arbeitgeberin Deutsche Bahn, die allen Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, sich frei zu entwickeln", kommentiert der railbow-Vorsitzender Nirschl. Die Ankündigung erfolgte im Zusammenhang mit der konzerneigenen Diversity-Woche, die nächste Woche beginnt.

Der Staatskonzern könnte mit dem Schritt auch attraktiver auf dem Arbeitsmarkt werden. Personalprobleme und die Gewinnung von Nachwuchs könnten als moderner Arbeitsgeber in Zukunft einfacher werden. "Das Aufheben der geschlechtsspezifischen Unternehmensbekleidung spiegelt die Haltung der DB als weltoffene und diverse Arbeitgeberin wider. Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt sind Grundwerte der Deutschen Bahn", so eine Sprecherin. Ob andere deutsche Unternehmen, etwa die Lufthansa, dem Vorbild der Deutschen Bahn folgen werden, ist noch unklar. Auf SZ-Anfrage konnte eine Lufthansa-Sprecherin dazu zunächst nichts sagen.

Für die Bahnkunden gibt es bei Fragen der Gleichstellung von Januar 2023 an ebenfalls Veränderungen. Nach einem Urteil des Oberlandesgericht Frankfurt aus dem Juni muss die Bahn ihren Kunden beim Ticketkauf im Internet eine geschlechtsneutrale Ansprache anbieten. Das Gericht entschied, dass die bisherigen Auswahlmöglichkeiten, entweder "Herr" oder "Frau", eine Diskriminierung darstellen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusChina-Reise
:Wieso deutsche Unternehmenschefs den Kanzler begleiten

Nicht nur Kanzler Scholz befindet sich in China auf schwierigem Parkett, auch die mitreisenden Unternehmenschefs müssen vorsichtig sein.

Von Elisabeth Dostert, Thomas Fromm, Max Hägler, Florian Müller und Meike Schreiber

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: