Tourismus:Condor saniert sich, Thomas Cook sagt Reisen ab

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Condor fliegt weiter. Dabei hilft das Schutzschirmverfahren. (Foto: dpa)
  • Die angeschlagene Fluglinie Condor bereitet die Sanierung vor. Dafür erreichte sie vor Gericht ein Teilerfolg.
  • Das Amtsgericht Frankfurt bewilligte ein sogenanntes Schutzschirmverfahren, da Condor zahlungsfähig und sanierbar sei.
  • Bei der deutschen Thomas Cook nimmt der Insolvenzverwalter die Arbeit auf.

Nach der Pleite des britischen Mutterkonzerns Thomas Cook beantragten die Verantwortlichen der Fluglinien Condors am Mittwoch ein sogenanntes Schutzschirmverfahren. Die Genehmigung des Verfahrens ist jedoch an Vorausetzungen geknüpft. Demnach müssen die Unternehmen zahlungsfähig und sanierbar sein. Diese sieht das zuständige Amtsgerichts Frankfurt wohl als erfüllt an, denn es genehmigte den Antrag und ermöglicht so eine Sanierung der Fluglinie. Das Amtsgericht Frankfurt war für eine Stellungnahme kurzfristig nicht erreichbar.

Das Schutzschirmverfahren selbst stellt eine Besonderheit der deutschen Insolvenzordnung dar und soll verhindern, dass Geld an insolvente Mutterkonzerne abfließt. "Dieser Schritt ist in der derzeitigen Lage das Beste für unsere Kunden, unsere Geschäftspartner und für uns. Denn wir erlangen so die volle Unabhängigkeit von der Thomas Cook Group und mehr Sicherheit für unsere Zukunft", betonte ein Sprecher der Condor.

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Für die anstehende Sanierung bei Condor bekommt die Fluglinie Lucas Flöther als vorläufigen Sachverwalter zur Seite gestellt, hieß es weiter. Flöther war bereits Insolvenzverwalter der Air Berlin und soll nun die Geschäftsführung bei Condor überwachen.

Während die Sanierung der Condor Airline vorbereitet wird, fliegen die Maschinen bisher weiter. Zugleich ist die Condor-Führung auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. Bis dieser gefunden ist, soll der am Dienstagabend vom Bund und Land Hessen beschlossene Bürgschaftskredit über 380 Millionen Euro helfen.

Thomas Cook sagte alle Pauschalreisen bis Mitte Oktober ab

Bei der deutschen Thomas Cook läuft derweil das Insolvenzverfahren an. So hat das Unternehmen alle bis zum 31. Oktober gebuchten Pauschalreisen abgesagt. Diese könnten aus insolvenzrechtlichen Gründen nicht angetreten werden, auch wenn sie teilweise oder vollständig bezahlt worden seien, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Betroffene würden schnellstmöglich informiert.

Allerdings seien die Löhne und Gehälter der rund 2000 Beschäftigten der Thomas Cook bis Ende November gesichert. Ebenso hätten sich die Insolvenzverwalter bereits einen Überblick verschafft und mit Verantwortlichen im Reisekonzern gesprochen. So erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Hermann am Donnerstag in einer Mitteilung: "Wir haben heute eine hoch motivierte und engagierte Belegschaft erlebt, die für den Erhalt der Unternehmen aus vollem Herzen kämpft. Gemeinsam werden wir alles unternehmen, um [...] eine Zukunftslösung zu finden."

Die britische Thomas Cook hatte am Montag Insolvenz angemeldet. Die Deutschland-Tochter folgte am Mittwoch. Wie Condor bat auch Thomas Cook Deutschland beim Bund und Land Hessen um staatliche Finanzhilfen. Eine Entscheidung darüber steht noch aus. Die Aussichten seien Insidern zufolge allerdings nicht so günstig wie beim Ferienflieger Condor. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag in Berufung auf mehrere mit der Sache vertrauten Personen. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte jedoch, es sei noch keine Entscheidung gefallen und die Prüfung werde noch dauern - womöglich über das Wochenende hinaus.

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