Chemieindustrie:Schlechter Ausstand für den BASF-Chef

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Am Standort Schwarzheide stellt BASF Kathodenmaterial für Batterien her. Einer der Hoffnungsträger für BASF. Davon braucht der Konzern viele. Die Geschäfte laufen schlecht. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

So hat sich Martin Brudermüller seinen Abgang beim Ludwigshafener Konzern nicht vorgestellt: Die Geschäfte laufen mau. Der gesamten Chemieindustrie droht ein stärkerer Personalabbau.

Von Elisabeth Dostert

Es ist das letzte komplette Geschäftsjahr, das Martin Brudermüller als Vorstandschef von BASF verantwortet. Mit der Hauptversammlung im April geht er. Der Ausstand fällt schlecht aus. Im Geschäftsjahr 2023 hat der Konzern seine Prognosen verfehlt. Und nun droht auch noch der Verkauf wesentlicher Teile von Wintershall Dea an den britischen Konzern Harbour Energy zu scheitern. Wie das Handelsblatt berichtet, sehe der Bund das Geschäft kritisch; das Bundeswirtschaftsministerium werde den geplanten Deal eingehend prüfen. Die Überprüfung der Transaktion entspreche dem üblichen und von BASF erwarteten Vorgehen, teilte der Konzern dazu mit.

Nicht nur BASF steht unter Druck. Am Mittwochabend hatte Bayer bis spätestens Ende 2025 einen "erheblichen Personalabbau" in Deutschland angekündigt. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Wie das Ifo-Institut am Freitag mitteilte, hat sich die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie im Dezember verschlechtert. Die Talsohle scheine zwar erreicht zu sein, "ein baldiges Aufwärts ist allerdings noch nicht in Sicht", so Ifo-Expertin Anna Wolf. Die Chemieindustrie beurteilte ihren Auftragsbestand "als sehr niedrig" Der Pessimismus der Firmen schlage sich auch in ihrer Personalplanung nieder. Hier seien die Erwartungen auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008/2009. "Der Chemiebranche droht ein noch stärkerer Beschäftigungsabbau", erwartet Wolf.

Im Geschäftsjahr 2023 setzt BASF nach vorläufigen Zahlen 68,9 Milliarden Euro um und blieb damit deutlich unter der Prognose von 73 bis 76 Milliarden Euro. Die stammt von Mitte Juli 2023 und schon damals hatte BASF seine ursprüngliche Prognose von 84 bis 87 Milliarden Euro für das Gesamtjahr deutlich nach unten korrigiert. Bei Vorlage der Zahlen für die ersten drei Quartale Ende Oktober hielt der Konzern zwar an der Juli-Prognose fest, aber nur in Bezug auf die Bandbreite. Schon damals äußerte Brudermüller, dass der Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen wohl eher am unteren Ende liegen würden.

Vorstandschef Martin Brudermüller bei der Hauptversammlung im Jahr 2023, seine vorletzte. Mit Ablauf des Aktionärstreffen in diesem Jahr geht er. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Sondereinflüssen lag 2023 mit voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro unter der Juli-Prognose von vier bis 4,4 Milliarden Euro. Der Rückgang resultiere aus niedrigeren Margen, die durch den erreichten Fixkostenabbau nicht hätten kompensiert werden können. Das Ergebnis nach Steuern sieht BASF für das Jahr 2023 bei 225 Millionen Euro.

Das ganze Ausmaß des Einbruchs zeigt der Vergleich mit den Vorjahreszahlen. 2022 hatte BASF bei einem Umsatz von 87,3 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von 6,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Nach Steuern machte BASF wegen milliardenschwerer Wertberichtigungen auf seine Beteiligung an Wintershall Dea 627 Millionen Euro Verlust.

Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment, überrascht die Mitteilung nicht sonderlich. "Die Zahlen sind schwach und wir hatten schwache Zahlen erwartet", sagt er der SZ. Das letzte Quartal laufe in der Chemieindustrie häufig schwach, wegen der Feiertage und weil die Kunden ihre Lager räumen und weniger Ware bestellen. Große Verbesserungen sieht Rautenberg bisher nicht bei BASF. Die wird Brudermüllers Nachfolger, Markus Kamieth, liefern müssen.

Zumindest die liquiden Mittel lassen hoffen, dass Brudermüller sein Dividendenversprechen einhalten kann. Der freie Cashflow werde 2023 voraussichtlich 2,7 Milliarden Euro betragen, heißt es. Brudermüller wird nie müde, zu betonen, wie wichtig dem Vorstand eine attraktive Dividende für die Aktionäre sei. Das gelte auch in herausfordernden Zeiten, sagte er noch in einer Analystenkonferenz zum dritten Quartal. Und BASF wollte an der Praxis festhalten, die Dividende zumindest auf dem Niveau des Vorjahres zu halten. Für das Geschäftsjahr 2022 lag sie bei 3,40 Euro je Aktie.

Der Kurs macht den Aktionären wenig Freude. Am Freitagmittag kostete das Papier 43,70 Euro, wenig mehr als zum Handelsschluss am Donnerstag. Es hat wie die Aktien anderer energieintensiver Konzerne heftig unter dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gelitten, der offenbarte, wie abhängig sie von Erdöl und Erdgas aus Russland als Energieträger und Rohstoff von billigen fossilen Energieträgern sind. Seit dem 23. Februar, also einen Tag vor Kriegsbeginn, hat die BASF-Aktie fast ein Drittel ihres Wertes eingebüßt.

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