Mehr als 30 Jahre ist die Kernschmelze im amerikanischen Atomkraftwerk Harrisburg her, der GAU in Tschernobyl liegt 23 Jahre zurück - mit der Zeit haben sich die Argumente für die Atomkraft verändert.
Wurde damals eher politisch argumentiert, weisen die Befürworter inzwischen mit Nachdruck auf die Klimafreundlichkeit der Kernkraft hin - und ihren ökonomischen Nutzen. Elektrizität aus Atomkraftwerken nutze den Verbrauchern: Strom, sauber und billig, und das in Zeiten von Klimaerwärmung und steigenden Energiepreisen.
"Die Atomkraft", erklärt Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow, trage "zur Dämpfung der Strompreise bei."
Mit diesen Argumenten dringen hierzulande die vier großen Stromkonzerne für eine Verlängerung der Restlaufzeiten der verbliebenen 17 Meiler. Ausschlaggebend dürfte bei RWE, Eon, Vattenfall und EnBW dabei vor allem der Profit sein, den alte AKWs abwerfen.
Auf etwa eine Million Euro Gewinn schätzt Lutz Mez von der Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin den Gewinn, den ein abgeschriebener Meiler abwirft - pro Tag.
Abgeschrieben ist ein Kraftwerk nach 19 Jahren, dann, wenn die Finanzierungskosten getilgt sind. Dies trifft auf fast alle deutschen Atomkraftwerke zu.
Ein Tag - eine Million
Vattenfall, das die Anlagen Brunsbüttel und Krümmel betreibt, bestätigt im Gespräch mit sueddeutsche.de, wie viel Geld dem schwedischen Stromkonzern durch die Abschaltung beider Meiler entgangen ist: "Etwa eine Million Euro Ausfall pro Tag", räumt Sprecherin Barbara Meyer-Bukow ein.
Ohne Störfälle hätte Vattenfall mit den Pannen-Meilern mehr als 730 Millionen Euro in den vergangenen zwei Jahren gemacht.
Eine "Gelddruckmaschine" sei so ein altes Kraftwerk, sagt Mez im Gespräch mit sueddeutsche.de. Voraussetzung für den satten Gewinn ist allerdings, dass "es läuft", der Strompreis möglichst hoch ist und die Wartungskosten sich im Rahmen halten.
Hier setzt die Kritik von Greenpeace an: Die Stromkonzerne würden mit der Nachrüstung der alten Meiler zögern, nach dem Motto "Der wird ja eh bald abgeschaltet", sagt Heinz Smital von der Umweltorganisation im Gespräch mit sueddeutsche.de.