Angespielt, nicht durchgespielt: Unsere Games-Kurzkritik "Screenshot" beantwortet Fragen zu den neuesten Computer- und Videospielen auf allen gängigen Plattformen. Und gibt einen ersten Eindruck, worauf Sie sich bei einem neuen Spiel freuen können - und wann Sie lieber noch skeptisch sein sollten.
Worum geht es in "Destiny 2"?
Aus dem grauen Nebel taucht erst eins, Sekunden später Abertausende Raumschiffe auf. Ohne Vorwarnung beginnen sie, Raketen auf die Menschen zu feuern. Bis wenig später von der letzten sicheren Stadt der Erde nur noch rauchende Ruinen zu sehen sind. Der Science-Fiction-Shooter "Destiny 2" spielt etwa 700 Jahre in der Zukunft. Zu sehen ist das Ende des "Goldenen Zeitalters", von der Kultur einer hochentwickelten Menschheit finden sich nur noch Überreste. Denn direkt zu Beginn des Spiels räumt der Antagonist Dominus Ghaul mit seiner roten Alien-Legion gründlich auf. "Der Reisende" wird unterjocht - eine mysteriöse riesige Kugel, die der Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten zur Blüte verholfen hat. Die meisten Hüter der Stadt werden so ihrer Kräfte beraubt und getötet.
Der Spieler steuert in Destiny 2 einen übrig gebliebenen Hüter durch eine riesige Online-Welt. Zusammen mit den anderen Überlebenden soll er durch das Sonnensystem reisen und einen Weg finden, die Erde zu retten. Destiny 2 ist kein reiner Shooter, sondern wird von Rollenspiel- und MMO-Elementen geprägt: So entscheidet der Spieler zu Beginn, welcher Rasse (Mensch, Erwachter, Exo) und welcher Klasse (Titan, Jäger, Warlock) sein Avatar angehören soll. Wie schon im Vorgänger ist die Kampagne, die der Spieler alleine oder im Team bestreiten kann, das Herzstück des Spiels. Darüber hinaus gibt es einen kompetitiven Mehrspielermodus, in dem vier gegen vier Spieler in kurzen Kämpfen gegeneinander antreten.
Was sieht vielversprechend aus?
Schräg ragt ein verrostetes Halteverbotsschild in die Straße hinein. Daneben parkt ein von Moos überwuchertes Autowrack, im Kofferraum wächst Farn. Der Asphalt liegt in losen Flicken auf dem Boden verteilt. In der Ferne glitzert ein See in der Abenddämmerung, dahinter wölbt sich ein Tannenwald über einen Hügel. Wohin man als Spieler in der riesigen Welt von Destiny 2 auch kommt, man staunt unwillkürlich über die stimmungsvolle Liebe zum Detail. Die beschriebene Szenerie befindet sich in der sogenannten Europäischen Todeszone, einem Streifen der Erde, den die Menschen schon lange aufgegeben haben. Auch die harmloseren Gegner, denen der Spieler beim Erkunden der Gegend immer wieder in die Arme läuft, passen gut in diese Welt: rot geschuppte Alien-Wölfe, kleine Kampfdrohnen, vierarmige, bis an die Zähne bewaffnete Insektoide.
Warum sollte man trotzdem kritisch sein?
Einer der Hauptkritikpunkte am ersten Teil war die lieblos erzählte Handlung, und auch nach den ersten Stunden in Destiny 2 wirkt dies wie ein Schwachpunkt. Zu Beginn nimmt die Geschichte den Spieler gut mit; er hat auch gar keine andere Wahl als mitzuspielen, weil der Anfang der Story vorgegeben ist. Recht bald flacht die Spannungskurve in der langatmigen Einführung aber ab. Anschließend bekommt der Spieler quasi unbegrenzte Möglichkeiten, doch Destiny 2 ereilt das Schicksal, das viele Spiele mit einer offenen Welt teilen: Die Nebenschauplätze werden interessanter. Schon bald vergisst der Spieler den Kampf gegen die Rote Legion und macht lieber mit dem Scharfschützen Devrim Kay Jagd auf kleinere Alien-Horden und Schätze; oder er wandelt mit offen stehendem Mund durch die schönen Landschaften der Todeszone. Insgesamt lassen die Dialoge in den augenscheinlich aufwendig produzierten Zwischensequenzen der Kampagne zumindest in der deutschen Fassung Tiefe vermissen.
Woran erinnert "Destiny 2"?
Wer den ersten Teil gespielt hat, wird sich in der Handlung von Destiny 2 schnell zurechtfinden. Der Nachfolger knüpft fast unmittelbar an die Geschehnisse von Destiny und seine Erweiterungen "König der Besessenen" und "Das Erwachen der Eisernen Lords" an. Aber auch Neulinge dürften es nicht allzu schwer haben: Der Überfall durch Ghaul und seine Rote Legion ermöglicht ohne jegliches Vorwissen den Einstieg in die Geschichte. Ebenfalls ähnlich geblieben sind viele Spielelemente, wie etwa die spielbaren Klassen und Rassen, das Level-System sowie die blau schimmernde Währung Glimmer, die der Spieler in Schatzkisten findet.
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Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?
Die letzte sichere Stadt brennt. Der Spieler kommt gerade noch rechtzeitig, um bei ihrer Verteidigung zu helfen. Er sabotiert auf Befehl von Zavala, eines Anführers der Hüter, eines der Raumschiffe der Roten Legion. Jäh wird er dabei von Dominus Ghaul höchstpersönlich unterbrochen. Gegen Ghaul, ein Oger-artiges Alien mit weißer Haut und roten Augen, hat der Spieler keine Chance. Er wolle dem Hüter zeigen, was Todesangst bedeute, brüllt der außerirdische Tyrann. Dann zermalmt er den Geist des Hüters, einen schwebenden Mini-Roboter, der diesen unsterblich macht. Und tritt den Hüter in den Abgrund.
Doch die Figur des Spielers überlebt - schwer verwundet. Ohne Waffen und ohne die Macht des Geistes macht er sich auf die Suche nach anderen Überlebenden.
Wie fühlt sich "Destiny 2" nach vier Stunden Spielzeit an?
So richtig angekommen ist man als Spieler so schnell noch nicht. Die Einführung zieht sich relativ lange hin. Erst als der Hüter nicht nur Waffen, sondern auch einen funktionierenden "Geist" besitzt, beginnt Destiny 2 interessant zu werden. Allein die Europäische Todeszone bietet genügend Schauplätze, so dass es weitere Stunden braucht, um sie zu durchwandern. Nur ein Teil der Handlung von Destiny 2 findet auf der Erde statt: Im weiteren Spielverlauf können Spieler auch auf den Planeten Nessus, den Saturnmond Io und den Jupitermond Titan reisen.
"Destiny 2" ist am 6. September 2017 für Playstation 4 und Xbox One erschienen. Eine PC-Version kommt am 24. Oktober auf den Markt.