Beschränkung für Autofahrer:Intensive Debatte nach Audi-Vorstoß

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Stau in Hamburg. (Foto: Markus Scholz/dpa)

Audi-Chef Markus Duesmann erntet Lob und Widerspruch zu seiner Idee, auch mit autofreien Tagen oder zumindest einem Tempolimit der Energiekrise zu begegnen.

Von Max Hägler

Viel Ablehnung und viel Zustimmung: Nach dem Vorstoß von Audi-Chef Markus Duesmann zu autofreien Tagen ist in der Politik und bei Verbänden eine heftige Debatte entbrannt. Der Topmanager hatte angesichts des Ukraine-Krieges und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise gesagt: "Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert." Ein Tempolimit könnte dabei ein hilfreiches Symbol sein, erklärte Duesmann im SZ-Interview, aber er sehe noch wirksameres: "Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er-Jahren."

Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, hält es für richtig, dass angesichts der schwierigen energie- und klimapolitischen Lage nun "ohne Scheuklappen" diskutiert werde: Tempolimits und autofreie Sonntage seien "erprobte Maßnahmen", die "ein kleiner Schritt für Autofahrerende" wären, aber "ein großer Sprung für Energieeinsparungen".

Die SPD-Verkehrspolitikerin Isabel Cademartori hält es für "ein gutes Zeichen", dass auch bei Herstellern wie Audi diese Debatte jetzt "so offen" geführt werde. Allerdings sieht sie die konkrete Maßnahme kritisch: Autofreie Tage seien "Symbolpolitik, die uns in der akuten Energiekrise nicht hilft, Energie zu sparen", glaubt die Bundestagsabgeordnete. Sie steigerten zwar möglicherweise das Bewusstsein für alternative Verkehrsmittel, führten aber nicht zu den Einsparungen, die es bräuchte. Wichtiger sei der Ausbau Erneuerbarer, das bundesweit gültige Nahverkehrsticket und die Transformation in der Autoindustrie.

Audi-Chef Markus Duesmann (Foto: Federico Basile/IMAGO/IPA)

Das mit dem Spareffekt sieht Öko-Lobbyist Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe ganz anders: Duesmann schwenke mit seiner Idee auf die Mehrheitsmeinung ein, schließlich würden sechs von zehn Deutschen eine Geschwindigkeitsbegrenzung wünschen. Im April hatte das Institut YouGov entsprechende Zahlen erhoben. Selbst mit einem Tempolimit als dem sanfteren der beiden Vorschläge ließen sich jeden Tag zehn Millionen Liter Diesel und Benzin einsparen, sagt Resch, sofern die Geschwindigkeit auf Autobahnen 100 km/h gedrosselt würde und innerstädtisch auf 30 km/h. Energie- und Klimaminister Habeck müssen nun ein Tempolimit "gegenüber der Porsche-Lobbypartei FDP" durchsetzen.

Die FDP zeigt sich "erstaunt"

Dort, bei der FDP, zeigt sich der verkehrspolitische Sprecher im Bundestag, Bernd Reuther, "erstaunt" über den Vorstoß des Audi-Chefs. Es gebe ein Logistikproblem im Lande, das würde durch Fahrverbote verschärft und auch die Menschen im ländlichen Raum kämen in Schwierigkeiten. Lieber solle doch, so Reuther, "die Autoindustrie ihre Hausaufgaben machen".

Der ehemalige Bundeverkehrsminister Andi Scheuer (CSU) wiederum hält die Idee Duesmannns für ein "Rezept aus den 70er-Jahren", das nur wieder aufgewärmt werde: "Besser wäre, wenn man von spannenden Innovationen hören würde oder von der Verkürzung der Lieferzeiten sauberer Neuwagen der deutschen Hersteller." Damit ist Scheuer dann nah am Automobilverband VDA, dessen Präsidentin Hildegard Müller erklärt: "Fahrverbote als Reaktion auf steigende Energiepreise wie in den 70er-Jahren lehnen wir ab." Es gelte bei die Eigenverantwortung der Autofahrer zu fördern, anstatt sie "mit Verboten und Belehrungen abzuschrecken". Der VDA klingt in seiner Stellungnahme sehr absolut, was verwundert: Audi ist als einer der wichtigsten Hersteller ein Teil des "Wir".

Die Lobby der Autofahrer schließlich, der ADAC, hält ein Fahrverbot für wenig hilfreich. An der politischen Diskussion um die Einführung eines Tempolimits will man sich aber nicht beteiligen: Zu gespalten sei selbst bei den eigenen Mitgliedern die Meinung dazu, heißt es.

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