BayernLB: Rudolf Hanisch:Stoiber-Vertrauter im Visier der Ermittler

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Der Kreis der Verdächtigen im Fall BayernLB wird immer größer. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den ehemaligen Vize Rudolf Hanisch.

Klaus Ott

Rudolf Hanisch hat es nie in die Öffentlichkeit gedrängt, weder als Amtschef von Ministerpräsident Edmund Stoiber in den neunziger Jahren noch als Vizechef der Landesbank im vergangenen Jahrzehnt. Der hochdekorierte Beamte und Bankmanager, er ist Träger des Bayerischen Verdienstordens und Offizier der französischen Ehrenlegion, blieb lieber im Hintergrund.Jetzt aber, nach einer langen Karriere im Staatsdienst und bei der Staatsbank, gerät der inzwischen pensionierte Hanisch, 63, doch noch in den Blickpunkt. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt in der Affäre um das Desaster der BayernLB bei der Kärntner Finanzgruppe Hypo Alpe Adria inzwischen auch gegen den früheren Stoiber-Vertrauten.

Im Jahr 2007 hat die BayernLB die Hypo Alpe Adria gekauft - und nur Ärger mit der Bank gehabt. (Foto: Foto: AP)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung verdächtigt die Strafverfolgungsbehörde nun vier Ex-Vorstandsmitglieder der BayernLB, durch einen zu teuren Kauf der Hypo Alpe Adria Vermögen der Staatsbank veruntreut zu haben. Beschuldigt werden neben dem einstigen Bankchef Werner Schmidt dessen Nachfolger Michael Kemmer (der ebenso wie Schmidt vorzeitig gehen musste), der früher für die Risikokontrolle zuständige Gerhard Gribkowsky und eben Hanisch. Das ist der halbe Vorstand des Jahres 2007, als die Hypo Alpe Adria gekauft worden war. In den Medien war kürzlich spekuliert worden, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen alle acht damaligen Vorstandsmitglieder. Dafür gibt es aber keine Hinweise.

Jetzt aber, nach einer langen Karriere im Staatsdienst und bei der Staatsbank, gerät der inzwischen pensionierte Hanisch, 63, doch noch in den Blickpunkt.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt in der Affäre um das Desaster der BayernLB bei der Kärntner Finanzgruppe Hypo Alpe Adria inzwischen auch gegen den früheren Stoiber-Vertrauten.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung verdächtigt die Strafverfolgungsbehörde nun vier Ex-Vorstandsmitglieder der BayernLB, durch einen zu teuren Kauf der Hypo Alpe Adria Vermögen der Staatsbank veruntreut zu haben. Beschuldigt werden neben dem einstigen Bankchef Werner Schmidt dessen Nachfolger Michael Kemmer (der ebenso wie Schmidt vorzeitig gehen musste), der früher für die Risikokontrolle zuständige Gerhard Gribkowsky und eben Hanisch. Das ist der halbe Vorstand des Jahres 2007, als die Hypo Alpe Adria gekauft worden war. In den Medien war kürzlich spekuliert worden, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen alle acht damaligen Vorstandsmitglieder. Dafür gibt es aber keine Hinweise.

Prominent besetzter Verwaltungsrat

Die Staatsanwaltschaft, die den Fall schon seit mehreren Monaten untersucht und anfangs nur Schmidt verdächtigte, hatte ihre Nachforschungen zuletzt deutlich ausgeweitet. Allerdings nicht auf den Verwaltungsrat der BayernLB, der die Bank beaufsichtigt und 2007 die Übernahme der Hypo Alpe Adria genehmigt hatte. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB sagt, er empfinde es als ungerecht, dass die Strafverfolger nur frühere Manager beschuldigten, nicht aber die Politiker, die seinerzeit dem Verwaltungsrat angehört hatten. Schließlich habe das Kontrollgremium "die Strategie vorgegeben", ins Ausland zu expandieren.

Im Verwaltungsrat saßen damals unter anderem die Minister Kurt Faltlhauser, Erwin Huber und Günther Beckstein sowie weitere CSU-Politiker einschließlich des heutigen Fraktionschefs im Landtag, Georg Schmid. Gegen sie sind keine Ermittlungen absehbar. Die Staatsanwaltschaft sieht bislang keine juristische Handhabe und keinen Anlass dafür.

Auch nicht bei Stoiber. Der hatte im Mai 2007 mit seinem Kabinett den Kauf der vor allem auf dem Balkan tätigen Hypo Alpe Adria befürwortet und bejubelt. Und er hatte anschließend, als aus Kroatien ein Einspruch drohte, dort sogar politisch interveniert, um die Expansion der Landesbank zu ermöglichen. Stoiber hatte aber keine Funktion in der BayernLB, anders als sein früherer Amtschef Hanisch. Der gebürtige Münchner hatte als Grundsatzreferent für das Kabinett von Ministerpräsident Franz Josef Strauß gearbeitet, anschließend Stoibers Büro geleitet, als der noch Innenminister war, und war Stoiber danach als Amtschef in die Staatskanzlei gefolgt. Von dort wechselte der Jurist zur Landesbank.

Vorzeitiger Abgang

Er war der letzte Spitzenbeamte in Bayern, der direkt vom Staat ins Topmanagement der Staatsbank einrückte. Mit der CSU hatte das allerdings nichts zu tun. Hanisch war nie Mitglied der Regierungspartei. Als Staatsdiener, und noch dazu als oberster bayerischer Beamter, sei eine Parteizugehörigkeit nicht angebracht, lautete sein Grundsatz.

Richtig glücklich über seinen Aufstieg zum Vizechef der Landesbank kann Hanisch im Nachhinein kaum sein. Im vorigen Jahr musste er vorzeitig gehen, kurz vor dem Ruhestand und gewissermaßen als Bauernopfer. Regierungschef Horst Seehofer hatte BayernLB-Chef Kemmer schon frühzeitig hinauswerfen wollen. Die Sparkassen, damals Miteigner der Bank, opponierten - also einigte man sich auf Hanisch und legte ihm hohe Verluste der Landesbank in Island zur Last. Inzwischen haben die Sparkassen bei der BayernLB nichts mehr zu sagen. Und Kemmer musste nach dem Fiasko bei der Hypo Alpe Adria doch noch gehen.

Warum die Staatsanwaltschaft nun auch gegen Hanisch ermittelt, ist nicht bekannt. Vielleicht deshalb, weil er dabei war, als Anfang 2007 mit dem (2008 verstorbenen) Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider und anderen Beteiligten die Übernahme der Hype Alpe Adria eingefädelt worden war. Insider sagen, Hanisch sei damals auf Bitten von Vorstandschef Schmidt mitgegangen. Hanisch selbst und auch sein Anwalt äußern sich nicht. Sie warten ab, was die Staatsanwaltschaft wissen will.

© SZ vom 28.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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