Bau - Potsdam:Sockelbau der Garnisonkirche fertig: Baustopp gefordert

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Maurer arbeiten an den ersten Ziegellagen des Turms der Garnisonskirche. Foto: Bernd Settnik/dpa-Znetralbild/ZB/Archivbild (Foto: dpa)

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Potsdam (dpa/bb) - Rund zweieinhalb Jahre nach dem Baustart ist bei dem umstrittenen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche der Turmsockel fertiggestellt. Bauarbeiter haben am Mittwoch die Betondecke auf dem inzwischen 17 Meter hohen Turmbau gegossen. Hinter dem prächtigen Eingangsportal in originalgetreuer Rekonstruktion soll im Inneren des Sockelbaus über zwei Etagen eine Kapelle eingerichtet werden, wie die Stiftung Garnsonkirche berichtete. Hinzu kommen ein Café, ein großer Ausstellungsraum und Seminarräume für die geplante politische Bildungsarbeit mit jungen Menschen.

Bis zum Sommer 2022 soll der insgesamt 89 Meter hohe Turm als wiederrichtetes Wahrzeichen der Stadt Potsdam fertiggestellt sein. Die Kosten schätzte der Verwaltungsvorstand der Stiftung, Peter Leinemann, auf rund 40,5 Millionen Euro. Derzeit fehlten etwa noch 5 Millionen Euro an Spendengeldern, sagte Leinemann.

Die Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche zweifelte diese Kalkulation an. Als Gesamtkosten gebe die Stiftung seit zehn Jahren unverändert rund 40 Millionen Euro an - realistisch seien auch wegen gestiegener Baukosten inzwischen aber eher 55 Millionen Euro, erklärte die Initiative am Mittwoch in einer Mitteilung. "Angesichts der chronisch geringen Spendenbereitschaft ist es kaum vorstellbar, dass die Finanzierungslücke, egal wie groß sie nun sein mag, mit Spendengeldern gestopft wird", hieß es in der Mitteilung. "Die Fertigstellung des Turmsockels wäre ein passender Anlass, um ernsthaft die Frage zuzulassen, ob der kostspielige Aufsatz ohne nennenswerte Nutzfläche, dafür mit großem gesellschaftspolitischen Ballast, wirklich sein muss."

Der Turm der ehemaligen Militärkirche war nach schwerer Zerstörung im 2. Weltkrieg 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt worden. Der Wiederaufbau startete im Herbst 2017. Dagegen wenden sich mehrere - darunter auch christliche - Initiativen. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Sie erinnern auch an den "Tag von Potsdam", als am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg dem neuen Reichskanzler Hitler vor der Kirche die Hand reichte. Die Stiftung betont dagegen, sie wolle in dem Neubau den Geist der Versöhnung und des Friedens pflegen.

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