Subventionen:Chiphersteller fordert Chancengleichheit

Lesezeit: 2 min

Cleanroom bei Globalfoundries in Dresden. Das Vorläuferunternehmen AMD hatte dort 2009 eine Fabrik eröffnet. (Foto: Globalfoundries)

Globalfoundries in Dresden ist wichtig für die deutsche Industrie. Subventionen ähnlich denen, die Konkurrenten wie Intel und TSMC jetzt vom deutschen Staat bekommen, gab's für ihn nicht. Und nun?

Von Helmut Martin-Jung, München

Thomas Caulfield ist nicht unbedingt das, was man sich von einem Texaner erwartet. Eher klein und auch kein Lautsprecher. In der Sache aber kann er durchaus unnachgiebig sein. Vor allem, wenn es dabei um Milliarden geht. Investitionen in neue Chipfabriken bewegen sich in diesen Dimensionen. Investitionen, wie sie auch Caulfield, Chef des Halbleiterherstellers Globalfoundries, getätigt hat. In Asien, in den USA und in Dresden, Deutschland. Als wegen Corona und des allgemeinen Mangels an Produktionskapazitäten die Fließbänder bei VW, Mercedes und Co. stillstanden, sagte er Hilfe zu.

Dass er daher nicht begeistert war, als der unmittelbare Konkurrent TSMC vom Staat vor kurzem Förderzusagen in Höhe von rund fünf Milliarden für ein neues Werk in Dresden erhielt, ist nachvollziehbar. Es gehe ihm dabei nicht um die Konkurrenz, sagte er nun in München: "Wir konkurrieren jeden Tag mit TSMC". Allerdings sieht er durch die Milliardensubvention den Markt verzerrt: "Wir haben Millionen bekommen und TSMC Milliarden", sagt er, "deshalb reden wir mit der EU und mit der deutschen Regierung". Sein Ziel: "Wir wollen nur Chancengleichheit".

Thomas Caulfield, Chef des weltweit drittgrößten Chipherstellers Globalfoundries, bei der Eröffnung einer Fabrik seines Unternehmens in Singapur vor gut zwei Wochen. (Foto: ROSLAN RAHMAN/AFP)

In dieser Branche müsse ohnehin langfristig geplant werden, sagt Caulfield. Und auch wenn man hohe Subventionen erhalte: Eine neue Chipfabrik sei eben immer noch teuer. Die langfristigen Zyklen bergen allerdings auch eine Gefahr. Derzeit ist zwar überall vom Mangel an Chips die Rede. Doch was ist, wenn all die Fabriken fertig werden, die gebaut werden, in den USA, in Israel, in Deutschland, in Asien? Kommt es dann nicht zu einem Überangebot?

Caulfield zeigt sich gelassen. Ja, gibt er zu, es werde viel Fertigungskapazität entstehen. Allein China werde mehr Chipfabriken bauen, um den Markt zu dominieren. Aber dabei gehe es um Dutzendware. Von der soll sich Globalfoundries aber mehr und mehr verabschieden, wenn es nach dem Chef geht. Schon heute sei man für 67 Prozent des Ausstoßes an Chips der einzige Lieferant, das will Caulfield noch steigern.

"Wie oft telefonieren Sie eigentlich noch mit Ihrem Handy?"

Globalfoundries arbeite daher sehr eng mit den Kunden zusammen, zum Beispiel mit den großen Autoherstellern, um genau die Chips mit genau den Funktionen herzustellen, welche diese brauchen. Auch deshalb macht er sich weniger Sorgen über Überkapazitäten. Der Investitionsplan von Globalfoundries basiere auf gesicherten Bestellungen der Kunden, die sich auch dauerhafte Geschäftsbeziehungen und Sicherheit wünschten. Wenn sich das Ganze für Globalfoundries auch noch lohne, "dann investieren wir".

Geld steckt der Chiphersteller auch in Start-ups, allerdings anders, als man das kennt. Denn dabei geht es um junge Unternehmen, die Chips designen. Die Wahrheit in diesem Geschäft liegt allerdings sozusagen im Silizium. Tun sie auch, was sie laut Design sollen? "Man kauft heute nicht mehr einen Chip als Produkt, sondern als Funktion", sagt Caulfield. Globalfoundries mache das für sie möglich und setze die Designs der Start-ups in echte Chips um.

Mehr und mehr davon werden auch in Autos verbaut. Caulfield sieht dabei eine Entwicklung, die etwas an die von Smartphones erinnert. "Wie oft telefonieren Sie eigentlich noch mit Ihrem Handy?", fragt er rhetorisch. Auch beim Auto würden die wesentlichen Innovation nun über die Elektronik kommen - also über Chips. Alles in einen leistungsfähigen Zentralcomputer im Auto zu stecken, ist allerdings keine Option. Vor allem aus Sicherheitsgründen. Schließlich sollten sicherheitsrelevante Funktionen wie Airbags oder ABS unabhängig voneinander funktionieren.

Sicherheit und Vertrauen ist auch Thema, über das sich Globalfoundries positionieren möchte. Um die Datenmengen, die etwa in Autos entstehen, zu bewältigen, müsse vieles schon im Auto ausgewertet werden, edge computing nennen das die Experten, Rechnen nah an der Datenquelle. Und da die Daten auch sensibel sind - wer war wann wo, ist wie schnell gefahren etc. - hofft Caulfield, dass die anspruchsvollen Kunden etablierter Hersteller nicht so sehr auf den Preis gucken, sondern auf die Marken, denen sie vertrauen können.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusEnergiepreise
:Wann sich flexible Strompreise lohnen

Die Waschmaschine läuft, wenn die Börsenpreise niedrig sind, das E-Auto lädt, wenn die Sonne viel Strom liefert: Bald sollen viel mehr Kunden von flexiblen Preisen profitieren. Für wen sich das eignet.

Von Helmut Martin-Jung und Nakissa Salavati

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: