Aussteiger bei erfolgreichen Unternehmen:Reich geworden. Aber nur fast

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Es kann ärgerlich sein, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Noch ärgerlicher ist es aber, bei einem Unternehmen zu früh gekündigt zu haben oder rausgeflogen zu sein, nämlich dann, bevor das große Geld hereinkommt. Ein paar Beispiele von Apple, über Twitter bis hin zu den Beatles.

Von Sophie Crocoll

Wenn Twitter wie erwartet im November an die Börse geht und wie erhofft bis zu 1,6 Milliarden US-Dollar einsammelt, werden einige Männer um die 40 sehr reich werden. Gründer Evan Williams zum Beispiel, dem zwölf Prozent der Anteile an dem Kurznachrichtendienst gehören, und Kompagnon Jack Dorsey, der fast fünf Prozent besitzt.

Und es wird einen geben, der leer ausgeht. Obwohl er es war, der den Dienst von Anfang an mitentwickelte. Der sich den Namen ausdachte: Noah Glass.

Glass, das berichten Mitarbeiter und Geldgeber, habe schon die Idee für den Twitter-Vorgänger Odeo gehabt, Williams sei als Investor eingestiegen. Dann machte Apple mit seinem Musikprogramm iTunes Odeo überflüssig. Williams kaufte das Start-up von den anderen Investoren zurück - und warf Glass raus, der längst mit Jack Dorsey an einem neuen Projekt arbeitete: einem Programm, bei dem es darum ging, was Menschen in einem bestimmten Moment tun. Das teilen heute, sieben Jahre später, über 215 Millionen Menschen per Twitter mit. Der Wert des Nachrichtendienstes wird auf zehn bis 15 Milliarden Dollar geschätzt.

Es kann ärgerlich sein, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, beispielsweise an einem Freitagnachmittag in dem Zugabteil einen Platz reserviert zu haben, in dem eine Schulklasse voll mit pubertierender Vorfreude ins Landschulheim fährt.

Jene, die gehen mussten oder zu früh gegangen sind

Schlimmer ist es aber wohl zu wissen, dass der Ort, das Unternehmen, die Gruppe schon die richtigen waren - man aber zu früh oder zu spät vorbeikam, um eine Chance wahrzunehmen. Um erfolgreich zu werden und sehr reich. Dies ist eine Geschichte über Menschen, die fast sehr reich wurden. Aber eben nur fast.

Manche mussten gehen, wie Noah Glass, weil der nachdenkliche Evan Williams nicht mit dem polternden Glass auskam. Wie Eduardo Saverin, den Mark Zuckerberg aus dem jungen Start-up Facebook drängte. Wie Ian Stewart, der bei den Rolling Stones zwar nicht raus, aber zumindest von der Bühne flog, weil der Band-Manager der Meinung war, dass er mit seinem markanten Kinn nicht rebellisch genug aussah, nicht genug nach Rock 'n' Roll. Stewart organisierte den Stones fortan ihre Auftritte, fuhr sie zu den Konzerten, stimmte die Gitarren. Reich wurden die anderen.

Neben denen, die gehen mussten, gibt es noch die zweite Sparte: jene, die zu früh gehen - oder ein Angebot nicht annehmen. Ronald Wayne gehörten mal zehn Prozent des heute immer mal wieder wertvollsten Unternehmens der Welt: Apple. Aber nur zehn Tage lang. Dann stieg Wayne aus.

Der Australier Jack Knight hat sein Unternehmen zwar erst verlassen, als er musste. Mit 65 würden sie in Rente gehen, das hatten Knight und sein Partner Bruce Sinclair vereinbart, als sie das Ingenieurbüro Sinclair Knight Merz (SKM) 1964 gründeten. Vor zwölf Jahren hörte Knight auf. Im September kündigte ein kalifornisches Bauunternehmen die Übernahme von SKM für etwa 900 Millionen Euro an. Knight und Sinclair bekommen davon nichts.

Glücklich sind nur die, für die eine verpasste Chance nicht die letzte ist. 2004, lange bevor Facebook Geld verdiente, bot Gründer Mark Zuckerberg dem Studenten Kevin Systrom einen Job an. Der blieb lieber an der Uni. Hätte er das Angebot angenommen, hätte er beim Börsengang des Unternehmens Millionen verdient. Das tat Systrom später: 2012 übernahm Facebook seinen Fotodienst Instagram - für eine Milliarde US-Dollar.

© SZ vom 30.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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