Arcandor: Karl-Gerhard Eick:Der Mann auf der Leiter

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Karl-Gerhard Eick wähnte sich mit dem Wechsel auf den Chefsessel von Arcandor auf dem Höhepunkt seiner Karriere - doch er scheiterte.

Caspar Dohmen

Karl-Gerhard Eick setzt in der Not auf die Kraft der Bilder. So kletterte der Vorstandschef des angeschlagenen Warenhaus- und Touristikkonzerns Arcandor vor der Essener Konzernzentrale auf eine Leiter, umringt von Mitarbeitern. "Wir kämpfen bis zur letzten Minute", tönte Eicks sonore Stimme durch das Megafon. Wenn ein nüchterner Manager wie Eick sich in der Rolle des Volkstribuns gibt, muss er wenig andere Möglichkeiten haben.

Stiller Abgang im Dunkeln: Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hat es nicht geschafft, die Insolvenz des Handelskonzerns abzuwenden. (Foto: Foto: Reuters)

Tatsächlich waren Eick die Hände gebunden, wenn es um Arcandor ging. Über deren Zukunft wollten andere entscheiden, allen voran die beiden Großaktionäre, die Bankiers von Sal. Oppenheim und die öffentlichkeitsscheue Milliardärin Madeleine Schickedanz, die Manager der Gläubigerbanken und die Vermieter der Karstadt-Kaufhäuser. Jetzt kommt der Anwalt Klaus Hubert Görg als vorläufiger Insolvenzverwalter.

Dabei hatte sich Eick mit dem Wechsel auf den Chefsessel bei Arcandor vor wenigen Monaten endlich am Ziel seiner Berufskarriere gewähnt. Bis dahin hatte er jahrelang als Finanzvorstand die Bilanz der Telekom in Ordnung gebracht.

Er halbierte den immensen Schuldenberg und verschaffte der Telekom dadurch wieder Handlungsspielraum für ihr Geschäft. Stolz verkündete er die Bilanzkennziffern immer wieder bei den Pressekonferenzen, zuletzt an der Seite von Telekom-Chef René Obermann.

Verletzte Eitelkeit

An einem trüben Tag im Spätherbst 2008 hatte der Schwabe jedoch genug von seiner Rolle als Pfennigfuchser und kündigte. Vielleicht spielte bei dem stellvertretenden Vorstandschef der Telekom dabei auch verletzte Eitelkeit eine Rolle. Zweimal schon hatte Eick mit dem Chefposten bei Europas größtem Telekommunikationskonzern geliebäugelt, zweimal wurde er übergangen.

So ließ er sich zur Überraschung von Wegbegleitern auf das Himmelfahrtskommando Arcandor ein. Ein anderer Grund dürfte die deutlich bessere Bezahlung gewesen sein. Der MDax-Konzern Arcandor spielte zwar nur in der zweiten Liga der Konzerne in Deutschland - aber Eick hatte nun endlich das Sagen in einem Konzern.

Eick machte Tempo. Vorgänger Thomas Middelhoff hatte die Schwierigkeiten bei Arcandor stets weggelächelt und fast das gesamte Tafelsilber verkauft. Noch im Herbst sprach Middelhoff von guten Aussichten für den Konzern. Eick schaute wenige Monate später in das Zahlenwerk, ackerte rund um die Uhr und kam zu einem ganz anderen Ergebnis.

Neue Bewerbungsfrist

Der Konzern sei in einer schwierigen Verfassung, sagte er bei seinem Amtsantritt. Tatsächlich drückte den Konzern eine immense Schuldenlast - doch anders als bei der Telekom bekam Eick nicht genügend Zeit, um dies zu regeln. Trotz seiner langjährigen Erfahrung mit Bankern schaffte Eick es nicht, dem Konzern genügend Geld für die nahe Zukunft zu sichern.

Verantwortlich dafür dürfte Eick angesichts seines Kurzzeiteinsatzes jedoch kaum jemand machen. Tatsächlich dürften die Tage von Eick als Vorstandschef bei dem Essener Konzern gezählt sein, wenn das wahrscheinlichste Szenario eintritt. Arcandor geht in die Insolvenz und der Wettbewerber Metro pickt sich die besten der 91 Warenhäuser heraus, um die Deutsche Warenhaus AG zu schmieden.

Für Eick läuft damit schon wieder die Bewerbungsfrist für einen anderen Posten. Immerhin verfügt er nun ja schon über ausgewiesenes Wissen in der Telekommunikations- und Einzelhandelsbranche.

© SZ vom 10.06.2009/kaf/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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