In der Abgasaffäre bei der Volkswagen-Tochter Audi lässt die Münchner Justiz derzeit Milde walten. Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler darf das Gefängnis in Augsburg-Gablingen nach mehr als vier Monaten Untersuchungshaft verlassen. Das entschied das Oberlandesgericht (OLG) München. Stadler muss eine Kaution hinterlegen und darf keinen Kontakt zu Personen aufnehmen, die für das Ermittlungsverfahren relevant sind.
Das Amtsgericht München wiederum hat die Kaution für den einstigen Audi-Manager Wolfgang Hatz halbiert, der sogar neun Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte. Hatz muss nunmehr noch 1,5 Millionen Euro statt der ursprünglichen drei Millionen Euro als Sicherheit hinterlegen. Das bestätigte Peter Gauweiler, einer der Verteidiger von Hatz, auf Anfrage.
Gegen Stadler und Hatz wird allerdings weiter wegen des Vorwurfs ermittelt, sie hätten Kunden von Audi betrogen, indem Dieselfahrzeuge mit hohen Schadstoffemissionen als sauber angepriesen und verkauft worden seien. Bei Stadler bestehe nach wie vor ein "dringender Tatverdacht", schreibt das OLG in seinem Beschluss, mit dem der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wurde. Auch bei der Freilassung von Hatz Mitte des Jahres hatte das OLG weiterhin dringenden Tatverdacht gesehen.
Beide Beschuldigte sollen versucht haben, die Ermittlungen zu behindern, und waren deshalb wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft gekommen. Dieser Haftgrund besteht nach Ansicht des OLG bei Stadler weiterhin. Es sei jedoch vertretbar, den früheren Audi-Chef unter Auflagen freizulassen. Das Kontaktverbot soll verhindern, dass Stadler auf die Ermittlungen Einfluss nimmt. Hinzu kommt die Kaution.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Audi-Chef vor, er habe nach Beginn der Abgasaffäre hingenommen, dass in Europa weiterhin schmutzige Dieselfahrzeuge als sauber verkauft worden seien. Stadler bestreitet alle Vorwürfe.
Anfang Oktober war Stadler als Audi-Chef abberufen worden. Die Konzernmutter VW begründete dies damals mit der andauernden Untersuchungshaft. Stadler sei vor diesem Hintergrund nicht in der Lage, "seine Aufgaben als Mitglied des Vorstands zu erfüllen und will sich stattdessen auf seine Verteidigung konzentrieren". Audi wird seit Stadlers Abberufung kommissarisch von Vertriebschef Bram Schot geführt.