Autoindustrie: BMW und Peugeot:Ein Herz und ein Motor

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BMW und Peugeot rücken noch näher zusammen. Sie wollen nun auch Hybrid- und Elektroantriebe gemeinsam bauen - der deutsche Autohersteller gibt dafür ein Dogma auf.

Thomas Fromm

BMW weitet seine Motorenkooperation mit dem französischen Hersteller PSA (Peugeot Citroën) auf Hybridantriebe aus. Eine entsprechende Absichtserklärung soll nach Informationen der Süddeutschen Zeitung spätestens an diesem Dienstag unterzeichnet werden. "Ziel ist, einen langfristigen Partner bei den elektrifizierten Antrieben der Zukunft zu haben und so Entwicklungs- und Produktionskosten zu teilen", heißt es aus Konzernkreisen. Für die Zusammenarbeit geben die Münchner ein seit Jahrzehnten geltendes Konzern-Dogma auf: Erstmals sollen im Zuge der deutsch-französischen Zusammenarbeit bei BMW in großem Stil neben Heck- auch Frontantriebe eingebaut werden.

BMW (im Bild ein Fahrzeug des Modells X3) und Peugeot wollen jetzt auch Hybrid- und Elektroantriebe gemeinsam bauen, um Geld zu sparen. (Foto: dpa)

Details der Vereinbarung seien noch offen, berichten mit den Gesprächen vertraute Personen. So sei noch nicht abschließend geklärt, wo genau die Entwicklung der gemeinsamen Komponenten stattfinden werde. Allerdings zwingt der Kostendruck die Hersteller zu Kompromissen - und zur Zusammenarbeit. Die Branche ändert sich schnell. BMW muss, wie alle großen Hersteller, in den kommenden Jahren Milliardeninvestitionen in neue Antriebstechnologien und Produktionsplattformen stemmen.

So planen die Münchner unter anderem für 2013 das sogenannte Elektroauto "Megacity Vehicle", dessen Karosserie komplett aus leichtem, mit Kohlefaser verstärktem Kunststoff bestehen wird. Ein enger Schulterschluss mit Wettbewerbern gilt gerade unter den kleineren Anbietern der Branche zurzeit als das probateste Mittel, um die immensen Kosten bei der Entwicklung neuer Technologien und beim Einkauf zu teilen. Auch deshalb kooperiert BMW schon seit Jahren mit PSA beim Bau von herkömmlichen Antrieben. Beide arbeiten zusammen an künftigen Vierzylinder-Benzinmotoren. Schon heute wird ein gemeinsamer Motor unter anderem bei der BMW-Tochter Mini eingebaut.

Der Druck wächst: Schon vor einigen Monaten war der Stuttgarter Wettbewerber Daimler eine Zweckehe mit dem französischen Hersteller Renault und dem japanischen Autobauer Nissan eingegangen. Ziel des Dreier-Bündnisses: Die gemeinsame Arbeit bei Kleinwagen, Motoren, leichten Nutzfahrzeugen und Elektroantrieben. Daimler erhofft sich von der deutsch-französisch-japanischen Zweckehe vor allem Zugriff auf Nissans Elektroauto-Technologie.

Die Asiaten könnten im Gegenzug von Daimlers Diesel- und Benzin-Technologie profitieren. So kooperiert faktisch jeder mit jedem - in den unterschiedlichsten Bereichen. BMW und Daimler scheuen zwar davor zurück, Kerntechnologien wie Elektromotoren zu teilen. Mit dem gemeinsamen Einkauf etwa von Sicherheitsgurten aber haben sie kein Problem. Dazu baut BMW sein Geschäft mit Drittkunden aus. So verkaufen die Münchner ihre Motoren unter anderem an den schwedischen Hersteller Saab.

Die Franzosen gelten bei den künftigen Batterie-Autos als attraktiver Partner. Sie haben hier die Forschung in den vergangenen Jahren massiv vorangetrieben und gehören zu den ersten, die an der Markteinführung der ersten Serien-Stromer arbeiten. Anders als PSA will Renault jedoch das Übergangszeitalter der Hybridantriebe komplett überspringen und gleich von Anfang an auf Elektroautos setzen. Eine riskante Strategie, mahnen Experten. Denn noch sei nicht klar, wann das reine Elektroauto für den Massenmarkt tauge.

© SZ vom 19.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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