Finanzaufsicht:Julia Wiens soll Versicherungsaufsicht führen

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Die Finanzaufsicht Bafin hat die Übernahme gestoppt. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Die Mathematikerin und Versicherungsmanagerin Julia Wiens soll neue Chefin der Versicherungsaufsicht bei der Finanzaufsicht Bafin werden. Zu tun gibt es genug: Manche Gesellschaften sind in einem schwierigen Zustand, die Branche ist politisch umstritten.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Bundesregierung macht nach Informationen der SZ und des Branchendienstes Versicherungsmonitor die 53-jährige Mathematikerin und Versicherungsmanagerin Julia Wiens zur Chefin der Versicherungsaufsicht bei der Finanzaufsicht Bafin. Wiens folgt auf Frank Grund, 65, der Ende des Monats nach acht Jahren im Amt in den Ruhestand geht.

Das Finanzministerium will die Personalie bislang nicht bestätigen. Das Bundesministerium für Finanzen ist federführend, das Kabinett muss dem Vorschlag zustimmen. "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Personalien äußern", teilte das Ministerium mit.

Wiens ist Mathematikerin und hat außerdem die Qualifikation als Aktuarin, ist also eine besonders ausgebildete Versicherungsmathematikerin. Sie leitet als Vorstandsmitglied die Ressorts Finanzen/Kapitalanlagen und Lebensversicherung bei der deutschen Tochter der Schweizer Versicherungsgruppe Baloise. Mit ihr würde eine Fachfrau die Versicherungsaufsicht führen, die der Branche nicht feindselig gegenübersteht, der aber zugetraut wird, genügend kritische Distanz aufzubringen.

Wiens wird Exekutivdirektorin für den Geschäftsbereich Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, so der offizielle Titel. Dass zum ersten Mal eine Frau die Versicherungsaufsicht leiten soll, ist ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zu mehr Diversität in der Branche und der Aufsicht.

Kein leichter Job

Leicht wird der Job nicht. Die Versicherer spüren die aktuellen Marktverwerfungen durch die Zinswende sehr akut, manche Gesellschaft ist in ernsthaften Schwierigkeiten. Die Aufsicht kümmert sich auch intensiv um den Zustand der IT bei den Versicherern und hat angekündigt, bei schweren Mängeln Kapitalzuschläge für die Gesellschaften anzuordnen. Bislang hat sie das bei der Axa Krankenversicherung getan.

Bafin-Präsident Mark Branson hat eine robustere Aufsicht angekündigt. Nach den peinlichen Vorgängen bei der Bafin im Zusammenhang mit dem Betrug bei Wirecard ist die Behörde unter Druck, die Interessen von Anlegern und Kunden aktiver zu vertreten.

In zentralen Fragen wie der des politisch hoch umstrittenen Verbots von Provisionen in der Lebensversicherung dürfte Wiens im Wesentlichen der Linie ihres Vorgängers Frank Grund vertreten. Grund hat sich gegen ein Verbot ausgesprochen, will aber Provisionsexzesse eindämmen, die immer zu Lasten der Kunden gehen.

Wiens wurde 1969 im kanadischen Vancouver geboren. Sie studierte Mathematik in Bremen und ging 1994 zur Bremer Versicherung Securitas Gilde, die später von der Baloise übernommen wurde. Nach mehreren Stationen in verbundenen Gesellschaften wurde sie 2017 Vorstandsmitglied. Julia Wiens joggt, wandert und reist gerne in der Freizeit. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihr Vorgänger Frank Grund hat übrigens wie Wiens lange bei der Baloise gearbeitet. Er war bis 2012 deren Deutschlandchef. 2015 übernahm er die leitende Position bei der Bonner Behörde, jetzt geht er in den Ruhestand.

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