Fußball:Der Aktionärsklub

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Erfolge wie der Einzug ins Champions-League-Finale lassen den Aktienkurs steigen. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Champions-League-Finalist Borussia Dortmund ist als einziger Bundesligist börsennotiert. Seine Investoren heißen Evonik, Signal Iduna, Puma - und Bernd Geske.

Von Uwe Ritzer

Am Morgen nach dem "großen Sieg von Borussia Dortmund" über Paris Saint-Germain äußerte Arne Freundt, 44, einen Wunsch: Gegner des BVB im Finale der Fußball Champions League möge der FC Bayern werden. Die Hoffnung des Puma-Chefs bleibt bekanntlich unerfüllt; wenige Stunden später verlor der FC Bayern unter fragwürdigen Umständen sein Halbfinale bei Real Madrid. Die Münchner sind bekanntlich mit dem Puma-Konkurrenten Adidas als Ausrüster, aber auch als Anteilseigner eng verbandelt. Genauso wie der BVB mit Puma.

Seit 2012 rudern die Marke mit der Raubkatze und die Schwarz-Gelben gemeinsam. Damals übernahm der Sportartikelhersteller aus dem fränkischen Herzogenaurach für etwa 21,5 Millionen Euro fünf Prozent der Anteile an der ausgegliederten und börsennotierten Dortmunder Lizenzspieler-GmbH & Co. KGaA. Zum Vergleich: Adidas ist an Bayern München (ebenso wie die Allianz und Audi) mit 8,33 Prozent beteiligt. Am BVB sind neben Puma unter anderem der Versicherer Signal Iduna mit zuletzt knapp sechs und Evonik (Spezialchemie) mit etwas mehr als acht Prozent beteiligt sowie die Beteiligungsfirma des Milliardärs Ralph Dommermuth, dessen Firma 1&1 auch auf BVB-Trikots wirbt.

Größter BVB-Aktionär ist allerdings der Unternehmer Bernd Geske aus Meerbusch, Chef und Eigentümer der nach ihm benannten Firma Lean Communication sowie Gesellschafter der im Nahrungsmittelgeschäft tätigen May Holding. Gerade erst hat Geske seinen Anteil am BVB auf neun Prozent aufgestockt. Der Unternehmer und glühende Borusse ist Aktionär der ersten Stunde, seit sich der BVB als bislang einziger Bundesligist 2000 an die Börse wagte.

Der Sportartikelhersteller Puma hält aktuell 5,32 Prozent. Zudem sind die Franken dem Verein als Ausrüster eng verbunden. 2019 verdreifachten sie ihre diesbezüglichen Sach- und Geldzuwendungen auf etwa 30 Millionen Euro pro Saison. Das entspricht etwa der Hälfte dessen, was Bayern München von Adidas kassiert. Der Vertrag zwischen Puma und dem BVB läuft noch bis 2028 und enthält mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Klausel über eine Sonderzuwendung im Fall eines Sieges in der Champions League.

Wobei allein der Finaleinzug viel Geld in die Kassen der Westfalen spült. Per Ad-hoc-Mitteilung hob der BVB am Mittwoch seine Prognose an; statt zwischen 33 und 43 Millionen Euro werde der Konzernüberschuss in der laufenden Saison, die identisch ist mit dem Geschäftsjahr, bei 40 bis 50 Millionen Euro liegen. Für den Einzug ins Endspiel kassiert Dortmund 15,5 Millionen Euro vom Ausrichterverband Uefa und sollte das Team den Cup tatsächlich holen, kämen weitere 4,5 Millionen hinzu. Unterm Strich verdient der BVB in dieser Champions-League-Saison mehr als 100 Millionen Euro.

Der Finaleinzug lässt den Aktienkurs steigen

So lukrativ der Wettbewerb ist, so riskant sind Investments in Fußballaktien. Verhältnismäßig wenige europäische Top-Klubs sind auch börsennotiert, darunter Manchester United, Juventus Turin oder Ajax Amsterdam. Die BVB-Aktie startete 2000 mit einem Ausgabepreis von elf Euro - und verlor kurz darauf bis zu 90 Prozent ihres Wertes. Meist dümpelt das Papier im mittleren und unteren einstelligen Euro-Bereich. Vor Corona kletterte der Kurs noch einmal auf 9,50 Euro, dann sackte er wieder ab. Der Finaleinzug sorgte am Mittwoch für einen Anstieg von 3,93 auf 4,29 Euro. Fußballaktien seien sehr volatil, schreiben Börsenexperten der Sparkassen und ihrer Investmentfirma Deka in einem Grundsatzpapier. Was sie einzigartig mache: "Der Erfolg von Aktien im Fußballgeschäft unterliegt eigenen Gesetzen."

Denn während "bei normalen Unternehmen und Konzernen Quartalszahlen und Gewinnerwartungen entscheidend sind, dominieren im Fußball andere Faktoren: Der Einzug in einen lukrativen Wettbewerb, der Auf- oder Abstieg, die Verpflichtung eines überragenden Spielers oder auch die schwere Verletzung eines Leistungsträgers können den Kurs in Bewegung bringen. Das macht die Aktien auch für Experten und Expertinnen schwieriger einschätzbar und risikoreich." Was ein Grund sei, so die Sparkassen- und Deka-Experten weiter, weshalb neben eingefleischten Fans vor allem Spekulanten auf Fußballaktien setzen. "Das klingt negativ, ist es aber nicht. Die Investoren sind sich der Risiken auf diesem besonderen Spielfeld bewusst."

Das Geschäft mit dem Sport und speziell mit der global wichtigsten Sportart Fußball ist noch längst nicht ausgereizt. Auch wenn viele eingefleischte Fans gegen den Kommerz wettern und vor wenigen Wochen mit Tennisball-Würfen während Bundesligaspielen die Beteiligung von Investoren an der Vermarktung der Bundesliga-Auslandsrechte verhinderten, ist Fußball nach wie vor eine Boombranche. In den internationalen Ligen sowieso, aber auch in Deutschland. Dem Ligaverband DFL zufolge erwirtschafteten die 18 Vereine der ersten Bundesliga in der Spielzeit 2022/2023 etwa 4,5 Milliarden Euro Umsatz. Und damit fast viermal so viel wie in der Saison 2004/2005.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, Borussia Dortmund habe sich als "bislang einziger deutscher Profiverein 2000 an die Börse" gewagt. Das ist falsch. Richtig ist, dass auch die Spvgg Unterhaching an der Börse notiert ist. Unterhaching spielt in der 3. Liga, bei der es sich um eine Profiliga handelt. Im Vorspann und im Text heißt es nun, die Borussia sei einziger Bundesligist börsennotiert. Bundesligisten sind die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga.

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