Ökonomen:Ifo-Institut: "Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt"

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Ein Kranhaken hängt am Ausleger eines Spezialkrans im Überseehafen Rostock Port. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Unter Unternehmen und Haushalten sei die Stimmung schlecht und die Unsicherheit hoch. Deutschland werde in eine Rezession rutschen.

Führende Konjunkturinstitute sehen Deutschland am Rande der Rezession. "Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt", erklärte das Münchner Ifo Institut am Mittwoch. "Unter Unternehmen und Haushalten ist die Stimmung schlecht und die Unsicherheit hoch." Die Ifo-Ökonomen und die Experten vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) gehen jeweils davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Anfang 2024 das zweite Quartal in Folge schrumpft und Deutschland somit in eine Rezession rutscht. Erst ab Jahresmitte dürfte es spürbar besser werden.

Im Gesamtjahr erwarten die Regierungsberater aber maximal ein Mini-Wachstum und damit faktisch eine Stagnation. Das Ifo senkte seine BIP-Prognose von 0,7 auf 0,2 Prozent, die Kieler Experten kappten ihre Schätzung sogar von 0,9 Prozent auf 0,1 Prozent. "Die Konsum-Zurückhaltung, die hohen Zinsen und Preissteigerungen, die Sparbeschlüsse der Regierung und die schwache Weltkonjunktur dämpfen derzeit die Konjunktur in Deutschland und führen erneut zu einer Winterrezession", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser in Berlin.

Eine spürbare Erholung lasse noch auf sich warten. Allerdings deute sich in den nächsten Monaten eine leichte Besserung an: Mit dem allmählichen Wegfall der Belastungen bei Zinsen und Preisen sowie den Auswirkungen der höheren Kaufkraft für die Verbraucher werde sich die Wirtschaftsleistung zur Jahresmitte beschleunigen, so Wollmershäuser.

Für 2025 erhöhte das Ifo seine Prognose um 0,2 Punkte auf 1,5 Prozent, während die Expertinnen und Experten aus Kiel weiter mit 1,2 Prozent Wachstum rechnen. "Insgesamt gehen wir davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2025 nur magere zwei Prozent über dem Niveau aus dem Jahr 2019 liegen wird", erklärte das IfW. Vor dem Hintergrund der schwachen wirtschaftlichen Dynamik zeige sich der Arbeitsmarkt recht robust. Die Beschäftigung dürfte im laufenden Jahr noch einmal "etwas zulegen", bevor sie im Zuge des demografischen Wandels auf einen Abwärtstrend einschwenkt, erklärten die Experten.

An der Inflationsfront dürfte es ruhiger werden

Trotz der Konjunkturflaute wird die Zahl der Beschäftigten laut Ifo sogar noch von 45,9 auf 46,1 Millionen klettern, und im kommenden Jahr den Rekordwert von 46,2 Millionen erreichen. Die Zahl der Arbeitslosen steigt demnach nur von gut 2,6 auf 2,7 Millionen und sinkt im kommenden Jahr wieder unter 2,6 Millionen.

Auch an der Inflationsfront dürfte es ruhiger werden. Die Verbraucherpreise steigen dem Ifo zufolge 2024 nur noch um 2,3 Prozent, nach 5,9 Prozent im Vorjahr. Im kommenden Jahr würde die Inflationsrate sogar auf 1,6 Prozent fallen und damit unter die Zwei-Prozent-Marke, die die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig als ideal für die Konjunktur im Euroraum ansieht.

Der anhaltend hohe Fachkräftemangel wird nach IfW-Prognose auch in Reaktion auf die in den vergangenen Jahren hohe Inflation zu deutlich steigenden Löhnen führen. Mit dem erwarteten Abebben der Teuerung "werden die real verfügbaren Einkommen im laufenden Jahr erstmals nach drei Jahren wieder steigen und den privaten Konsum stimulieren". Mit der aktualisierten Schätzung liegt das Ifo auf dem Niveau der Regierungsprognose für 2024, das IfW leicht darunter.

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