Zwischen den Zahlen:Weg damit

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Welch ein Insel-Drama: Die Briten müssen wegen des Lockdowns 50 Millionen Liter Bier wegschütten.

Von Francesca Polistina

Eines Tages, wenn die Pandemie vorbei ist (und sie wird vorbei sein, auch wenn man manchmal nicht mehr daran glaubt), werden die Menschen in Großbritannien zu ihren Pubs zurückkehren. Sie werden ein ordentliches Bier bestellen und mit einem "Cheers" auf das britischste aller britischen Dinge anstoßen, das nun wieder zugänglich ist: den Pub selbst. Endlich mal wieder ein Ale! Endlich wieder diese warme, stickige Luft, die im Laufe des Abends noch wärmer und stickiger wird!

Doch weil die Post-Corona-Zeit noch nicht begonnen hat und der Inzidenzwert auf der Insel über 200 liegt, bleibt der Pub - traditionell das Zentrum des britischen Freizeitlebens - erstmal zu. Mit Folgen, die die British Beer and Pub Association als "herzzerreißend" bezeichnet.

Ein Wiesn-Vergleich macht das Ausmaß des Schadens offensichtlich

Zu diesen Folgen gehört auch die Massenvernichtung des Nationalgetränks: Knapp 50 Millionen Liter Fassbier sollen wegen des Corona-Lockdowns weggeschüttet werden, weil sie nicht vor Ablauf ihres Mindesthaltbarkeitsdatums getrunken wurden. Das geht aus einer Berechnung des Verbands hervor. Wenn man bedenkt, dass auf dem Oktoberfest in München etwa sieben Millionen Liter Bier ausgeschenkt werden - also ein Siebtel dessen, was nun die Briten vernichten - wird das Ausmaß des Schadens offensichtlich, sowohl wirtschaftlich als auch im Bezug auf die Umwelt.

80 Prozent dieser 50 Millionen Liter Bier mussten schon nach dem ersten Lockdown im Frühjahr weggeschüttet werden. Danach wurden die Pub-Betreiber vorsichtiger und legten weniger Vorräte an, sodass die Briten durch die Winter-Schließungen "nur" mit zehn Millionen Litern rechnet. Viele Fassbiere müssen drei bis vier Monate nach der Lieferung an die Pubs konsumiert werden, bei Ales und einigen anderen Bieren ist das schon nach sechs bis neun Wochen der Fall. Klappt das nicht, müssen die Fässer zurück zu den Brauereien und dort entsorgt werden. In der Hoffnung auf ein baldiges Cheers.

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