Der Text, der auf der Apple-Seite zu lesen ist, beginnt freundlich: "Apple hat eine lange Beziehung zu Adobe. Wir haben die Adobe-Gründer schon getroffen, als sie noch in ihrer sprichwörtlichen Garage waren", schreibt Konzernchef Steve Jobs. Sein Unternehmen sei der erste große Kunde gewesen und habe zeitweilig 20 Prozent der Firma besessen.
Doch mit der Freundlichkeit ist es schnell vorbei: In sechs Punkten legt Apples Chef dar, weshalb sein Unternehmen keine Lust auf Flash mehr hat. Das Multimedia-Format, das viele Webseiten verwenden, wird von iPhone, iPod und iPad nicht unterstützt.
Flash sei der häufigste Grund, weshalb Macs abstürzen, schreibt Jobs. Für mobile Endgeräte sei es aufgrund seines Ressourcenhungers unbrauchbar, zumal der Rechenaufwand von Flash-Anwendungen die Batterielaufzeiten stark verringere.
Entwickler hätten zudem keine Lust, sich von einer solchen Technik abhängig zu machen, die komplett in der Hand eines einzelnen Unternehmens liege - dies würde nur zu unterdurchschnittlichen Programmen und Stagnation bei der Weiterentwicklung führen. Auch Apple verwende geschlossene Systeme, doch setze sich das Unternehmen für offene Web-Standards ein. Deshalb werde es html5, das Mutlimedia-Wiedergaben ohne Flash ermöglichen soll, Flash vorziehen.
Warum ein öffentlicher Brief?
"Die 200.000 Apps im Apple App-Store zeigen, dass Flash für zehntausende Entwickler nicht notwendig ist, um Rich-Applications wie auch Spiele zu entwickeln", schreibt Jobs. Flash sei "in der Ära der PCs entwickelt, für den PC und die Maus". Im Zeitalter des mobilen Internets gebe es dafür keinen Platz.
Der Angriff des Apple-Chefs ist kein Zufall: Vor wenigen Tagen hatte Flash erklärt, dass das nächste Android-Betriebssystem des Apple-Konkurrenten Google Flash voll unterstützen werde. Adobe hatte Jobs immer wieder vorgeworfen, Flash zu ignorieren, um die Verkäufe von Spielen über den App Store nicht zu gefährden - immerhin gibt es viele erfolgreiche kostenlose Browserspiele, die auf Flash basieren.
Diese Kritik versuchte Jobs mit seinem Text offenbar zu entkräften, indem er die technischen Gründe für den Format-Boykott erläuterte. Doch die gewählte Form lässt die Beobachter ratlos zurück: "Es ist ein Wunder, dass Jobs das nicht hinter den Kulissen regeln konnte und das Geschrei so laut war, dass er sich zu einem öffentlichen Brief verpflichtet fühlte", schreibt Andrew Nusca vom Technologieportal ZDNet.
Das Schlussfazit des Apple-Chefs legt nahe, dass der Konflikt längst zu einer persönlichen Angelegenheit geworden ist: "Vielleicht sollte Adobe den Fokus darauf legen, großartige HTML5-Tools für die Zukunft zu entwickeln", schreibt Jobs, "und weniger Apple dafür kritisieren, dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen."