Modeunternehmen:Razzia bei Bogner

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Bogner ist in den vergangenen Jahren weniger mit neuen Kollektionen aufgefallen als vor allem mit schnellen Chefwechseln. (Foto: Claus Schunk)
  • Die Münchner Staatsanwaltschaft hat die Firma Bogner durchsucht.
  • Es geht um Kleidung, die Bogner an Mitarbeiter verschenkt haben soll. Das ist in der Branche nicht unüblich - darf aber nicht am Staat vorbeilaufen.
  • Bogner zeigt sich überrascht und kann sich die Razzia "nicht erklären".

Von Klaus Ott und Pia Ratzesberger

Das Modeunternehmen Bogner ist am Mittwoch von der Staatsanwaltschaft München I durchsucht worden - ermittelt wird wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Konkret geht es um den Vorwurf, dass innerhalb des Unternehmens Rabatte und Geschenke für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht versteuert worden seien. Die Staatsanwaltschaft München I bestätigt die Durchsuchung, aufgrund des Steuergeheimnisses will man sich aber nicht weiter äußern.

Bei Bogner heißt es auf Nachfrage, man habe sich in der Vergangenheit wegen der nicht versteuerten Rabatte selbst angezeigt und kooperiere mittlerweile "in vollem Umfang" mit den Behörden. Die Durchsuchungen am Mittwoch könne man sich deshalb "nicht erklären". In der Vergangenheit war von einer nicht bezahlten Summe von knapp über einer Million Euro die Rede gewesen, die innerhalb von drei Jahren entstanden sei - diese Zahl will man bei Bogner jedoch nicht bestätigen. "Uns ist die Summe selbst nicht bekannt, und wir warten darauf, dass uns die Behörden einen Betrag nennen", sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

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Damit brechen wieder einmal unruhige Tage in der Firma Bogner an, die in vergangenen Jahren weniger mit ihren neuen Kollektionen auffiel als vor allem mit schnellen Chefwechseln und mehreren Rücktritten im Aufsichtsrat. Bekannt ist die Firma vor allem wegen ihres schillernden Besitzers Willy Bogner, dessen Vater in den 1930er-Jahren in München mit dem Handel von Skimode begann. Mittlerweile ist Willy Bogner junior selbst 77 Jahre alt und hat sich aus dem laufenden Geschäft zurückgezogen. Trotzdem steht der frühere Skirennfahrer nach wie vor wie kein anderer für das Unternehmen, das seit Längerem mit niedrigen Gewinnen zu kämpfen hat - und mit einem Steuerverfahren.

In der Modebranche ist es üblich, dass Firmen ihre Kleidung aus vergangenen Kollektionen oder von Modeschauen zu günstigeren Preisen an Mitarbeiter abgeben oder verschenken. Beides aber darf nicht am Staat vorbeilaufen, sondern die Geschenke müssen als sogenannte geldwerte Vorteile versteuert werden. Eine Jacke von Bogner zum Beispiel kann durchaus mehr als zweitausend Euro kosten, und das Finanzamt will von dieser Summe seinen Teil abbekommen. Aus der Branche ist allerdings zu hören, dass viele Firmen die Regelung lange Zeit nicht allzu ernst genommen haben, und das scheint Bogner nun zu treffen. Bereits im Januar 2018 hatte die SZ über den Verdacht auf Steuerhinterziehung innerhalb der Firma berichtet. Damals hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass "lohnsteuer- und sozialversicherungsrelevante Sachverhalte nicht vollständig erfasst" worden seien. Was nichts anderes bedeutet als: Offenbar hat die Firma Steuern nicht bezahlt. Ob der Besitzer Willy Bogner persönlich haftbar gemacht werden könne, war damals unklar. Heute gibt eine Sprecherin des Unternehmens an, man gehe "definitiv" nicht davon aus.

Der neue Chef Baumgärtner will die "olle Marke" wieder für jüngere Leute interessant machen

Das Unternehmen führt mittlerweile Andreas Baumgärtner, der mit Willy Bogner besser auszukommen scheint als sein Vorgänger. Der frühere Vorstandsvorsitzende Alexander Wirth nämlich war gerade einmal etwa ein Jahr im Amt, bis sich die Firma wegen "unterschiedlicher Auffassungen über die Ausrichtungen des Unternehmens" wieder von ihm trennte. Wirth habe in seiner Zeit aber entscheidend vorangetrieben, dass die Sache mit den nicht bezahlten Steuern innerhalb der Firma aufgeklärt werde, heißt es von Seiten des Unternehmens.

Der neue Chef Andreas Baumgärtner hat sich vor allem vorgenommen, die "olle Marke" - wie er selbst sagt - wieder für jüngere Leute interessant zu machen, denen der Namen häufig kaum noch bekannt ist. Im vergangenen Geschäftsjahr ging der Umsatz von Bogner nach langer Zeit zwar einmal wieder nach oben, allerdings nur um fünf Prozent auf 158,6 Millionen Euro, und der Gewinn lag gerade einmal bei um die 300 000 Euro. Auch wenn das mit einmaligen Zahlungen zu tun hatte, müsse da "natürlich mehr rauskommen", sagte Baumgärtner im April dieses Jahres in einem Interview mit der SZ.

In der Vergangenheit war auch immer wieder von einem Verkauf des Unternehmens die Rede gewesen. Zuletzt aber war das daran gescheitert, dass Willy Bogner weitaus höhere Preisvorstellungen hatte als Interessenten bieten wollten - während sich der Besitzer 700 Millionen Euro erträumt haben soll, lagen die höchsten Angebote für sein Lebenswerk wohl unter 300 Millionen Euro.

Auch eine Übergabe an ein Konsortium scheiterte, an dem unter anderem der ehemalige Fußballspieler Philipp Lahm beteiligt war. Andreas Baumgärtner sagte im Interview zu einem möglichen Verkauf, dass es nicht das Ziel wäre, "die Firma hier hübsch zu machen für so etwas".

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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