Mordor erobern, Städte bauen oder einfach Piratensachen machen: Diese Spiele haben uns auf der Gamescom besonders viel Spaß gemacht. Super Mario Odyssey Wer hätte gedacht, dass es Nintendo in diesem Jahr nicht nur einmal gelingt, sich selbst zu erfinden, sondern womöglich gleich zwei Mal? Fünf Gamescom-Awards gab es für "Super Mario Odyssey", unter anderem den "Most Wanted"-Zuschauerpreis. Der Grund ist einleuchtend: Alles, was es bisher von "Odyssey" zu sehen gab, deutet darauf hin, dass Nintendo nach "Legend of Zelda: Breath of the Wild" schon das zweite Meisterwerk für die noch junge Konsole Switch im Köcher hat. Die offene Spielwelt ist gespickt mit Details und kleinen Geheimnissen, die Möglichkeiten, die unübersichtlichen Level zu lösen, scheinen endlos. Und spätestens seit "Super Mario Galaxy" weiß man: Wenn es jemand schafft, diesen Abwechslungsreichtum auch über ein ganzes Spiel durchzuhalten, dann ist das Nintendo. "Super Mario Odyssey" erscheint am 27. Oktober für Nintendo Switch.
Mittelerde: Schatten des Krieges
Ob Riese gegen Feuerdämon oder Mensch gegen Ork oder Armee gegen Festung: In "Schatten des Krieges" ist alles ein bisschen größer und spektakulärer als noch im Vorgängerspiel "Schatten über Mordor". Es geht um den Waldläufer Talion, der vom Geist des Elbenschmieds Celebrimbor besessen ist. Celebrimbor erschuf einst den Ring der Macht, der Erzbösewicht Sauron zu seinen Kräften und J.R.R. Tolkien zu seinem "Herr der Ringe" und "Der Hobbit" verholfen hat. Genau zwischen diesen beiden Büchern spielt die Handlung von "Schatten des Krieges", der Spieler versucht als Talion, in Mordor eine Armee gegen die Truppen des allmählich wieder erstarkenden Sauron aufzustellen. Die Zutaten und Spielmechaniken für dieses "Herr der Ringe"-Spin-Off sind von Spielen wie "Batman: Arkham City" und "Mad Max" bekannt und bewährt. Der eigentliche Clou wird aber auch dieses Mal wieder das sogenannten Nemesis-System sein: All die ganzen Orks und Bösewichte von Mordor in "Schatten des Krieges" haben nämlich nicht nur folgenreiche Beziehungen miteinander, sondern auch ein besonders gutes Gedächtnis für die Heldentaten des Spielers und werden zu gegebener Zeit nach Rache dürsten. "Mittelerde: Schatten des Krieges" erscheint am 10. Oktober für PC, Playstation 4 und Xbox One.
Destiny 2
Mehr als drei Stunden müssen Fans auf der Gamescom teilweise anstehen, nur um einen kurzen Blick auf den kompetitiven Mehrspielermodus von Sci-Fi-Shooter "Destiny 2" zu erhaschen. Kurz heißt in diesem Fall: je nach Stärke der Mitspieler und Gegner auch mal weniger als fünf Minuten. Der gezeigte Vier-gegen-vier-Modus "Kontrolle", in dem beide Teams drei Zonen erobern und verteidigen müssen, könnte aber genauso gut in jedem anderen Ego-Shooter stattfinden. Merkwürdig, dass Publisher Activision so kurz vor der Veröffentlichung der Konsolenversion keinen stärkeren Kaufgrund auf der Messe präsentiert. Aber die Entwickler sind sich wohl um den Hype des Nachfolgers des "teuersten Computerspiels der Welt" bewusst. Zugegeben: Einzelspieler-Kampagne, kooperativer Mehrspieler-Modus und die jüngst auf der Gamescom vorgestellte "Europäische Todeszone", einer von vier Hauptschauplätzen in Destiny 2, sehen dafür umso vielversprechender aus. "Destiny 2" erscheint am 6. September 2017 für Playstation 4 und Xbox One und am 24. Oktober für PC.
Assassin's Creed: Origins
Die gute Nachricht für Fans der "Assassin's Creed"-Reihe lautet: "Origins" ist ein typisches Assassin's Creed, es spielt sich sehr ähnlich wie die anderen Teile der Serie. Durch enge Gassen schleichen, Häuserwände hochklettern, Wachen erledigen - alles, um das alte Ägypten vor dem Versinken in Korruption und Ungerechtigkeit zu bewahren. Wie in den Vorgängern legt Ubisoft Wert auf historische Korrektheit des Spiels. Die noch bessere Nachricht für Menschen, die der Serie bisher nicht so viel abgewinnen konnten: Origins ist nicht bloß die zehnte Fortsetzung der Serie, es macht einiges anders. Das Action-Adventure mit Open-World-Setting lässt den Spieler die Welt nicht nur frei erkunden, neben der zentralen Handlung gibt es dieses Mal tatsächlich zahlreiche Nebenquests und Aufgaben zu erledigen. Dazu kommen auch Rollenspiel-Elemente, mit denen der Spieler die Fähigkeiten des Protagonisten Bayek stetig weiterentwickeln kann. Das im Spiel dargestellte alte Ägypten ist eine durchaus erfrischende Luftveränderung. Die Pyramiden - die natürlich nicht fehlen dürfen - kann der Spieler nicht nur hinabsurfen, sondern auch ihr labyrinthartiges Inneres erkunden. "Assassin's Creed Origins" erscheint am 27. Oktober 2017 für PC, Playstation 4 und Xbox One.
Detroit: Become Human
Connor, Modell RK800, trifft eine falsche Entscheidung. Der Android sagt dem Geiselnehmer die Wahrheit; dass er so oder so nicht überleben werde. So muss er sich selbst opfern, um wenigstens das Menschenmädchen zu retten. Hätte Connor in der Situation gelogen, wäre alles möglicherweise anders gekommen. Es ist beinahe ein Credo unter Spieleentwicklern, dass jeder Spieler ein individuelles Erlebnis beim Spielen haben soll. In "Detroit: Become Human" wirkt sich jede einzelne Entscheidung auf den Ausgang des Spiels aus. In dem neo-noir Action-Adventure schlüpft der Spieler in die Rolle von drei Androids: Connor, Kara und Markus. Der Fokus des Spiels liegt klar auf der düsteren Handlung. Wie lange und mit welchen Konsequenzen er einen Charakter steuert, hängt von seinen Entscheidungen im Spiel ab. Rennen oder bleiben? Friedlich oder gewaltsam? Lüge oder Wahrheit? Neue Inhalte hat Sony auf der Gamescom zwar nicht präsentiert, aber das, was bekannt ist, sieht durchaus vielversprechend aus. "Detroit: Become Human" erscheint voraussichtlich 2018 exklusiv für Playstation 4.
Anno 1800
Neun muss sie sein, die Quersumme der Zahl im Titel eines jeden "Anno"-Spiels. Das ist die einzige wirklich unumstößliche Regel, an die sich die Mainzer Entwickler von Blue Byte immer halten, so viel Aberglaube muss erlaubt sein. Dieses Mal verschlägt es digitale Kolonialherren und Städtebaumeister in frühe 19. Jahrhundert, mitten in die industrielle Revolution. Neben den bewährten Spielkonzepten rund um Entdeckungen, Handel und dem Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft spielt der gesellschaftliche Wandel der Epoche rund um Arbeiterbewegung und Geburt des Kommunismus eine große Rolle. Das Multisession-Prinzip, bei dem der Spieler mehrere Städte an unterschiedlichen Orten gleichzeitig verwaltet und miteinander Handel treiben lassen kann, wird außerdem zurückkehren. Weil vom Vorgänger, "Anno 2205", manche Fans aber enttäuscht waren, lässt man sich bei Blue Byte für das neue Spiel mehr Zeit und will außerdem die Community aktiv in die Entwicklung einbinden. Unter dem Stichwort "Anno Union" kann man an Abstimmungen über Spieldetails teilnehmen oder sich als Testspieler bewerben. "Anno 1800" erscheint vorraussichtlich Ende 2018 für PC.
Sea of Thieves
Ein bisschen Chaos, ein bisschen organisierte Kriminalität. So wie man sich das Piratenleben eben romantisch vorstellt, so spielt sich auch der Open-Sea-Multiplayer "Sea of Thieves". Der Spieler schließt sich mit anderen zu einer Mannschaft zusammen. Gemeinsam erkunden sie auf ihrem Segelschiff die Weltmeere und machen Piratensachen: Schatzkarten studieren, Skelette bekämpfen, Schätze ausbuddeln und anderen Piraten ihre Schätze wegnehmen. Als Spieler kann man entweder sehr ernsthaft und organisiert an die Aufgaben herangehen oder meutern und Chaos verbreiten. Passend dazu ist die Grafik in Sea of Thieves comichaft gehalten; es wirkt, als würden sich die britischen Entwickler von Rare selbst nicht so ernst nehmen. Witzige Funktionen machen das Spiel umso unterhaltsamer, ein kurzer Auszug: Gesammelte Holzplanken können die Spieler nutzen, um etwaige Lecks im Schiff zu flicken. Mit Kanonen lassen sich nicht nur Kanonenkugeln, sondern auch die Piraten selbst verschießen. Und natürlich kann jeder Pirat jederzeit sein Schifferklavier zücken, um eine Piratenmelodie zu spielen. "Sea of Thieves" erscheint voraussichtlich im ersten Halbjahr 2018 für PC und Xbox One.
Vampyr
Schon vergangenes Jahr gehörte "Vampyr" zu den vielversprechendsten Titeln der Gamescom. Das französische Entwicklerstudio Dontnod hat bereits mit "Life is Strange" ein Spiel vorgelegt, in dem der Spieler mit schweren moralischen Entscheidungen konfrontiert wird. In "Vampyr" ist er nun der Arzt (und unglücklicherweise: Vampir) Jonathan Reid, der im London des Jahres 1918 nach den Hintergründen einer brutalen Mordserie forscht. Und dabei von anderen Vampiren ebenso wie von Vampirjägern gleichzeitig verfolgt wird. Um sich gegen diese Gefahren zur Wehr zu setzen, muss die Spielfigur stärker werden, indem sie das Blut der Bürger Londons trinkt. Nur: Jeder dieser Bürger hat Freunde, Verwandte und Feinde, die von seinem Ableben auf die ein oder andere Weise betroffen sein werden. Der Spieler dürfte also einen beträchtlichen Teil der Zeit in "Vampyr" damit beschäftigt sein, die Lebensgeschichten von etwa 60 Stadtbewohnern zu erforschen, um die schwierige Entscheidung zu treffen: Welchen Mord kann er noch am ehesten mit seinem Gewissen vereinbaren? "Vampyr" erscheint voraussichtlich Ende 2017 für PC, Playstation und Xbox.
Divinity: Original Sin 2
Hexerei ist in "Divinity Original Sin 2" verboten. Blöd, dass der Spieler ausgerechnet einen solchen Hexer steuert und deshalb auf einem Gefangenschiff startet. Die erste Aufgabe: entkommen. Divinity Original Sin 2 ist ein rundenbasiertes Rollenspiel der alten Schule. Man merkt dem Spiel an, dass einige Jahre an Erfahrung in das Spiel geflossen sind. Neben dem Einzelspielermodus können bis zu vier Spieler sich gemeinsam Seite an Seite durch die Welt kämpfen oder in Arenen gegeneinander antreten. Wie ernst es den Entwicklern mit dem Genre ist, merkt man schon in der Charakterauswahl, bevor das eigentliche Spiel losgeht: Außer Rasse, Geschlecht, Name und Fähigkeiten muss man seinem Helden auch noch eine Hintergrundgeschichte verpassen. "Divinity Original Sin 2" erscheint voraussichtlich am 14. September 2017 für PC und soll zu einem späteren Zeitpunkt auch für Playstation 4 und Xbox One erhältlich sein.
Call of Cthulhu
Normalerweise geht es ja doch nicht ohne Kampf. Sobald ein Adventure zusätzlich Rollenspiel-Elemente - Erfahrungspunkte oder bestimmte erlernbare Fähigkeiten der Spielfigur - verpasst bekommt, muss sich der Spieler auch prügeln. Mit dieser etwas unnötigen Tradition wollen die Entwickler von "Call of Cthulhu" brechen. Ein Horror-Krimi vor dem Hintergrund des von Romanautor H.P. Lovecraft geschaffenen Cthulhu-Mythos scheint außerdem die perfekte Gelegenheit. Also löst der Spieler Rätsel, geht Hinweisen nach und muss von Zeit zu Zeit auch seine Fähigkeiten und Kenntnisse als Forensiker und Anatom unter Beweis stellen. Und falls es doch mal zum gewalttätigen Konflikt kommt, so wird auch dieser ganz actionfrei mit einem digitalen Würfelwurf abgehandelt. Sackgassen und Game-Over-Situationen sollen dabei nie entstehen, sondern immer alternative Lösungswege vorhanden sein. Die auf der Gamescom gezeigte Demo war erschien zwar technisch noch ziemlich unausgereift, mit kantigen Animationen und ein paar mal zu oft wiederverwendeten Texturen. Aber das Spielprinzip von Call of Cthulhu steht und fällt sowieso mit der schreiberischen Qualität der Geschichte und der Texte im Spiel. Wenn die im fertigen Spiel stimmt, dann wäre auch so manch andere Schwäche leicht verzeihbar. "Call of Cthulhu" erscheint voraussichtlich Ende 2017 für PC, Playstation und Xbox.