Ausverkauf bei Quelle:369 Euro? Ich biete 200!

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Während das Ende von Quelle immer näher kommt, feilschen die Kunden beim Ausverkauf gnadenlos um jeden Cent. Die Begründung: "Ihr macht doch eh dicht."

Dominik Stawski

Seit Renate Wenderoth um neun Uhr ihren Quelle-Shop in München geöffnet hat, klingelt das Telefon ununterbrochen. "Jetzt kommen die Schnäppchenjäger", sagt die 58-Jährige. Und die kennen keine Gnade.

Die Quelle-Shops erleben einen letzten Kundenansturm. (Foto: Foto: ddp)

"Forsch" treten sie auf, sagt Wenderoth. "Frech sind sie. Ja unverschämt." Die Kunden interessieren sich nicht dafür, dass Wenderoth bald arbeitslos ist und nach 13 Jahren ihren Quelle-Shop schließen muss. Sie wollen Prozente sehen. Bis zu 30 Prozent bietet Quelle, aber das reicht ihnen nicht. Und das bekommt Renate Wenderoth zu spüren.

"Ich denke, Sie wollen verkaufen, heißt es dann", sagt Wenderoth. "Was machen Sie denn bitte, wenn es übrig bleibt?" Und dann handeln die Kunden: 50 Prozent Rabatt? Das muss doch gehen. "Es geht nicht", sagt Renate Wenderoth. "Sonst zahle ich drauf."

"Jedem ist das Hemd näher als die Hose"

Seit Sonntag läuft der Ausverkauf bei Quelle. Zunächst nur im Internet. Hunderttausende Schnäppchenjäger haben die Internetseite gestürmt und für mehrere Stunden lahmgelegt. Im Internet allerdings ist Feilschen unmöglich, hier kann sich der Kunde nur durch die Bestellung klicken. Am Montag haben aber auch die bundesweit 1200 Quelle-Shops und die 80 Quelle-Technik-Center mit dem Ausverkauf begonnen. Und dort, so hoffen viele Kunden, kann man noch mehr rausschlagen.

Eine Waschmaschine steht noch in dem 37 Quadratmeter großen Laden von Renate Wenderroth. 369 Euro. Der Kunde bietet 200 Euro. Wenderroth schüttelt den Kopf. Auf ihr Privatkonto würde er den Betrag überweisen, legt der Kunde nach. Einige schrecken jetzt vor nichts mehr zurück.

"Das tut weh", sagt Wenderoth. "Ich möchte hier erhobenen Hauptes rausgehen", sagt sie. Die feilschenden Kunden kann sie sogar verstehen. "Jedem ist das Hemd näher als die Hose."

Der Ausverkauf ist auf mehrere Wochen angelegt. Rund 18 Millionen Artikel will Quelle veräußern. Das Versandhaus bietet auf alle Waren zwischen zehn und 30 Prozent. Auf Damen-, Herren- und Kindermode gibt es 30 Prozent Nachlass, ebenso auf Wäsche, Schmuck, Sportkleidung und Schuhe. 20 Prozent gibt es auf Möbel und Heimtextilien, technische Artikel sind um zehn Prozent reduziert.

"Ich gebe nicht mehr Prozente"

Mehr geht einfach nicht, sagt Wenderoth. Wenn sie mehr gibt, dann zahle sie die Differenz selbst. Sie ist selbständig, betreibt den Quelle-Shop als Partnerin des Versandhandels. "Ich habe die letzten Monate schon genug draufgezahlt", sagt sie. "Ich gebe nicht mehr Prozente."

In einigen Wochen wird Wenderoth ihren Laden, den sie gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, schließen. Wie es weitergeht, danach fragen die Kunden nicht. "Nur meine Freunde", sagt sie. "meine alten Stammkunden, die fragen nach."

Renate Wenderoth ist in Eile. Die Leute rufen ja ständig an. Und die Laden-Inhaberin wird wieder freundlich an den Hörer gehen, um sich dann anzuhören, dass ja wohl 30 Prozent ziemlich wenig seien. Halber Preis, das sei angebracht. Bald ist doch eh Schluss. Und Renate Wenderoth wird den Leuten wieder erklären müssen, dass sie kurz vor dem Ende ihres Shops nicht auch noch draufzahlen wird. "Da gebe ich die Ware lieber zurück an die Quelle", sagt sie.

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