Versicherer:Allianz gibt sich selbstbewusst trotz Milliardenskandal

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Stolz wehen die Allianz-Fahnen im Wind. Dabei haben Mitarbeiter einen milliardenschweren Schaden verursacht. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Allianz erwartet nach einem Skandal in den USA auf Geldstrafen von der Börsenaufsicht und dem Justizministerium. Die Aktionäre halten dem Management dennoch die Treue.

Von Christian Bellmann, Köln

Abhaken und nach vorne schauen - so versucht Allianz-Chef Oliver Bäte, sein derzeit größtes und teuerstes Problem zu lösen. Der "Structured-Alpha"-Skandal in den USA wird die Allianz deutlich mehr als 4 Milliarden Euro kosten. Allianz Global Investors, eine Tochter des Münchener Versicherungskonzerns, hatte Anlegern versprochen, dass ihre sogenannten "Structured-Alpha"-Fonds höhere Gewinne bringen als andere Anlagen und sie gleichzeitig gegen hohe Schwankungen schützen. Käufer waren vor allem Großanleger wie die Pensionsfonds der Lehrer im Bundesstaat Arkansas und der U-Bahn-Fahrer in New York. Doch die Fonds brachten den Anlegern Milliardenverluste ein, als die Börsen nach dem Pandemieausbruch im Frühjahr 2020 verrückt spielten. Anleger hatten die Allianz daraufhin auf rund sechs Milliarden Dollar verklagt, außerdem ermitteln die Börsenaufsicht und das US-Justizministerium wegen Betrugs.

Die Allianz hat bereits 3,7 Milliarden Euro an geschädigte Investoren gezahlt, doch dabei wird es wohl nicht bleiben, ließ Bäte bei der Hauptversammlung am Mittwoch durchblicken. Wie teuer es am Ende genau wird, wollte er wegen der laufenden Vorgänge nicht sagen. Es ist noch unklar, wie hoch mögliche Geldstrafen des Justizministeriums und der Börsenaufsicht ausfallen werden. Analysten halten eine Gesamtbelastung von mehr als 5 Milliarden Euro für denkbar. Bäte gab sich dennoch optimistisch: "Wir wollen das rechtlich und auch finanziell sehr schnell hinter uns bringen."

Der Aktienkurs reagierte bis zum Nachmittag mit einem leichten Fall auf 215,40 Euro. Bei der Hauptversammlung musste sich das Management harsche Kritik von Anlegern und Aktionärsvertretern gefallen lassen. Die hohen Summen, die der Skandal den Versicherer kostet, seien "eine Menge Holz", monierte Daniela Bergdolt, Vize-Präsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Verluste seien "eine absolute Katastrophe", auch deswegen dümple der Aktienkurs vor sich hin. Auch Ingo Speich von der Deka Bank kritisierte, 2021 sei für Aktionäre ein verlorenes Jahr gewesen, habe sich die Allianz-Aktie doch zehn Prozent schlechter entwickelt als der Versicherungssektor insgesamt. "Structured Alpha hat das Vertrauen in das Allianz-Management in den Grundfesten erschüttert", stellte er fest.

Und dennoch halten die Aktionäre der Allianz und ihrem Chef die Treue. Denn Vorstandschef Bäte zieht alle Register, um sie bei Laune zu halten, es ist ein teures Unterfangen. Trotz der Milliardenbelastung soll die Dividende um 12,5 Prozent auf 10,80 Euro steigen. In den kommenden Jahren sollen mindestens 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden, die Dividende soll jedes Jahr um mindestens fünf Prozent zulegen.

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