Autokonzern:Der chinesische VW-Partner Saic will Tausende Stellen streichen

Lesezeit: 2 min

Saic baut schon seit 40 Jahren gemeinsam mit Volkswagen Autos. (Foto: Dado Ruvic/Reuters)

Der größte Autobauer des Landes hat Insidern zufolge Einsparpläne, der Konzern selbst dementiert allerdings alles. Trotzdem lässt sich der Wandel nicht mehr aufhalten.

Von Florian Müller, Shanghai

In Europa warnen Politiker und Experten davor, dass chinesische Automarken bald den heimischen Herstellern die Marktanteile abnehmen. Doch aus China kommen gerade andere Nachrichten: Der größte chinesische Autobauer Saic will Insidern zufolge Tausende Arbeitsplätzen bei seinen Gemeinschaftsunternehmen - sogenannten Joint Ventures - mit Volkswagen und General Motors abbauen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Demnach sollen es beim Joint Venture mit VW zehn Prozent sein, beim Joint Venture mit GM gar 30 Prozent. Bei der kleinen, aufstrebenden Elektroauto-Marke Rising Auto will die Mutterfirma demnach mehr als die Hälfte der Stellen streichen. Saic und VW dementierten den Bericht umgehend. Doch steht die Nachricht für einen Wandel in der Autowelt, der längst nicht mehr aufzuhalten ist.

Der Shanghaier Staatskonzern baut schon seit 40 Jahren gemeinsam mit Volkswagen Autos. Es war das erste von mittlerweile drei Joint Ventures mit Staatsunternehmen, die für die Wolfsburger in China Autos bauen und verkaufen. Jahrzehntelang war das ein lukrativer Deal: VW besorgte die Technologie, die Staatsfirmen die Produktion, und den Gewinn teilte man brüderlich.

Auch die Joint Ventures stehen unter Druck

Das Gemeinschaftsunternehmen baute etwa den Santana, der als Taxi lange Zeit das Bild in chinesischen Städten dominierte. Beim umstrittenen VW-Werk in Xinjiang ist Saic ebenfalls der Mehrheitsaktionär. Auch dank der Partnerschaften mit VW und GM ist Saic seit 18 Jahren der größte Autobauer Chinas mit einer Produktion von aktuell etwa fünf Millionen Fahrzeugen.

Doch in den 2000ern entschied sich die chinesische Regierung, den Bau von Elektroautos massiv zu fördern. Die ausländischen Autobauer schauten dabei zunächst tatenlos zu. Erst in den vergangenen Jahren wachten sie auf, als die E-Autos ihnen zunehmend Marktanteile abnahmen.

Mit dem Rückgang der Verbrennerautos in China stehen auch die Joint Ventures unter Druck. Verkaufte das Saic-Gemeinschaftsunternehmen mit den Deutschen 2018 noch mehr als zwei Millionen VWs, Audis und Jettas (eine eigene Marke in China), waren es vergangenes Jahr nur noch etwa 1,2 Millionen. Beim Joint Venture mit dem US-Hersteller GM war der Rückgang sogar noch heftiger: von knapp zwei Millionen auf eine Million. Vom Boom der Elektroautos konnten die Joint Ventures dabei kaum profitieren. Dort dominieren heimische Konkurrenten wie das Privatunternehmen BYD und der US-Elektroautobauer Tesla.

Der erfolgreichste chinesische Autohersteller im Ausland: Saic

Doch auch wenn Staatsfirmen im E-Bereich hinterherhängen, war Saic nicht untätig. Mit MG gehört eine der in Europa erfolgreichsten chinesischen E-Automarken zum Konzern. Noch ist der Marktanteil überschaubar, doch wird der Partner aus Fernost für die Deutschen somit zunehmend zum Konkurrenten auf dem Heimatmarkt. Mit 1,2 Millionen Exporten war Saic vergangenes Jahr der erfolgreichste chinesische Autohersteller im Ausland.

Im Januar machte sich der erste konzerneigene Autofrachter Saic Anji Sincerity auf den Weg nach Europa. An Bord: 3700 Autos, die auch für den deutschen Markt bestimmt sind. Bis 2026 soll etwa ein Dutzend weiterer Frachter dazukommen. Angesichts der drohenden EU-Strafzölle auf Autoimporte schauen sich die Shanghaier in Europa bereits nach einem Standort für eine eigene Fabrik um.

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass es die meisten E-Autobauer in China gerade nicht leicht haben. Da sich noch immer über 90 Hersteller auf dem Markt tummeln, gibt es massive Überkapazitäten. Manche steigen gerade erst in den Verkauf ein, der Elektronikkonzern Xiaomi etwa. Viele Hersteller versuchen, mit massiven Rabatten Marktanteile zu gewinnen, die wenigsten sind profitabel. Das Rising Auto etwa wurde erst 2021 zur eigenen Marke erhoben, schlug in deutschen Innovationsrankings aber bereits Audi.

Der Aufbau neuer Marken ist allerdings teuer, und Saics Verkaufszahlen waren zuletzt rückläufig. Es wird schon seit Monaten über Einsparprogramme diskutiert. So wäre es nicht verwunderlich, wenn einige der jungen Elektro-Marken wie Rising Auto wieder im Gesamt-Konglomerat aufgehen würden.

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