Bewerbungen:Lügen im Lebenslauf

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Nicht nur über Jobtitel und Arbeitserfahrung lügen Bewerber, auch persönliche Interessen oder das eigene Alter passen sie mitunter an. (Foto: imago stock&people/imago/wolterfoto)

Eine nicht ganz so kleine Zahl der Deutschen gibt zu, beim Schreiben des eigenen Lebenslaufs nicht immer ehrlich zu sein. Das alles ist eigentlich ziemlicher Stress, den man sich auch sparen kann.

Von Laura Städtler

Ach, man kann so vieles können und wissen. Excel-Tabellen? Einwandfrei. Französisch? Bien sûr, verhandlungssicher. Langjährige Erfahrung in der Kundenbetreuung? Was denn sonst. Alles Fähigkeiten, die sich gut im Lebenslauf machen und mit denen man die eigene Bewerbung zur perfekten Selbstinszenierung aufhübschen kann.

Okay, eigentlich muss jeder Excel-Befehl mühsam über Google gesucht werden, mit seinen Französischkenntnissen kann man gerade mal ein Baguette bestellen, für Sartre und Beauvoir reichte es natürlich nie. Und doch schrecken viele Menschen nicht davor zurück, ganze Teile ihres Lebenslaufs zu erfinden. Denn, das hatte eine Studie des Portals CVapp.de schon im Mai 2023 sehr eindrucksvoll bestätigt: Fast 60 Prozent der 3000 befragten Deutschen gaben seinerzeit an, beim Verfassen ihres Lebenslaufs gelogen zu haben. An der Datenlage hat sich seither kaum etwas verändert. Die Frage ist nur: Warum tun Menschen das? Und: wie?

Besonders gern schummelten die Befragten laut Studie bei den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten. Beinahe 80 Prozent der Studienteilnehmenden hatten in diesem Bereich bereits falsche Angaben gemacht. Kurz dahinter lagen mit knapp 74 Prozent Falschaussagen über frühere Gehälter, dicht gefolgt von gefälschten Jobtiteln. Und die Deutschen sind nicht allein mit ihrem Hang zu fantasievollen Lebensläufen. Eine Studie aus den USA kam im vergangenen Jahr zu ähnlichen Ergebnissen. Sieben von zehn Personen gaben an, die eigene Vita mindestens einmal geschönt zu haben. Über 35 Prozent der Befragten berichteten sogar, regelmäßig in ihrem Lebenslauf zu lügen.

Klingt nach einer riskanten Strategie? Ist es auch. Auch wenn viele immer noch glauben: So gefährlich kann so ein bisschen Schummeln ja nicht sein, wenn so viele andere es auch machen. Anna Lüttgen von der Personalvermittlungsfirma Hays meint: Es ist sogar ziemlich gefährlich. "Man muss unterscheiden zwischen Lebenslaufkosmetik und ernsten Falschaussagen", sagt sie. Aber "eine bewusste Täuschung des Arbeitgebers kann eine fristlose Kündigung zur Folge haben". Was aber sind "ernste Falschaussagen"? Wenn jemand seine Noten beschönigt oder Schul- und Uni-Abschlüsse erfindet, dann ist das schon ziemlich ernst. Auch Sprachkenntnisse sollte man nicht erfinden, so Lüttgen. Wer also gerade mal ein Croissant bestellen kann, sollte sich nicht für den Chefjob am Firmensitz in Paris empfehlen. Denn selbst wenn man damit erst einmal durchkäme: Spätestens am ersten Arbeitstag wäre die Sache dann ziemlich peinlich.

"Lügen im Lebenslauf sind ein No-Go", sagt Linda Binder, Sprecherin des Personaldienstleisters Adecco. Vor allem Männer aber würden dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten etwas zu sehr auszuschmücken oder sich auf Stellen zu bewerben, die nicht so ganz zu ihnen passen. Die Grenzen zwischen Selbstdarstellung und Lüge? Sie sind manchmal fließend.

Wer sich aber selbstbewusst darstellt, könnte damit durchaus Erfolg haben in diesen Zeiten. "Der Arbeitskräftemangel ist nicht wegzudiskutieren", bestätigt Binder. Immer wieder komme es vor, dass Unternehmen Bewerber einstellen, obwohl diese eigentlich nicht die notwendige Erfahrung für die ausgeschriebene Stelle mitbringen. Wer sich den Stress der drohenden Kündigung sparen will, sagt am besten gleich die Wahrheit. Es kann ja sein, dass man die Stelle dennoch bekommt - und einen Französisch-Kurs gleich mit dazu.

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