Banknoten:Warum der 500er keine Zukunft mehr hat

Lesezeit: 2 Min.

Viele Europäer hatten sie nie in der Hand, viele Läden nehmen sie gar nicht an: die 500-Euro-Note. (Foto: Christian Ohde/imago)

Die EZB hat das Ende des 500-Euro-Scheins besiegelt. Ist Kriminalität der Grund dafür? Und droht nun ein völliges Bargeldverbot?

Fragen und Antworten von Markus Zydra, Frankfurt

Warum schafft die EZB den 500-Euro-Schein ab?

Es geht um den Kampf gegen Kriminelle. Man möchte die Geldwäsche und illegale Einkünfte beispielsweise aus dem Drogenhandel erschweren. Ein Geldkoffer mit 500ern könnte dann künftig allerdings durch zwei bis drei Geldkoffer mit 200er Scheinen ersetzt werden. Außerdem können Kriminelle ausweichen. Etwa auf die 1000-Franken-Banknote der Schweiz oder auf Währungen wie Bitcoin.

Wie wird die Abschaffung des Scheins ablaufen?

Der 500er wird nach und nach aus dem Verkehr gezogen. Auch die Ausgabe der größten Euro-Banknote wird erst "gegen Ende 2018" vollständig eingestellt. Auch danach bleiben die im Umlauf befindlichen 500er jedoch gesetzliches Zahlungsmittel und verlieren nicht an Wert. Die Menschen sollen sie auch in Jahrzehnten noch bei den nationalen Banken des Eurosystems umtauschen können.

Wie sind Bürger von der Entscheidung betroffen?

Eigentlich gar nicht. Geschäfte und Supermärkte akzeptieren den 500-Euro-Schein schon lange nicht mehr. Kaum jemand läuft gerne mit so viel Geld in der Tasche rum. Den Gebrauchtwagen, den man heutzutage immer noch gerne in bar bezahlt, kann man auch per Überweisung begleichen - oder aber in 200-Euro-Scheinen.

Welche Rolle spielt der 500er im Bargeldverkehr?

Vom 500-Euro-Schein sind etwa 600 Millionen Stück im Umlauf. Das macht zwar nur 3,2 Prozent aller knapp 19 Milliarden Euro-Banknoten aus, allerdings steht der 500er mit insgesamt knapp 307 Milliarden Euro für 28,3 Prozent des Wertes aller Euro-Geldscheine. Häufigste Euro-Banknote ist der 50er. Der 200er hingegen ist mit 207 Millionen Stück oder 1,1 Prozent aller Banknoten der seltenste Euro-Geldschein. Das dürfte sich nun ändern.

Banknoten
:500-Euro-Schein unter Terrorverdacht

Weil die 500-Euro-Note Geldwäsche und Terrorfinanzierung begünstigen soll, nimmt die EU-Kommission ihre Rolle nun unter die Lupe.

Von Vivien Timmler

Warum ist die Entscheidung, den 500er abzuschaffen, so umstritten?

Viele denken, dass die Abschaffung des 500-Euro-Scheins der erste Schritt hin zur völligen Abschaffung des Bargelds ist.

Darf die EZB das Bargeld abschaffen?

Nein. Die EZB hat nur das Recht zu entscheiden, welche Stückelungen es gibt und wie das Bargeld aussieht. Eine Abschaffung des Bargelds kann nur von der EU beschlossen werden. Die EU-Verträge müssten geändert werden. Das würde bedeuten: Alle 19 Euro-Staaten müssten dem in ihren Parlamenten zustimmen.

Wieso ist Bargeld wichtig?

Bargeld bedeutet Freiheit und Anonymität beim Einkauf. Darauf legen viele Menschen wert - auch aus Gewohnheit. Im Jahr 2008 hoben viele Bürger Bargeld von ihrer Bank ab, weil sie den Instituten nicht mehr trauten. Das war der Höhepunkt der Finanzkrise. Ohne Bargeld könnten Bürger in solchen Fällen ihr Vermögen nicht sichern. Außerdem gibt es immer mehr Cyber-Kriminalität: Wenn Kriminelle den elektronischen Zahlungsverkehr lahmlegen würden, wäre es gut, wenn weiterhin mit Bargeld bezahlt werden könnte.

Was wollen die Befürworter der Bargeldabschaffung?

Sie wollen Kontrolle über das Sparvermögen der Bürger haben und sie dazu zwingen, ihr Geld auszugeben, um so die Wirtschaft anzukurbeln. Man müsste den Strafzins auf Sparguthaben nur entsprechend hoch setzen. Wenn Bürger jedes Jahr beispielsweise fünf Prozent ihres Vermögens durch den Strafzins verlieren würden, dann wären sie wohl eher geneigt, das Geld auszugeben. Solange es Bargeld gibt, funktioniert das nicht. Bürger würden ihr Geld abheben, um es vor dem Strafzins zu schützen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bezahlen
:Bargeld ist geprägte Freiheit

Die Argumente gegen Scheine und Münzen sind schwach. Das Bargeld abzuschaffen, wäre vor allem anmaßend.

Kommentar von Marc Beise

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: