Internet-Milliardär:Jack Ma gibt Kontrolle über Finanzkonzern Ant auf

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Ist weigehend aus der Öffentlichkeit verschwunden: Internet-Milliardär Jack Ma, 58, hier auf einem Archivfoto aus dem Oktober 2018. (Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Der in Ungnade gefallene Alibaba-Gründer zieht sich weiter aus seinem Online-Imperium zurück.

Von Florian Müller

Es sollte einer der größten Deals aller Zeiten werden, die Krönung einer steilen Unternehmerkarriere. Vor gut zwei Jahren wollte Jack Ma seinen Finanzkonzern Ant Financial an die Börse bringen und damit weitere Milliarden machen. Doch Ma fiel in Ungnade bei der chinesischen Staatsführung - und die sagte sein Megageschäft kurzerhand ab. Nun gibt der Internet-Milliardär auch die Kontrolle über den Konzern ab, wie es am Wochenende hieß.

Über ein kompliziertes Beteiligungsgeflecht hatte Ma zwar nur zehn Prozent der Anteile, aber mehr als die Hälfte der Stimmrechte an Ant gehalten. Nun sollen seine Stimmrechte rechnerisch auf rund sechs Prozent reduziert werden, kein Anteilseigner hätte damit künftig die alleinige Kontrolle über das Unternehmen. Damit zieht sich Ma, der weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, weiter aus dem von ihm gegründeten Online-Imperium zurück.

Zu viel Macht, zu viel Kritik

Der 58-jährige frühere Englischlehrer aus Hangzhou in der Provinz Zhejiang war eine der schillerndsten Figuren während des Booms der chinesischen Internetwirtschaft in den 2000ern. Mit Alibaba baute er den führenden Onlinehändler der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf. Zwar gab er 2019 bereits die Führung von Alibaba ab, blieb jedoch das Gesicht der Unternehmensgruppe und expandierte in andere Geschäftsbereiche. Der zu Ant gehörende Zahlungsdienstleister Alipay etwa bedrohte mit etwa einer Milliarde Nutzern zunehmend die staatliche Kontrolle über den Finanzsektor. Zudem erstaunte der selbstbewusste Gründer immer wieder mit unverblümter Kritik an der Staatsführung.

Im Oktober 2020 kam es schließlich zum Eklat, als Ma der versammelten Parteielite bei einer Bankenkonferenz in Shanghai vorwarf, in ihren Marktreformen zu risikoscheu zu agieren. Damit hatte er den Bogen offenbar überspannt, Parteichef Xi Jinping höchstpersönlich soll den 30 Milliarden Euro schweren Börsengang von Ant in Hongkong in letzter Minute verboten haben. Die Behörden gingen unter anderem kartellrechtlich hart gegen Mas Firmen vor: Alibaba musste mehr als 2,5 Milliarden Euro Strafe zahlen, Ant die Verknüpfung von Alipay mit Dienstleistungen wie Vermögensverwaltung und Verbraucherkrediten trennen.

Ma selbst verschwand monatelang komplett und taucht seither nur vereinzelt und mit harmlosen Botschaften in der Öffentlichkeit auf. Er soll Berichten zufolge die vergangenen Monate vorwiegend in Japan gelebt haben, wurde aber auch in Europa und zuletzt in Thailand gesehen. Die Probleme seiner Unternehmen haben sein Vermögen nach Zahlen des Fortune-Magazins auf gut 20 Milliarden Euro halbiert.

Die Behörden hatten jedoch zuletzt eine Abkehr von ihrem harten Kurs angedeutet, indem sie Ant eine milliardenschwere Kapitalerhöhung genehmigten. Hoffnungen, dass Ant demnächst einen neuerlichen Anlauf für einen Börsengang starten könnte, kommen jedoch zu früh. Nach der Änderung in der Kontrollstruktur von Ant ist das Unternehmen für mindestens ein Jahr für ein Listing in Hongkong gesperrt, auf dem Festland für bis zu drei Jahre.

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