BayernLB:Gribkowsky soll 200 Millionen Euro zahlen

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Die BayernLB fordert von ihrem Ex-Vorstand 200 Millionen Euro Schadenersatz für das Milliarden-Debakel bei der Hypo Alpe Adria. Und es könnte noch härter kommen für Gerhard Gribkowsky.

Klaus Ott und Nicolas Richter

Ärger hat Gerhard Gribkowsky schon mehr als genug. Der frühere Risikovorstand von Bayerns Landesbank sitzt in München-Stadelheim in Untersuchungshaft, weil er vor einigen Jahren nebenbei heimlich 50 Millionen Dollar kassiert hat. Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung und Veruntreuung von Bankvermögen lauten die Vorwürfe. Jetzt kommt es für den 52-Jährigen noch schlimmer. Die BayernLB verklagt ihren Ex-Manager auf Schadenersatz. Die Klage, die beim Landgericht München eingereicht wird, beläuft sich auf 200 Millionen Euro. Das hat der von Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) geleitete Verwaltungsrat beschlossen, der die Staatsbank beaufsichtigt.

Gerhard Gribkowsky soll während seiner Amtszeit als Risikovorstand der BayernLB ein Vermögen in Höhe von mehr als 25 Millionen Euro in einer Privatstiftung mit dem Namen "Sonnenschein" angelegt und dort vor seinem Arbeitgeber und dem deutschen Fiskus versteckt haben. (Foto: dpa)

Anlass der Klage ist das Milliarden-Desaster der BayernLB bei der österreichischen Hypo Alpe Adria. Ziel der Klage: Zugriff auf das Vermögen in Höhe von mehr als 25 Millionen Euro, das Gribkowsky während seiner Amtszeit als Risikovorstand ausgerechnet in Österreich in einer Privatstiftung mit dem Namen "Sonnenschein" angelegt und dort vor seinem Arbeitgeber und dem deutschen Fiskus versteckt hat. Der Bank-Manager hatte 2006 und 2007 heimlich 50 Millionen Dollar kassiert, die offenbar aus der Formel 1 kamen und womöglich Schmiergeld waren.

Die Spuren führen zu Formel-1-Chef Ecclestone. Der dementiert, in die Affäre verwickelt zu sein. Gribkowsky hatte sich bei der BayernLB um deren damalige Beteiligung an der Rennserie gekümmert. Von den 50 Millionen Dollar Nebeneinkünften waren nach Abzug österreichischer Steuern rund 25 Millionen Euro übriggeblieben, die sich die Landesbank nun holen will. Man habe "unverzüglich gehandelt, um den Zugriff auf die Vermögenswerte der Privatstiftung zu sichern", sagt Fahrenschon. Das werde die Bank in "enger Abstimmung" mit der Münchner Staatsanwaltschaft, die gegen Gribkowsky ermittelt, "auch weiter vorantreiben".

Weitere Schadenersatzansprüche

Gribkowsky soll nun als erstes früheres Vorstandsmitglied der Landesbank für das Debakel bei der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) haften, bei der 3,7 Milliarden Euro verlorengingen. Schadenersatzklagen gegen die sieben anderen damaligen Vorstandsmitglieder inklusive Ex-Bankchef Werner Schmidt sollen folgen. Sie sollen, so der Vorwurf, beim Kauf der HGAA zahlreiche Risiken ignoriert haben.

Bislang zahlen Bayerns Bürger die Zeche für die horrenden Verluste der BayernLB bei der HGAA und bei anderen Auslandsgeschäften. Der Freistaat musste seine Bank mit zehn Milliarden Euro stützen, um sie vor der Pleite zu bewahren. Jetzt wird der alte Vorstand zur Kasse gebeten. Für die geforderten 200 Millionen Euro sollen offenbar alle acht Ex-Vorstandsmitglieder gemeinsam haften. Würde Finanzminister Fahrenschon darauf bestehen, könnten alle ihr gesamtes Vermögen verlieren.

Die Klage gegen Gribkowsky hat der Verwaltungsrat bei einer eigens zu diesem Zweck anberaumten Telefonkonferenz beschlossen. Finanzminister Fahrenschon will nicht bis zur nächsten regulären Sitzung Ende Januar warten. Fahrenschon hatte dem Landtag gleich nach Bekanntwerden von Gribkowskys heimlichen Geschäften mitgeteilt, das Finanzministerium habe davon nichts gewusst. Nun werde geprüft, ob sich zusätzlich zum Fall Hypo Alpe Adria "weitere Schadenersatzansprüche gegen Gribkowsky" ergeben könnten.

© SZ vom 24.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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