Zu den Gewissheiten im Jahresablauf, die in Zeiten von Corona keine mehr sind, zählt auch diese: Für gewöhnlich präsentierte der Elektronikkonzern Apple im September seine neuen iPhones - rechtzeitig vor dem Black Friday und dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts. In diesem Jahr aber ist auch das anders, auf die neuen Smartphones werden die Fanboys und -girls noch ein bisschen warten müssen.
Für dieses Mal steht anderes auf dem Programm. Die Einladung zur Präsentation wies bereits eher wenig subtil auf neue smarte Uhren hin: "Time flies", hieß es darin, etwa: Wie die Zeit verfliegt. Außerdem zeigte Apple wie erwartet auch neue Modelle seiner Tablet-Reihe iPad. Am überraschendsten war die Präsentation zweier neuer Abo-Dienste: Ein Fitness-Programm und ein umfassendes Abo aller Apple-Dienste, von Musik bis Cloud.
Smartwatches galten lange als nicht übermäßig nützlich, doch nach einigen Generationen der Apple Watch hat sich das Bild gewandelt. Apple gehört mittlerweile zu den größten Uhrenherstellern überhaupt, die Computeruhr der Kalifornier ist zudem die bei weitem meistverkaufte Smartwatch. Anfangs lief es zwar nicht besonders für die Kalifornier, besonders die superteuren Luxusmodell für bis zu 18 000 Euro fanden nur wenige Käufer.
Börse:Apple mehr als zwei Billionen Dollar wert
Für die erste Billion brauchte das Unternehmen 37 Jahre - für die zweite nur noch zwei.
Doch dann wendete sich das Blatt. Bis heute verkaufte Apple bereits etwas mehr als 103 Millionen Uhren, der Konzern dominiert den Markt der Computeruhren mit einem Marktanteil von 55,5 Prozent klar. Diese Zahlen stammen allerdings nicht von Apple selbst, sondern sind Schätzungen von Analysten und Marktforschungsunternehmen. Der Konzern führt die Uhr in einer Kategorie mit mehreren anderen Produkten und gibt keine einzelnen Zahlen heraus.
Als besonders entscheidend für den Erfolg der Apple Watch dürften ihre Funktionen zum Erfassen von Fitness- und Gesundheitsdaten sein. 2018 brachte Apple eine Uhr auf den Markt, die auch ein einfaches EKG ableiten kann, womit sich das gefürchtete Vorhofflimmern erkennen lässt. Diesen Bereich hat Apple nun weiter ausgebaut. Die Apple Watch Series 6 kann nun auch den Sauerstoffgehalt des Blutes messen und warnen, falls dieser bestimmte Grenzwerte unter- oder überschreitet. Außerdem gibt es nun wie schon beim iPhone ein abgespecktes SE-Modell, das aber mehr kann als ältere Ausführungen.
Apple ist aber längst nicht mehr nur Hersteller von Geräten und Zubehör. Der Konzern verbindet die Geräte mit immer mehr Angeboten auch untereinander. Wem etwa der - nicht erweiterbare - Speicher auf dem iPhone zu klein wird, dem bietet Apple ziemlich penetrant ein Abo der hauseigenen Cloud an. Und für die Airpods-Ohrhörer wird der ebenfalls hauseigene Streaming-Dienst Apple Music empfohlen.
Man kann es auch so sagen: Apple hat schon immer versucht, die Kundschaft möglichst im eigenen Reich zu halten - die Apple Watch etwa lässt sich nur mit einem iPhone in Betrieb nehmen. Die verschiedenen Dienstleistungen sind ein weiteres Mittel, die Kundenbindung zu steigern. Warum woanders hingehen, wenn es auch alles aus einer Hand gibt? Das führt Apple nun fort. Zum einen mit einem Fitness-Abo für zehn Dollar im Monat, bei dem Trainer wöchentlich erneuerte Übungen oder Workouts vormachen.
Das Spannende daran ist, dass die Daten, die die Apple Watch erfasst, auf einem Fernseher oder einem iPad angezeigt werden können. Startet man dort die Übung, wird auf der Uhr sofort das entsprechende Programm gestartet. Das Angebot ist zunächst nur in einigen englischsprachigen Ländern verfügbar.
Apple geht aber noch weiter: Mit Apple One können Nutzer alle Dienste von Apple auf einmal buchen, dazu gehören unter anderem der Musik-Streamingdienst, der Cloud-Speicher, Apples Video-Angebot sowie das Fitness-Programm. Bis zu 30 Dollar im Monat kostet das, ist dann aber von der ganzen Familie nutzbar.
Neues gab es auch beim iPad. In dieser Kategorie bietet Apple mittlerweile halbwegs günstige Einstiegsmodelle, aber auch Geräte für Business-Kunden, die mit dem Zusatz "pro" versehen sind. Die lassen sich mit Tastaturen zu nahezu vollwertigen Laptops aufrüsten, kosten dann aber auch so viel und können eben doch nicht alles, was ein Laptop kann. Auch die Einsteigermodelle lassen sich mittlerweile mit einem Stift bedienen, von dem Apple zwei Versionen im Programm hat: Einen für die Pro-Modelle, einen weniger leistungsfähigen für die anderen.
Vorgestellt wurden ein neues Einstiegsmodell, das iPad der achten Generation, sowie ein neues iPad Air, dessen Design nun stark dem der Pro-Modelle ähnelt. Müßig zu erwähnen, dass die neuen iPads auch ein schnelleres Innenleben haben. Beim neuen Air verfrachtete Apple den Fingerabdrucksensor erstmals in den Ein/Aus-Knopf. Den neuen Mac Mini gab es stattdessen noch nicht zu sehen, auch das wohl den Unsicherheiten der Corona-Zeit geschuldet.