Arbeitsbedingung in der Textilproduktion:Augen zu und zur Kasse

Die Empörung ist groß, die Gewissensbisse sind klein: Nach jedem Unglück in den gefährlichen Produktionsstätten in Bangladesch oder China währt die Aufregung nur kurz. Die Kunden lassen ihre Einkaufsmacht ungenutzt.

Elisabeth Dostert

Nun ist die Aufregung wieder groß. So wie im September, als bei einem Brand in der pakistanischen Textilfabrik Ali Enterprises mehr als 250 Menschen ums Leben kamen. Die Fabrik belieferte den mehrheitlich zur Tengelmann-Gruppe gehörenden deutschen Discounter KiK. Oder Anfang November, als herauskam, dass der Billighändler Takko in chinesischen Gefängnissen nähen ließ.

Oder immer dann, wenn sich in den chinesischen Fabriken der taiwanesischen Herstellers Hon Hai, besser bekannt unter seinem Markennamen Foxconn, Arbeiter das Leben nehmen, weil die Arbeit unerträglich geworden ist. Die Firma montiert für Weltmarken wie Apple, Nokia, Acer, Samsung, Dell, Hewlett-Packard, Sony oder Toshiba all die schönen und teuren Geräte, die bald unterm Weihnachtsbaum liegen.

Oder jetzt nach dem Feuer in einer Textilfabrik in Bangladesch, die auch das deutsche Familienunternehmen C & A belieferte. Immer ist die Aufregung groß. Und kurz.

Schuld sind immer die anderen: die Ausbeuter in Fernost, die Zwischenhändler irgendwo in der Welt und die Auftraggeber aus Europa und den USA. Mühe- und gewissenlos entziehen sich die Verbraucher ihrer Verantwortung. Dabei sind sie es, die die Produkte kaufen - das T-Shirt für zwei Euro oder das iPad für ein paar Hundert.

Es sind die Verbraucher, die für Marken viel zahlen, für Schnäppchen wenig und für Ethik gar nichts. Augen zu und zur Kasse! Ihre Einkaufsmacht lassen die Kunden ungenutzt. Doch ohne den Druck der Konsumenten wird sich nichts ändern.

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