Bahnstreik:Lokführerstreik stellt Reisende vor Herausforderungen

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Nur wenige Menschen sind in der Nacht bei Streikbeginn im Hamburger Hauptbahnhof unterwegs. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Fast alle Räder stehen auf der Schiene still, weil es die Lokführergewerkschaft im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn so will. Das ist auch in und um Hamburg deutlich zu spüren. Viele Menschen haben sich aber auf den Arbeitskampf eingestellt.

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Hamburg/Kiel (dpa/lno) - Viele gestrichene Fernverbindungen, S- und Regionalbahnen im Notfall-Takt: Bahnreisende und Pendler müssen seit Mittwoch auch in Hamburg und Schleswig-Holstein wieder viel Geduld mitbringen oder auf Alternativen umsteigen. Das wird noch bis Montag so sein. Seit Beginn des sechstägigen bundesweiten Streiks der Lokführergewerkschaft GDL um 2.00 Uhr fährt die Deutschen Bahn nach Notfahrplan - auch die Hamburger S-Bahn ist betroffen. Fahrgäste wurden aufgefordert, in der Hansestadt auf Busse und U-Bahnen umzusteigen.

Auf den Straßen hatte der Streik sichtbare Folgen. Die Verkehrslage sei lebhaft, der Bahnstreik deutlich spürbar, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale am Morgen. So begann der erste Tag des Lokführerstreiks für viele Autofahrer in Hamburg mit Staus.

Wie schon bei den vorigen Streiks fallen laut Bahn ungefähr 80 Prozent der Fernzüge aus. Auch im Regionalverkehr gebe es erhebliche Einschränkungen, sagte die Sprecherin. Diese fallen wie zuletzt regional sehr unterschiedlich aus. Fahrgäste können sich über die Internetseite der Bahn oder die App „DB-Navigator“ über ihre Fahrt informieren. Im Güterverkehr ging der Streik bereits am Dienstagabend los. Bei der Hamburger S-Bahn sollten die Züge nach Angaben des Unternehmens auf den Linien S1, S2 und S3 alle 20 Minuten fahren, die S5 zwischen Neugraben und Stade im Stundentakt.

Der Lokführerstreik beeinträchtigt auch den Betrieb am Hamburger Flughafen. „Es wird schwieriger für die Leute zum Flughafen zu kommen“, erklärte der neue Geschäftsführer des Airports, Christian Kunsch. Aus Angst, ihren Flug zu verpassen, kämen viele Passagiere zwei oder drei Stunden früher als nötig zum Flughafen. Die Terminals seien darum voller als sonst. Vor dem Check-in bildeten sich lange Schlangen, obwohl die Schalter noch gar nicht geöffnet seien. „Unser normaler Prozess wird gestört“, sagte Kunsch. Auf seiner Internetseite rät der Airport, U-Bahnen und Busse für die Anreise zu nutzen.

Der Hamburger Hafenlogistiker HHLA rechnet trotz des bereits seit Dienstag laufenden Bahnstreiks im Güterverkehr nicht mit größeren Einschränkungen an den Containerterminals. „Die Terminals der HHLA werden ihre geplante Abfertigung an die potenziellen Veränderungen im Bahnverkehr anpassen“, sagte eine Sprecherin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) der Deutschen Presse-Agentur. Mit Unregelmäßigkeiten bei Planung und Abwicklung rechne jedoch die HHLA-Bahntochter Metrans. Sie werde ihre Kunden aber laufend über mögliche Verzögerungen informieren und an Lösungen für die durch den Streik bei der Bahn entstehenden Probleme arbeiten, kündigte die Sprecherin an.

Im seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen dreht sich die Auseinandersetzung vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen. Dauern soll der Streik laut GDL bis Montag, 18.00 Uhr.

© dpa-infocom, dpa:240123-99-722781/4

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