Dem deutschen Textildiscounter KiK droht womöglich eine Klage wegen Fahrlässigkeit. Wie das entwicklungspolitische Netzwerk INKOTA meldet, soll der Textildiscounter Jeanswaren in einer Fabrik in Pakistan produziert haben, die vor gut einer Woche komplett ausbrannte. Verschlossene Notausgänge, vergitterte Fenster und versperrte Treppenhäuser kosteten fast der Hälfte der Arbeiter das Leben. Die Eigentümer der Fabrik im pakistanischen Karachi sind des Mordes angeklagt worden.

KiK bestätigte auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, dass die Fabrik von Ali Enterprises auch das deutsche Unternehmen beliefert hat. Der Textildiscounter zeigte sich betroffen und versprach schnelle Hilfe. Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen bereits an einem Hilfsfonds, um Verletzten und Angehörigen "schnellstmöglich Hilfe zukommen zu lassen." Der Fonds werde gemeinsam mit weiteren Unternehmen eingerichtet, die auch bei Ali Enterprises produzieren ließen. Ob andere deutsche Unternehmen betroffen sind, ist noch unklar.
KiK forscht an der Ursache, die zu der Brandkatastrophe geführt hatte, heißt es aus dem Unternehmen. Bislang sei noch nicht klar, was den Brand auslöste. "Grundsätzlich verpflichtet KiK alle Lieferanten auf die Erfüllung und Einhaltung elementarer Arbeitsrechte und Sicherheitsstandards", heißt es in einem Statement. Diese Verpflichtung werde regelmäßig von externen, unabhängigen Zertifizierungsunternehmen geprüft. Nachdem 2007 entsprechende Mängel im Brandschutz nachgewiesen wurden, besserte das Unternehmen nach eigenen Angaben nach. Laut KiK liegen mittlerweile drei Prüfberichte vor, die bestätigen, dass alle Bestimmungen eingehalten wurden.
Mängel waren schon länger bekannt
Die Clean Clothes Campaign (CCC) sieht das hingegen anders. In einer aktuellen Studie monieren CCC-Mitarbeiter, dass neben Aldi und Lidl auch KiK zu großen Druck auf ihre Lieferanten ausübe. "Sie verlangen gute Qualität, schnelle Lieferung und zahlen schlecht", sagte Mitarbeiter Lars Stubbe in der Studie, die im Juli veröffentlicht wurde. Die Folge seien katastrophale Arbeitsbedingungen, die in Überprüfungen aber oftmals nicht auffielen. Die Unternehmen putzten ihre Fabriken bewusst heraus und instruierten die Arbeiter.
KiK machte bereits in der Vergangenheit negative Schlagzeilen wegen Billiglöhnen und einem Datenschutzskandal. Daraufhin führte das Unternehmen Mindestlöhne ein und legte einen Nachhaltigkeitsbericht auf. Der deutsche Textildiscounter ist Deutschlands siebtgrößter Einzelhändler und machte zuletzt einen Umsatz von 1,67 Milliarden Euro.