Arcandor: Thomas Middelhoff:In der Zwickmühle

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Jetzt ist es amtlich: Die Essener Staatsanwaltschaft prüft ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff. Der Vorwurf: Untreue.

Holt die Vergangenheit den ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ein? Die Essener Staatsanwaltschaft prüft die Einleitung von Untreue-Ermittlungen gegen Middelhoff. "Wir haben ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet und prüfen, ob es einen Anfangsverdacht gibt", sagte Oberstaatsanwältin Angelika Matthiesen. Es geht um Vorwürfe im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften des von der Insolvenz bedrohten Handelskonzerns.

Die Justiz interessiert sich für seine Immobiliengeschäfte: Ex-Arcandor Chef Thomas Middelhoff. (Foto: Foto: AP)

Das nordrhein-westfälische Justizministerium hatte auf Anregung von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) ein entsprechendes Schreiben aus Berlin an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Middelhoff hatte die Vorwürfe am Wochenende zurückgewiesen. Der gesamte Sachverhalt sei von den zuständigen Gremien des Unternehmens unter Hinzuziehung von Wirtschaftsprüfern und Anwälten intensiv geprüft und abschließend bearbeitet worden.

Bei der Kontroverse geht es um fünf Gebäude, die von dem Konzern für Karstadt-Warenhäuser bei Immobilienfonds angemietet werden. Die Fonds waren gemeinsam von der Privatbank Sal. Oppenheim und dem Projektentwickler Josef Esch aufgelegt worden. Die Häuser seien - noch bevor Middelhoff zu dem Konzern kam - zu außergewöhnlich hohen Preisen angemietet worden.

Ausfälle von rund 100 Millionen

Im Gegenzug sollte Esch den Konzern offenbar an Gewinnen aus seinen Großprojekten beteiligen, heißt es. Zu den Geschäften sei es aber nicht gekommen. Der Vorstand habe die Ausfälle auf rund 100 Millionen Euro beziffert. Einer juristischen Prüfung zufolge seien die Gelder aber nicht einzutreiben gewesen, hatte Middelhoff erklärt.

Zum eigenen Engagement bei den Fonds sagte Middelhoff, seine Frau und er hätten als Privatpersonen kleinere Beteiligungen (unter zehn Prozent) an den Esch-Fonds gezeichnet, ohne zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, dass er zwei Jahre später in den Aufsichtsrat von Karstadt-Quelle (heute Arcandor) gewählt werden würde.

Er habe den Aufsichtsrat unmittelbar nach seiner Berufung 2004 über den Sachverhalt informiert. Auch auf der Hauptversammlung 2005 sei kein Fehlverhalten festgestellt worden. Middelhoff war bei Karstadt-Quelle zunächst Aufsichtsratschef und dann Vorstandsvorsitzender.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/kaf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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