Alternative Suchmaschinen:Googeln für den Regenwald statt für Google

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Eine Ente ist das Markenzeichen der anonymen Suchmaschine DuckDuckGo. (Foto: N/A)

Google und Co. verdienen Milliarden - auch mit den Daten ihrer Nutzer. Kleinere Suchmachinen versuchen sich auf dem Markt zu etablieren, indem sie das genaue Gegenteil tun: Sie spenden ihre Einnahmen oder versprechen anonyme Suche.

Von Julia Löffelholz, München

Etwa 3,5 Milliarden Suchanfragen beantwortet Google jeden Tag weltweit. 140 Millionen sind es allein in Deutschland. Damit laufen hierzulande mehr als 90 Prozent aller Suchen über den amerikanischen Internetkonzern, Tendenz steigend. Nur Yahoo und Bing kommen international auf Marktanteile von mehr als einem Prozent.

Aber "googeln" kann man auch woanders - und zwar ohne dem Marktführer noch mehr Informationen in seine Datenbanken und Geld in seine Kassen zu spülen. Kleine Anbieter abseits der großen drei sind in Nischen erfolgreich. Vor allem Plattformen, die eine anonyme Suche anbieten, werden spätestens seit den Enthüllungen des früheren amerikanischen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden immer beliebter. Andere spenden einen Teil ihrer Einkünfte, verzichten auf personalisierte Werbung oder spezialisieren sich auf ein Fachgebiet, beispielsweise Musik oder Social Media.

DuckDuckGo, Ixquick und Qwant: Anonym Surfen

"Die Suchmaschine, die Sie nicht verfolgt" - mit diesem Slogan wirbt DuckDuckGo. Die amerikanische Firma, die seit September 2008 online ist, speichert keine Daten der User, weder IP-Adressen noch Suchanfragen. Auch auf personalisierte Werbung verzichtet das Unternehmen. Ähnliche Konzepte verfolgen auch andere Anbieter, so Ixquick und Qwant. Und das mit Erfolg. Seit dem Fall Snowden wächst ihre Reichweite ständig. Bei DuckDuckGo verdreifachten sich die Suchanfragen sogar.

In Zahlen bedeutet das für DuckDuckGo durchschnittlich fünf Millionen Suchanfragen pro Tag und mehr als eine Milliarde Anfragen im vergangenen Jahr. Die Suchergebnisse bezieht das Unternehmen nicht aus einer Quelle, es greift vielmehr auf über 100 Dienste zurück, darunter Wikipedia, Yahoo, Bing, aber auch auf das firmeneigene Programm DuckDuckBot. Zudem ist es möglich, Seiten mit kommerziellen Absichten weitgehend aus den Suchergebnissen auszufiltern.

Allerdings befürchten manche europäischen Nutzer, dass sich auch DuckDuckGo dem Zugriff der US-Geheimdienste nicht entziehen kann. Diese Ängste will das Unternehmen den Menschen nehmen. "Wir speichern keine Informationen von Nutzern. Deshalb gibt es bei uns auch keine persönlichen Daten zu holen", sagt Firmengründer Gabriel Weinberg.

Mit der Suche in Europa bleiben

Alternativen für Leute, die dennoch eine anonyme Suche über Server in Europa bevorzugen, sind beispielsweise der französische Anbieter Qwant und Ixquick aus den Niederlanden. Ixquick, das nach eigenen Angaben knapp fünf Millionen Suchanfragen pro Tag beantwortet, bietet seinen Nutzern noch einen zusätzlichen Schutz: Ein Proxy-Service ermöglicht es auf Wunsch, auch Seiten, die über Ixquick als Suchergebnisse angezeigt werden, anonym zu besuchen. Die Seitenanbieter sehen dann nicht die IP-Adresse des Nutzers, sondern nur die von Ixquick.

Qwant setzt nicht nur auf Anonymität, sondern auch auf ein Design, das sich von anderen Anbietern abhebt. Die Suchergebnisse, die aus einer eigenen Suchtechnologie stammen, erscheinen als Tabelle, sortiert nach Gebieten wie beispielsweise Netz, Nachrichten, Soziale Netzwerke und Einkaufen.

DuckDuckGo und Ixquick finanzieren sich wie die meisten anderen Suchmaschinenanbieter durch Werbeanzeigen. Doch im Gegensatz zu Google richten sich die Anzeigen nur nach dem Suchbegriff, den der Nutzer ins Suchfeld eingibt. Bei Google haben auch die durch Datenspeicherung bekannt gewordenen Interessen den Nutzers Einfluss auf die angezeigte Werbung. Qwant will mit dem Verkauf seiner Suchtechnologie Geld verdienen.

Grüne Wälder und neu gepflanzte Bäume sind auf der Startseite von Ecosia zu sehen. Sie symbolisieren das Ziel der Suchmaschine: den Kampf gegen die Abholzung des Regenwalds. Das Unternehmen Ecosia mit Sitz in Wittenberg bei Berlin wurde im Jahr 2009 von Christian Kroll gegründet, der die Idee von einer Reise durch Südamerika mitgebracht hatte. Dort war er auf die Bedeutung des Regenwaldes für den Klimawandel aufmerksam geworden.

Ecosia spendet nach eigenen Angaben 80 Prozent seiner Einnahmen an die Naturschutzorganisation The Nature Conservancy. Diese hat sich mit dem Projekt " Plant a billion trees" - pflanze eine Milliarde Bäume - zur Aufgabe gemacht, die Fläche des brasilianischen Regenwaldes zu vergrößern. Das Geld, das an The Nature Conservancy fließe, werde wiederum zu 80 Prozent ausgegeben, um Bäume zu pflanzen, erklärt Ecosia-Sprecherin Shannon Smith. Die übrigen 20 Prozent entfielen auf Verwaltungskosten.

Insgesamt hat Ecosia nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten 503 761 Euro gespendet. Seit August 2013 seien davon 556 841 Bäume gepflanzt worden. Die Spendenquittungen veröffentlicht Ecosia monatlich auf seiner Internetseite.

Nutzerdaten landen bei Yahoo

Bis August 2013 arbeitete Ecosia mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) zusammen. Bis dahin wurden von dem gespendeten Geld keine Bäume gepflanzt, sondern bestehender Regenwald geschützt. Als andere WWF-Projekte in die Kritik gerieten, wechselte Ecosia den Partner. "Viele unserer Nutzer haben sich eine andere Organisation gewünscht", sagt Ecosia-Sprecherin Smith.

Das Geld, das Ecosia einnimmt, stammt aus dem Erlös von Werbeanzeigen. Diese werden dem Unternehmen von Yahoo zur Verfügung gestellt, der Gewinn wird zwischen Yahoo und Ecosia geteilt. Die Suchergebnisse stammen ebenfalls von Yahoo, was bedeutet, dass auch die Daten der User am Ende bei der US-Suchmaschine landen.

Mittlerweile verzeichnet Ecosia monatlich mehr als zwei Millionen Nutzer, die insgesamt etwa 20 Millionen Suchanfragen stellen. Pro Tag sind es durchschnittlich 630 000 Anfragen. "Zwei Drittel der Anfragen kommen aus Deutschland, aber auch in Frankreich, Österreich und der Schweiz nutzen Leute unsere Suchmaschine", erklärt Smith. Ein Baum kostet ihren Angaben nach etwa einen US-Dollar. Die Ansage auf der Internetseite "Du hast dabei geholfen, einen Baum zu pflanzen" ist daher wörtlich zu nehmen: Pro Suchanfrage spendet Ecosia durchschnittlich 0,4 Cent.

Etwa um den gleichen Betrag geht es auch bei der Suchmaschine Benefind. Nur dass das Geld hier nicht in die Rettung des Regenwaldes fließt, sondern die Nutzer sich selbst aussuchen können, für welchen guten Zweck sie einen halben Cent pro Suche spenden. Zur Auswahl stehen 1236 wohltätige Organisationen aus ganz Deutschland, darunter die Welthungerhilfe, die Tafeln und das Deutsche Rote Kreuz, aber auch kleine Vereine und Einrichtungen.

"Wir haben uns die Frage gestellt, wie man einen kleinen Teil des riesigen Such-Traffics im Internet für die gute Sache nutzen kann", beschreibt Geschäftsführer Christian Zalesky die Idee hinter Benefind. Seit die Suchmaschine im Juli 2009 online gegangen ist, sei sie stetig gewachsen. Insgesamt fließen nach Zaleskys Angaben 70 Prozent der Werbeeinnahmen an die registrierten Organisationen. Hinzu kommen noch 70 Prozent der Einnahmen aus Provisionen, die Benefind erhält, wenn über die Suche in einem Onlineshop eingekauft wird. Etwa 100 000 Euro hat Benefind nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr gespendet.

Nur in Deutschland verfügbar

Als Organisation kann sich jede wohltätige Organisation registrieren lassen, die steuerlich als gemeinnützig anerkannt ist. Die aktuellen Spendensummen für die einzelnen Organisationen lassen sich auf der Internetseite einsehen. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen veröffentlicht Benefind jedoch keine Spendenquittungen. Die Suchergebnisse und Werbeanzeigen erhält Benefind ebenfalls kostenlos von Yahoo. Yahoo erhält im Gegenzug einen Teil der Werbeeinnahmen. Bei der Shop-Suche kooperiert das Unternehmen mit Adgoal und Twenga.

Bisher ist die Suchmaschine nur in deutscher Sprache verfügbar. Sie folgt aber dem Beispiel der amerikanischen Suchmaschine goodsearch.com. Dort können Nutzer für wohltätige Organisationen und Projekte in den USA spenden.

© SZ vom 05.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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