Agrar:Regiomat mit frischer Ware: Grillwürstchen rund um die Uhr

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Dannenberg (dpa) - Jens Petermann bringt die Sache auf den Punkt. "In strukturschwachen ländlichen Regionen müssen wir uns etwas einfallen lassen, wenn immer mehr Läden und Supermärkte schließen", sagt der Geschäftsführer der Produktivgenossenschaft Dannenberg (Märkisch-Oderland).

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Dannenberg (dpa) - Jens Petermann bringt die Sache auf den Punkt. „In strukturschwachen ländlichen Regionen müssen wir uns etwas einfallen lassen, wenn immer mehr Läden und Supermärkte schließen“, sagt der Geschäftsführer der Produktivgenossenschaft Dannenberg (Märkisch-Oderland).

Seine Lösung heißt „Horst“ und ist ein Regiomat - ein Automat, der Kunden keinen Schokoriegel, sondern regionale Produkte bietet: frische Eier, Butter, Rapsöl sowie Rindfleisch und Würstchen aus eigener Schlachtung des Betriebes. „Der Mitnahmeeffekt ist erstaunlich“, sagt Petermann, der „Horst“ Anfang April in den Dienst des kleinen Agrarbetriebes mit zwölf Beschäftigten gestellt hat.

Der Regiomat ist eigentlich eine Weiterentwicklung der ersten Milchtankstelle in Märkisch-Oderland, die die Produktivgenossenschaft seit fast vier Jahren betreibt. Für einen Euro, den der Kunde in den Geldschlitz steckt, bekommt er einen Liter Rohmilch mit einem Fettgehalt von fast vier Prozent in einer PET-Flasche. Vor dem Verzehr sollte die Milch allerdings abgekocht werden. Sie stammt von den 160 betriebseigenen Kühen. „Insgesamt haben wir inklusive unserer Nachzuchten 360 Kühe, von denen einige auch geschlachtet werden“, sagt der Dannenberger Chef.

Normalerweise wird das Fleisch ebenso wie andere ländliche Produkte im Hofladen des Betriebes verkauft. Doch Stammkunden benötigten Waren auch außerhalb der Öffnungszeiten. So kam „Horst“ ins Spiel. „Die Fleischprodukte müssen eingeschweißt sein und kontinuierlich bei vier bis sieben Grad gekühlt werden“, sagt Ralph Bötticher, Chef des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Landkreises. Dabei würden die gleichen Kriterien wie in einem normalen Laden gelten. Genauso würde auch der Regiomat von seinem Amt regelmäßig kontrolliert. „Die Idee einer Direktvermarktung auch am Wochenende ist wirklich gut“, findet Bötticher.

Auch andernorts ist die Nachfrage groß. In Steinbeck hat die Agrargenossenschaft Höhe bereits eine Milchtankstelle aufgestellt, mit der das Unternehmen gute Erfahrungen gemacht hat. 150 Liter Rohmilch gehen täglich weg. Auch ein Regiomat ist vorhanden, der Ende Juni offiziell in Betrieb genommen werden. Neben Eiern, Lein- und Rapsöl sowie Honig aus eigener Produktion wird es auch hier Grillwürstchen geben, wenn auch noch nicht selbstgemacht, sondern von Fleischern aus der Region. Abgepackt in der 550-Gramm-Portion kosten Bratwürste 4,50 Euro. Für ein Kilogramm Grillfleisch zahlt der Kunde am Regiomaten 7,50 Euro.

„Unsere Genossenschaft gibt es seit 25 Jahren. Oftmals wurden wir gefragt, wo es das, was wir produzieren, zu kaufen gibt“, erinnert sich Vorstand Regina Helbig. Eine Molkerei gebe es in Brandenburg gar nicht mehr. Auch die anderen Erzeugnisse liefere der Betrieb an große Konzerne. „Das Bewustsein der Leute ist erst in den vergangenen Jahren gewachsen. Jetzt wollen sie wissen, wo die Lebensmittel herkommen, die sie essen“, erklärt Geschäftsführerin Nicole Winkelmann. Ab dem kommenden Frühjahr soll es im Steinbecker Regiomaten auch eigene Wildfleisch-Produkte geben. „Wir haben jetzt ein eigenes 350 Hektar großes Jagdgebiet nebst einem eigenen Jäger.“

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