Anleihentausch abgeschlossen:Deutsche Anleger verklagen Griechenland wegen Schuldenschnitt

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Der Umtausch griechischer Staatsanleihen ist abgeschlossen, er könnte aber juristische Konsequenzen haben. Einige Anleger aus Deutschland fordern Schadenersatz von den Banken - und vom griechischen Staat, weil der sie zum Verzicht gezwungen hat.

Erst ging es nicht ganz ohne Zwang, jetzt geht es nicht ganz ohne Ärger. Griechenland hat zwar den Staatsanleihentausch im Wert von fast 180 Milliarden Euro abgeschlossen, wie das Finanzministerium in Athen erklärte. Doch einige deutsche Anleger wollen nun klagen - wegen der Zwangsklauseln, mit denen Griechenland sie gezwungen hat, beim Schuldenschnitt mitzumachen.

Die freiwillige Beteiligung privater Gläubiger am Schuldenschnitt habe letztlich bei 86 Prozent gelegen. Der Tausch von Papieren, die nach griechischem Recht ausgegeben wurden, ist nun abgeschlossen. W eitere 14 Prozent fallen unter britisches Recht, deshalb kann die griechische Regierung hier entsprechende Klauseln weder einfügen noch aktivieren.

Durch den Umtausch verzichten die Gläubiger auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen. Für den Restwert erhalten sie neue Anleihen mit längerer Laufzeit und eine Barauszahlung aus dem Rettungsfonds EFSF. Durch den Schuldenschnitt können die Griechen mehr als 100 Milliarden Euro ihres gigantischen Schuldenbergs abtragen. Außerdem können die Finanzminister der Euro-Zone nun das zweite Rettungspaket für Athen im Wert von 130 Milliarden Euro endgültig freigeben

Der erzwungene Forderungsverzicht könnte ein juristisches Nachspiel haben. Die Hamburger Kanzlei Gröpper Köpke teilte mit, sie habe für 110 Besitzer von Griechenland-Anleihen eine Schutzgemeinschaft gegründet- Sie bereite Schadenersatzklagen gegen Banken und den griechischen Staat vor. Das soll erst der Anfang sein. Anwalt Matthias Gröpper sagte: "Es haben sich bereits 40 weitere Interessenten gemeldet."

Die meisten Kläger hätten Investitionen zwischen 100.000 und 500.000 Euro getätigt. Die Bandbreite der Anlage-Summen in griechische Anleihen reiche aber von 10.000 bis zu drei Millionen Euro. Wer allerdings das Angebot zum Umtausch angenommen habe, habe wohl keine Chance auf Entschädigung. Die Klagen würden wahrscheinlich in Washington eingereicht, weil man von Gerichten in Athen keine ausreichende Unabhängigkeit erwarte, sagte Gröpper.

Die Kläger fühlen sich von ihren Banken falsch beraten. Außerdem soll Griechenland haften, weil der Zwangsumtausch nicht mit dem deutsch-griechischen Investitionsschutzabkommen vereinbar sei. Dieser Vertrag schütze deutsche Anleger vor politischen Risiken.

Die Hilfe ist nach Worten von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble durch den erfolgreichen Schuldenschnitt gesichert. Im Lauf der Woche könne die formelle Freigabe erteilt werden, sobald die letzten förmlichen Voraussetzungen erfüllt seien, sagte Schäuble vor dem Treffen der Eurogruppe in Brüssel. Unter anderem müsse der Haushaltsausschuss des Bundestages noch einmal informiert werden.

© Reuters/dapd/bero/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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